von Guernsey nach Brest

Am nächsten Tag, dem Samstag, warteten wir auf unser 5. Crewmitglied, Udo. Udo_5CrewDie Ankunftszeit war für 13:00 Uhr vorgesehen. Wegen Reifenwechsel und Startbahnsperrung verspätete sich der Flieger allerdings um 90 Minuten. Alles kein Problem, da wir sowieso erst wieder ca. 2,5 h vor Hochwasser, also gegen 1800 Uhr Ortszeit, den Hafen verlassen konnten.
Erst dann konnte unser Schiff die Schwelle in der Hafeneinfahrt überfahren. Ilona, Volker und Christopher gingen noch einmal zum Einkauf. Ich blieb an Bord und kämpfte mit dem Satellitentelefon und dem Datentransfer. Ein kurzer Verbindungsaufbau per Computer ist mir zwar gelungen, aber das Einloggen auf dem vorgesehenen Server klappte nicht. Danach war meine konfigurierte COM-Schnittstelle „weg“. Naja, für die Biskaya ist der Wetterdatenabruf für die 3 Tage nicht zwingend nötig. Die ganze Konfiguration werde ich Boathousenoch einmal in Ruhe vornehmen müssen. Udo erreichte den Hafen erst gegen 1600 Uhr, da eine pfiffige Busfahrerin alle ankommenden Passagiere in ihren Bus lotste und mit ihnen eine Inselrundfahrt veranstaltete. Ein wenig Urlaub muss ja auch sein. Wir gingen noch einmal ins „Boathouse“ zum Essen bevor wir gegen 1830 Ortszeit ablegten. Start_GuernseyZunächst erwartete uns guter Wind und wir segelten die ersten 3 Meilen zum südlichsten Punkt Guernseys. Dort ließ der Wind nach und der Strom versetzte uns extrem Richtung Osten. Wir mussten nach Westen. Super. Mit 2-3 Knoten fuhren wir mit Motorkraft westwärts. Nächster Ansteuerungspunkt 100 Seemeilen Westsüdwest. Ab 2200 Uhr hatten wir die Wache eingeteilt. Auf besonderen Wunsch sollten immer zwei Personen anwesend sein. Das hieß aber auch, das jeder nur max. 3 Stunden am Stück Schlaf hatte. Der Wind kam zu allem Überfluß wieder direkt von vorne. Der Bericht hatte das Drehen des Windes auf Nordwest früher angekündigt. So motorten wir durch die Dünung und kabbelige See bis zum Morgen. Dann war es endlich so weit und wir konnten Segel setzen. Unter Segel hat das Boot eine wesentlich stabilere Lage in der kabbeligen See. Bis Mittag ging das gut, dann schlief der Wind wieder ein. Die Wellen blieben! Sehr magenunfreundlich. Es war keine schöne Überfahrt. Nur die Sonne spielte mit. Um 1400 Uhr waren wir ca. 10 Seemeilen vom „Chenal du four“ entfernt. Für unsere Südroute setzt der Strom ab Hochwasser Brest. Hochwasser Brest war um 1816 Uhr. Passt zu der etwas unglücklichen Überfahrt. Bis 1800 Uhr können wir nicht warten. Nach dem Kanal sind es nochmal 17 Nm bis Brest. Wir wollten heute noch ankommen. Also durch den Kanal mit Gegenstrom. Der war allerdings nicht mehr so stark, da wir uns der Hochwasserzeit näherten. Am südlichen Ende soll der Strom bis zu 6 kn stark werden. Wir erreichten das südliche Ende bei der Umkehr des Stroms.Hubschrauber Also ging das noch einmal einigermaßen gut. Wir bogen nach Osten in die vorgelagerte Bucht ab und konnten schon die schmale Durchfahrt nach Brest sehen. Ein Hubschrauber überflog die Bucht zwei Mal. Beim dritten Mal steuerte er genau auf uns zu und ging ca. 50 m von uns entfernt runter. Wir dachten, wir werden jetzt Zeugen einer aufregenden Übung und die Besatzung seilt sich ab. Dem war aber nicht so. Der Mann in der Seitentür des Hubschraubers winkte uns zu, zeigte uns ein Hinweisschild auf französisch, welches wir natürlich nicht entziffern konnten und machte uns dann durch Handzeichen irgendwie klar, dass wir Richtung Backbord abdrehen sollten. Als wir das Manöver fuhren, war er zufrieden und eilte davon. U_Boot10 Minuten später erkannten wir den Grund. Ein U-Boot der französischen Marine fuhr hinaus auf den Atlantik und wir sollten möglichst weit davon weg sein. Sie hatten aber nicht das Teleobjektiv meines Bruder bedacht. Auf der Brücke konnten wir durch das Teleobjektiv erkennen, dass Grönemeyer nicht dabei war. Das war doch eine willkommene Abwechslung. Jetzt nur noch die 7 Seemeilen und wir sind in Brest. Aber was macht das Ansteuerung_BrestWasser nach Hochwasser? Es läuft ab, man nennt es auch Ebbe. Und wie läuft es durch eine schmale Einfahrt? Sehr schnell. Wieder 4 kn Gegenstrom und die Ankunft verzögerte sich noch einmal um eine Stunde. Wir wählten auch gleich die erste Marina, Marina du Chateau. Um 2230 Uhr machten wir dort fest und bereiteten erst einmal das Abendessen, Spaghetti Bolgnese. Das hatten wir uns jetzt mehr als verdient. 152 Nm in 28 Stunden.