Biscayadurchquerung, 2. Tag

Udo hatte gleich die Wache von 0200 bis 0400 Uhr gezogen und dabei wohl auch am meisten erlebt. Ein zweiter Segler begleitete uns eine Zeit in gewisser Entfernung, änderte seine Kurs und kam dann direkt auf uns zu. Aus dem AIS war Udo sein Schiffsname bekannt und er funkte ihn an. Er meldete sich auch und war ganz erstaunt. Wenn das für uns ein Problem wäre, dann sollten wir doch unseren Kurs um 10 Grad ändern. Er war allerdings ausweichpflichtig. Nachdem die Standpunkte ausgetauscht waren legte er sein Funkgerät beiseite. Nachdem die Sache dann bedrohlicher wurde, weil er nämlich seinen Kurs beibehielt, funkte ihn Udo erneut an und machte ihm deutlich, dass ein Unfall kurz bevor stünde und er der Verursacher sei. Darauf hin änderte er seinen Kurs und für nur einige Meter hinter uns durch. Ich hatte eine der guten Wachen für die erste Nacht erwischt: von 0600 bis um 0800 Uhr. Also prinzipiell die Nacht durchschlafen und dann die Morgensonne genießen.
Biscaya2_Sonnenaufgang Mit dem Durchschlafen neben dem Diesel ist das so eine Sache. Und das ungewohnte rechts und links Kippen des Bettes macht das Schlafen nicht einfacher. Morgens hatte ich den Eindruck, überhaupt nicht geschlafen zu haben. Udos Funkaktion hatte ich aber nicht mitbekommen. Also muss ich wohl doch geschlafen haben. Um 0600 übernahm ich meine Wache. Die Sonne ging auf und, wie der Wetterbericht es vorausgesagt hatte, es begann ein schöner Tag mit Sonne pur. Um 0700 Uhr saß ich am Kartentisch und trug unsere Position in die Karte ein. Als ich den Kurs vom Plotter ablesen wollte drehte das Schiff einen Kreis. Der elektrische Autopilot war ausgefallen. Also musste ich selbst steuern. Ende der schönen Wache. Um kurz nach 0800 kam Volker aus seiner Koje, dann Udo, später Ilona und Christopher. Der Wind kam von hinten mit 13 Knoten, also etwa 4 Bft.  Volker und ich setzten zunächst die Genua. Biscaya2_Frühstück Anschließend bereitete er das Frühstück. Danach beschlossen wir, den Blister zu setzen. Tatsächlich machten wir gute 6 Knoten Fahrt. Jetzt war die Zeit für unseren Windpilot gekommen. Mit einigen Probeeinstellungen des „Ruderblattes“ vom Windpilot und dem exakten Austarieren mit Kurs, Ruderstellung und Wind, verrichtete das System seine Arbeit. Ein schönes Gefühl. Kein Motorengeräusch, kein Suren des elektrisch Autopiloten und trotzdem laufen die 12 Tonnen wie von Geisterhand mit 6 Knoten durch das Wasser. So konnten wir den Tag wieder genießen. Biscaya2_Angeln Die Delphine ließen auch nicht lange auf sich warte. In einiger Entfernung schienen sie zu jagen. Einige sprangen hoch aus dem Wasser und ließen sich klatschend wieder auf das Wasser fallen. So, als wenn sie einen Fischschwarm in eine Richtung treiben wollen. Die Sonne brannte und wir mussten das Bimini ausklappen um ein wenig Schatten im Cockpit zu haben. Am späten Nachmittag ließ der Wind etwas nach und wir diskutierten über die Nachtfahrt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit mussten wir mit Motor fahren. Also sollten wir uns jetzt an den elektrischen Autopiloten ranmachen. Der Elektromotor mit Kupplung und Planetengetriebe war uns nicht ganz unbekannt. In den Jahren zuvor hatten wir schon zwei Mal das Vergnügen. Biscaya2_Autopilot Das Ausbauen ist fast nur zu Zweit möglich und man muss sich ganz schön verbiegen. Dann zerlegten wir das Monstrum. Nachdem alle Zahnräder auf dem Cockpitboden lagen, fiel uns das Kupplungsgegenstück entgegen. Die vier Schrauben hatten sich gelöst. Zwei waren ganz geblieben und lagen im Fett des Getriebegehäuses. Dort hatten sie drei Zahnräder leicht beschädigt. Die zwei anderen Schrauben lagen nur zur Hälfte im Gehäuse, die andere Hälfte stecke noch im Gewinde. Eine Restschraube konnten wir aus dem Gewinde heraus pulen. Die zweite ließ sich auch mit Akkubohrmaschine nicht entfernen. So bauten wir alles wieder mit drei Schrauben zusammen. Auch das Planetengetriebe funktionierte nach dem zusammenstecken mit den leicht beschädigten Zahnrädern. Ein kurzer Test, nachdem der Autopilot wieder elektrisch angeschlossen war, zeigte, dass alles wieder läuft. Also nur noch einbauen. Biscaya2_Nachtwache So kam der Abend recht schnell und wir konnten für die Nacht wieder auf unseren elektrischen Helfer bauen. Meine Schicht begann in dieser Nacht um 0200 Uhr. Also letzte ich mich auch bereits um 2200 Uhr in die Koje. So richtig müde war ich nicht. Also konnte ich bei diesem Lärm auch nicht gut schlafen.