Biscayadurchquerung, 3. Tag

Trotzdem wurde ich um 0155 Uhr von der Weckfunktion des iPhones geweckt. Die volle Montur anziehen und Ilona ablösen. Keine besonderen Vorkommnisse. 10 Minuten später kamen die Delphine. Sie begleiteten mich die ganzen 2 Stunden und Christophers anschließende Wache auch noch weitere 90 Minuten. Auf dem Plotter war das AIS-Signal von einem Tanker und einem Frachter zu sehen. Der Tanker kam von Backbord auf uns zu und der Frachter hatte genau Gegenkurs. Den Tanker konnte ich am Ende meiner Wache in der Ferne ausmachen. Den Frachter habe ich nicht mehr gesehen. Beide Fahrzeuge kamen und nicht näher als 3 Seemeilen. Zumindest hatte man eine Beschäftigung. Mein Bruder, Volker, hatte die letzte Wache. Der Himmel war bedeckt und der Wind schwach. Wir frühstückten und bummelten die Zeit etwas ab. Gegen 1000 Uhr waren die Wolken verschwunden und der Wind frischte wieder auf die versprochenen 3-4 Bft. auf. Wir setzten den Blister und stellten den Windpiloten ein.  Biscaya3_BlisterNur die angekündigte Winddrehung auf Nord bis Nordwest blieb aus. Der Wind kam immer aus Nordost und für unseren Blister und Kurs zu sehr achterlich. Weil wir jetzt schon fast alles ausprobiert hatten, war es nur logisch jetzt unser Passatsegel zu setzen. D.h. gegen Mittag bargen wir den Blister, setzten die Genua auf Steuerbord und baumten sie aus. Dann installierten wir unserer Kutterstag und setzten die Leichtwindgenua ausgebaumt auf Backbord. Biscaya3_Sextant Für den achterlichen Wind und den Windpiloten eine bessere Konstellation. Auf ein Spi haben wir bewußt verzichtet.Biscaya3_Passatsegel Wir machten gute Fahrt, der Wind frischte weiter auf und die Entfernung zum Cabo Prior, 12 Nm vor La Coruna, schmolz so dahin. Jetzt war absehbar, dass wir die dritte Nachtwache nicht mehr benötigen. Auf unserem Plotter tummelten sich jetzt schon wieder Fischer und Frachter. Und dann passierte es auch wieder. Die riesige Weite des Meers und genau vor und ein Fischer. Unberechenbar. Fährt er weiter? Dreht er? Wahrscheinlich zieht er ein Netz hinter sich her. Und zu allem Überfluss kommt von hinten ein Frachter direkt auf uns zu. Dreht aber auch ab, da er dem Fischer ausweichen muss.  Biscaya3_Fischer   Wir, mit unserer  ausgebaumten Besegelung, nur begrenzt manövrierfähig – wir wollten unsere Besegelung ja nicht ändern – drehten dann nur ein wenig Richtung Backbord ab, nachdem klar war, dass der Frachter uns genügend Raum lässt. Alles letztendlich kein Problem, aber merkwürdig, dass es bei einer solchen Weite zu diesen Begegnungen kommt.  Um 1900 Uhr kam Land in Sicht. Biscaya3_LandinSicht Die ersten SMS erreichte die Crew. Kurz vor Cabo Prior holten wir die Leichtwindgenua rein und verstauten beide Bäume.Biscaya3_Segel_bergen  So fuhren wir nur noch mit der Genua, immer noch mit 5 Knoten. Ein ruhiges Segeln, perfekt für das Abendessen. Im Dunkeln kam die Marina Coruna immer näher. Zeitgleich rauschte eine ganze Fischerflotte an uns vorbei zurück in den Hafen. Wir hielten tapfer Kurs und machten um 2346 Uhr in der Marina Coruna am Steg 3, Nr. 31, fest. Das beleuchtete Castell auf der einen Seite und das Wahrzeichen Corunas, der Turm auf dem Wellenbrecher, auf der anderen Seite. Geschafft! Mit Bier, Prosecco, Chips und „Bang, Bum, Bang“ feierten wir unsere Biskaya-Überfahrt (61 Stunden und 370 Nm).
Biscaya3_Schiffsverkehr