Entspannung zur Halbzeit

Donnerstag, der 12.5.2016. Volker übergibt mir um 0600 Uhr das Steuer. Der Wind kommt mit 6-10 kn aus Ost. Wir machen vielleicht noch 3 kn Fahrt. Aber zunächst wollen wir noch weiter segeln. Um 0800 prüfen wir unser Tages-Etmal: 128 Nm. Das ist natürlich gross_als_stuetzedeutlich weniger als die Tage zuvor, aber immerhin noch völlig im Soll bei durchschnittlich etwa 5 kn Geschwindigkeit. Der Wind pendelt sich jetzt bei 6 kn ein und wir entschließen uns, den Blister noch einmal zu testen. Als der Blister steht, stellt sich heraus, dass der Wind zu schwach für unseren Kurs ist. Der Blister fällt immer wieder ein. Wir bergen das Segel und starten um 1000 Uhr den Motor. Mit gesetztem Groß und Motor setzen wir unsere Fahrt fort. Ohne das Groß fehlt dem Schiff Stabilität und würde ungleich mehr in den Wellen schaukeln. Durch den einschlafenden Wind werden auch die Wellen wesentlich kleiner. Wir trauenangelschnurr uns unseren reparierten elektrischen Autopiloten zu nutzen. So wird die Weiterfahrt fast richtig gemütlich. Der Appetit kommt wieder und auch das Interesse an anderen Dingen. Die Hälfte der Strecke haben wir um 1330 Uhr Ortszeit hinter uns gebracht. Auch dies ist ein psychologisch wichtiger Punkt. Zuvor war die Strecke zurück immer kürzer als die zum Ziel. Jetzt wäre auch theoretisch ein Umkehren sinnlos. Um 1430 Uhr bereiten wir unsere Angel vor und schleppen anschließend den Köder hinter uns her. Sogar ein Buch zu lesen ist jetzt wieder über und unter Deck möglich und macht sogar Spaß. Um 1530 Uhr haben wir die geniale Idee mal wieder eine Dusche zu nehmen. Wasser haben wir so gut wie nichts verbraucht. Also kann jeder von uns ausgiebig die Heckdusche nutzen. Wir fühlen uns danach wieder wie Menschen. Es ist fast so, als wenn das Leben zurückkehrt. Die Angel holen wir in der abendessenAbenddämmerung sicherheitshalber ein. Kein Fisch hat uns den Gefallen getan in unseren Köder zu beißen. Also gibt es auch zum Abendessen keinen fangfrischen Fisch. Stattdessen essen wir heute mit außergewöhnlich gutem Appetit Spaghetti und Tomatensalat mit Thunfisch aus der Dose. Einziger kleiner Wehrmutstropfen an diesem Tag: das LED Positionslicht funktioniert nicht mehr, das Ankerlicht ist hingegen in Ordnung. Aber für diese Nacht ist das egal. Wir fahren unter Motor und haben genug Energie für die stromfressenden Glühbirnen der Standardnavigationslichter. Nach meiner Wache um 2000 Uhr lege ich mich in die Koje, lese noch ein wenig und schlafe dann erstaunlicher Weise richtig gut neben dem laufenden Dieselmotor ein. Während meiner Nachtwache von 0-2 Uhr probiere ich jetzt zum ersten Mal Musik über das iPhone zu hören. An Deck liegend, die Musik im Ohr und eine Stunde fast Vollmond und danach der klare Sternenhimmel. Das ist einfach fantastisch. Mit der Musik vergehen die beiden Wachstunden fast schon rasend schnell.

abenddaemmerung