White House Bay

White_House_Bay_LiegeplatzMontag, der 22.2.2016. Wir hatten uns, nach unserem anstrengenden gestrigen Sightseeing-Tag, einen Tag Pause an einem schönen Strand verdient. Und diesen Hängematte_Saschaschönen Strand hatten wir bereits gestern erreicht. Dieser Tag war also wirklich nur zum Ausspannen, Schwimmen und Erholen vorgesehen. Wir schliefen aus, frühstückten danach gemütlich und befestigten die Hängematte unter dem ausgestellten Baum. Vor dem Strand liegt ein Wrack und man kann gemütlich an der Küste entlang schnorcheln. Leider war das Wasser hier vom aufgewühlten Sand recht trübe. Was uns aber schon seit gestern gedanklich beschäftigt hat, war der Mast hinter dem Hügel. Laut Seekarte und Törnführer war hinterWhite_House_Bay_Strandbar dem Hügel einer der Salzseen dieser Halbinsel. Der Mast sah aus, wie von einem großen Segelschiff. Das war aber eigentlich unmöglich. Vielleicht handelt es sich um einen „getarnten“ Funkmast. Ich musste also an Land und das Rätsel lösen. Mit dem Dinghy fuhr ich zum Anleger an der Strandbar. Es stand dort immer noch ein Verbotsschild. Trotzdem befestigte ich das Dinghy und ging zum Security-Mann. Ich sagte ihm, dass ich doch sicher mein Dinghy dort liegen lassen Marina_Neubaukann. Er teilte mir mit, dass die Besitzer dies tagsüber nicht dulden. Erst wenn die Bar um 1700 Uhr öffnet, wäre das kein Problem. Er wär extra hier angestellt, um darauf zu achten. So ging ich zurück zumChristophe_Harbour Dinghy und fuhr ein paar Meter weiter zum Stand und zog dort das Dinghy in den Sand. Schon kurz nachdem ich unseren Strand landeinwärts verlassen Marina_Planhatte, sah ich, dass es sich bei dem Mast wirklich um ein großes Segelboot handelte. Unsere Karten hatte ich aber auch richtig gedeutet. Das Segelschiff lag im Salzsee mit einigen anderen großen Motoryachten. Unsere Karten und Informationen waren nicht so brandaktuell. Im Salzsee entsteht eine Marina für Luxusyachten: Christophe Harbour. Die Stege sind fast vollständig fertig und der Zugang zum offenen Meer ist aufgebaggert und betonnt. Selbst provisorische Sanitäranlagen und eine Art Kiosk gibt es bereits. Ansonsten befindet sich die Hafenanlage noch im Bau. Geplant ist anscheinend auch eine weitere Bebauung des White_House_Bay_Strandbar_Anlegerheute noch völlig freien Geländes. Die Marina ist ausschließlich für Superyachten vorgesehen. Schön, dass wir noch rechtzeitig hier waren, um alles in der noch fast ursprünglichen Landschaft zu sehen. Die gesamte Halbinsel Great Salt Pond besteht fast ausschließlich aus Natur. Das wird sich in naher Zukunft sicher ändern. Hoffen wir einmal, dass sich die Bebauung nur auf das Gelände um den neuen Hafen beschränkt.

White_House_Bay_SonnenuntergangUm 1700 Uhr fuhren wir gemeinsam zur Strandbar. Wir wollten den Sonnenuntergang von White_House_Bay_Strandbar_Abendhier aus bewundern und anschließend etwas essen und trinken. Auch ohne Live-Musik war das Ambiente sehr nett und wir schlossen den Abend mit einem schönen Cocktail.White_House_Bay_Strandbar_Cocktails

St. Kitts Inselrundfahrt

Basseterre von Süden

Basseterre von Süden

Sonntag, 21.2.2016. Nach einer weiteren verschaukelten Nacht machten wir uns nach

Percy, unser Taxifahrer

Percy, unser Taxifahrer

dem Frühstück, um kurz nach 0900 Uhr, auf den Weg in die Stadt. Wir wollten ein Taxi finden, welches uns zuerst zum Flughafen zur Immigration bringt und anschließend mit ins eine Inselrundfahrt unternimmt. Gleich an der Straße vom Hafen in die Stadt kam uns ein Taxi entgegen. Wir waren uns schnell einig. Die Fahrt zum Flughafen sollte 15 US$ kosten und die Inselrundfahrt anschließend 80 US$. Wir fanden das ganz in Ordnung. Eine andere deutsche Segelcrew hatte am Morgen, als sie mit dem Dinghy an unserem Boot vorbei kamen, gefragt ob wir gemeinsam zu Flughafen fahren wollen. Sie waren auf dem Weg zum Zoll. Da es viel zu

Flughafen Golden Rock

Flughafen Golden Rock

lange dauerte, hatten wir beschlossen alleine loszufahren. Sie, die andere deutsche Crew, wollte die Inselrundfahrt mit der Schmalspurbahn unternehmen, die in der Vergangenheit für den Transport des Zuckerrohrs eingesetzt wurde und entlang der Küste um die gesamte Insel fuhr. Wir hatten dies auch in Erwägung gezogen, aber auf Grund der größeren Flexibilität uns für das Taxi entschieden. Später erfuhren wir, dass die Bahn nur öffnet und fährt, wenn Cruising-Schiffe im Hafen liegen. Außerdem St. Kittsfährt die Bahn nur noch die Ostküste ab. Auf diese Weise sieht man nichts von der wesentlich interessanteren West- bzw. Karibikküste. Da keine Cruisingschiffe im Hafen lagen, war dies an diesem Sonntag sowieso keine Option mehr. Diese deutsche Segelcrew trafen wir bei unserer Inselrundfahrt wieder und erfuhren so über die Betriebszeiten der Bahn und dass wir fast identische Preise für das Taxi zahlen. Da Sascha täglich mehrere Liter Wasser trank, was sicherlich richtig ist, aber dennoch ungewöhnlich, da es schmackhaftere Getränke gibt, ging unsere erste Fahrt zum Supermarkt. Ich hoffte, dass wir, bzw. Sascha, an diesem Tag mit der Palette 0,33 Liter Wasserflaschen auskommen würden. Danach brachte uns unser Taxifahrer Percy zum nahegelegenen Flughafen „Golden Rock Airport“. Er zeigte uns den Weg zum Immigration und fuhr zwischenzeitlich

Hangover Tree

Hangover Tree

zu seinem Haus in der Nähe. Wir mussten den Zoll passieren und den Beamten dort erst einmal erklären, dass wir bereits im Hafen beim Zoll einklariert haben und jetzt nur noch zur Immigration wollten. Wir wurden dann durch das Flughafengebäude zu den Ankunftsschaltern begleitet. Auch diese Beamten waren nicht ganz so fit mit den Abläufen für eine Einreise einer Yacht. Hier dauerte das etwas länger und der gute Mann hatte einige Rückfragen bei seiner Kollegin. Dass trotzdem nicht alles so perfekt abgewickelt wurde, erfuhr ich später beim Ausklarieren. Aber wir hatten unsere Stempel im Pass. Als wir das Flughafengebäude verließen, kam Percy wieder angefahren. Jetzt konnten wir unsere Rundfahrt starten. Die ersten Stopps gehörten den Universitäten für Medizin und Veterinärmedizin. Viele US-Amerikaner kommen zum Studium auf diese Insel. Das erzählte uns Percy mit großem Stolz. Anscheinend kommt aber kaum ein Student in die Hauptstadt Basseterre. Wir hielten noch an einem Baum, welcher mit weißen Vögeln, meiner Meinung nach sind das wohl Kuhreiher (Cattle Egrets), voll besetzt war. Mich erinnerte dieser Baum an Grzimeks Tierfilme aus Afrika. Nach diesem Eindruck tauchten wir dann aber ab in die Geschichte der Insel und damit auch der Karibik.

Old Road Bay

Im Januar 1623 landete in der Bucht Old Road Bay Sir Thomas Warner, Kapitän der Englischen Flotte James I, mit seiner Familie und 14 anderen Briten. Er hatte den Auftrag für die Britische Krone eine Insel der kleinen Antillen zu kolonialisieren. Wegen der strategisch guten Lagen, der freundlichen Einwohner,  der Frischwasserdepots und der großen Salzvorkommen, entschied er sich für die Insel San Christóbal, die er später zu St. Christopher anglisierte und schließlich zu St. Kitts verkürzt wurde. Von hier aus begann die britische Kolonialisierung der Leeward Inseln. Zucker und Tabak hatten die Briten hergelockt. Das Anwesen der Warner Familie diente bis 1727 als Hauptstadt der Insel, die danach Basseterre wurde. Das friedliche Zusammenleben mit den Karibischen Einheimischen dauerte nur wenige Jahre

Bloody River heute

Bloody River heute

und endete mit dem Massaker am Bloody River 1626, wo von den Briten und Franzosen 200 Einheimische und 2.000 Indigene getötet wurden. Die Briten hatten 1625 einigen Franzosen, die nach einem Kampf gegen ein spanisches Kriegsschiff Zuflucht suchten, den Zugang zu St. Kitts gestattet. Von da an teilte sich die Insel in ein britisches und ein französisches Territorium. Die Siedler kultivierten und entwickelten die Plantagen.

Auf dem Weg zur Wingfield Pantage geht es durch die ursprüngliche Hauptstadt von St. Christóbal, die oberhalb von Old Road Bay lag.  Hier findet man einige Felszeichnungen der karibischen Ureinwohner (Petroglyphen). Das Bild zeigt originale Stein-Ritzereien der Ureinwohner. Die beiden Figuren sollen wohl Götter oder Geister darstellen. Die Wingfield Estate Fabrik steht als Beispiel für die Entwicklung der Plantagen in der Karibik.

Die ersten hier wachsenden und kommerziell genutzten Pflanzen waren Tabak, Baumwolle und Indigo. Ab 1682 wurde in der Wingfield Fabrik hauptsächlich Zuckerrohr

Zuckerrohr

Zuckerrohr

bearbeitet und eine neue Wasserkraft-Fabrik zur Umwandlung des Zuckersirups in Zucker erbaut. Während des 17. Und 18. Jahrhunderts wurde immer mehr Land kultiviert, die Fabrik erweitert und neben dem Zucker auch Molasse und Rum für den lokalen Markt und den Export produziert. Währen das Zuckerrohr immer von Hand geerntet werden musste, wurde in der Fabrik seit Ende der 1850er Dampf- und Wasserkraft eingesetzt. 1920 schloss die Fabrik und die Pflanzen wurden seit dem mit der Schmalspurbahn in die neue Zuckerfabrik in Basseterre gebracht.

Auf unserem Rückweg zum Bus konnten wir im dichten Busch noch einige der schwarzgesichtigen Samtaffen entdecken. Die Franzosen brachten die Affen mit auf die Insel. Diese fühlten sich hier anscheinend sehr wohl, denn die Population der Affen hat die der Einwohner der Insel, Stand 2016 etwa 39.000, bereits übertroffen. Auf dem Hügel oberhalb der Wingfield Fabrik befindet sich Romney Manor, die ehemalige Residenz des Grafen von Romney, heute eine Batik-Fabrik, die am Sonntag geschlossen ist. Neben dem wunderschönen Garten ist hier der wohl einzige erhaltene Glockenturm zu sehen. Die Glocken wurden zur Kontrolle des täglichen Lebens der Sklaven genutzt. Die wichtigen Tagesereignisse, wie zum Beispiel Arbeitsbeginn und –Ende, wurden mit dem Glockenschlag angezeigt. Wegen der großen Symbolik dieser Türme, wurden diese nach der Sklavenbefreiung fast ausnahmslos zerstört. Da der Graf von Romney als ein sehr wohlwollender und gütiger Eigner galt, und er seine Sklaven sofort nach dem Ende der Sklaverei, ohne die sonst übliche Verzögerung,  in die Freiheit entließ, haben seine ehemaligen Sklaven diesen Turm nicht angerührt.

Weiter geht es vorbei an der ersten Anglikanischen Kirche im Osten der Karibik, der St. Thomas Kirche. Hier ruhen die Gebeine von Thomas Warner, dem ersten Englischen Gouverneur der West Indies und Samuel Jefferson, einem Vorfahre von Thomas Jefferson, dem 3. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die große Festung auf dem Brimstone Hill, einem Hügel aus vulkanischem Gestein, war bereits von Wingfield aus gut zu sehen und ist nun unser nächstes Ziel. Es geht von der Küstenstraße rechts ab durch Wald und über Serpentinen hinauf zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Brimstone Hill

Brimstone Hill

Die riesige Fortanlage hat eine lange Geschichte. Der Ursprung liegt sicher in der Hilfsbereitschaft Sir Thomas Warner gegenüber den geschlagenen und gestrandeten Franzosen. Er hatte den Franzosen gestattet auf St. Kitts zu bleiben. Fortan teilten sich Briten und Franzosen die Insel. Im Westen und Osten pflanzen die Franzosen und das Zentrum der Insel wurde von den Briten bewirtschaftet. Der Half Way Tree ist ein ehemaliger Grenzpunkt an der Küste. Das friedliche Zusammenleben hielt nicht lange an und so errichten die Briten zunächst Forts aus Holz an der Küste um ihr Territorium zu schützen. Aber diese Forts waren schlecht zu verteidigen und wurden mehrfach eingenommen und wieder befreit. 1690 begannen die Briten schließlich ein Fort auf dem Schwefelhügel Brimstone Hill zu errichten. Bisher war man nicht in der Lage schweres Gerät, Kanonen und Baustoffe auf diesen Hügel zu bringen. Jetzt aber, mit Hilfe von tausenden Sklaven, begann nun eine fast 100 jährige Bauzeit, bis sich das Fort den Beinamen „das Gibraltar der Karibik“ verdient hatte. Noch während der Bauzeit wurde das Fort immer wieder überfallen, belagert und wieder befreit. Am 13. Februar 1782, nach über dreiwöchiger Belagerung, erobern 6.000 Franzosen das Fort und besetzten es. Als Zeichen des großen Respekts gestatten die Franzosen den Briten einen Rückzug in geordneter Marschformation. Ein Jahr später eroberten die Briten die Festung zurück und erwiesen den Franzosen den gleichen Respekt. Im Frieden von Paris 1783 erhielten die Briten St. Kitts erneut zurück. Um 1800 herum erwuchs nun Jahr um Jahr ein weitläufiger Festungskomplex und wurde so die größte je von den Briten erbaute Militäranlage in der östlichen Karibik. Zu der Hügelfestung zählen Magazine, Kasernen, Kasematten, Werkstätten und ein eigenes Wasserversorgungssystem. Die auf dem nördlichen Gipfelpunkt befindliche Zitadelle ist eine der frühesten und am besten erhaltenen britischer Festungsbau polygonaler Bauweise. Die britischen Investitionen in diese Festung lohnen sich, denn auch während der langjährigen Auseinandersetzungen mit dem revolutionären Frankreich von 1791 bis 1815 konnte Brimstone Hill nicht mehr eingenommen werden und ein Landeversuch der Franzosen in Sandy Point endete schnell unter den Kanonen von Brimstone Hill.

Hier auf diesem Hügel diese Geschichte irgendwie zu spüren und dabei die Aussicht zu

Blick auf St. Eustatius

Blick auf St. Eustatius

genießen ist überwältigend. Im Süden sieht man die ebenfalls britische Insel Nevis, im Norden die niederländische Nachbarinsel St. Eustatius und zu Füßen des Hügels liegt die historische Stadt Sandy Point. Die Besichtigung des Forts ist nicht kostenlos. Pro Person haben wir 10 US$ bezahlt. Im Touristen-Informationscenter konnten, bzw. mussten, wir uns vorab ein Video über Brimstone Hill ansehen. Unser Taxifahrer ließ uns keine Wahl. Er sorgte aber auch dafür, dass wir das Video in deutscher Sprache sehen konnten. Erst danach durften wir frei auf dem Hügel die Festung besichtigen. Nach gut

Taxi und Mt. Liamuiga

Taxi und Mt. Liamuiga

einer Stunde gingen wir abschließend noch einmal durch den Souvenirshop und setzten danach unsere Inselrundfahrt fort. Auf Brimstone Hill hatte der Busfahrer noch zwei junge Franzosen für die Rückfahrt nach Basseterre aufgelesen und uns gefragt, ob wir etwas dagegen hätten, wenn er sie mitnimmt. Wir hatten genügend Platz im Bus. Was sollten wir also dagegen haben? Vorbei an Sandy Point, kamen wir in den Norden der Insel und passierten die Wendeschleife der Schmalspurbahn. Mit der

Dieppe Bay

Dieppe Bay

Fahrt von der Karibik- zur Atlantikküste hat man auch gleichzeitig den höchsten Berg der Insel, den Mt. Liamuiga mit 1.156m Höhe, umfahren. Der nächste Halt war ein Aussichtspunkt auf die Dieppe Bay mit ihrem großen vorgelagerten Riff auf der Atlantikseite. Ein wenig weiter südlich säumen die schwarzen Lavafelsen die Küste und komponieren mit den hereinbrechenden blau-weißen Wellen ein traumhaftes Bild. Weiter geht es parallel zur Schmalspurbahn und wir sind schon bald wieder am Flughafen und zurück in Basseterre. Die Südspitze der Insel mit ihren Hotelanlagen und Sandstränden schauen wir uns vom Schiff aus an. Wir drehen noch eine kleine Runde in Basseterre, kauften ein paar Lebensmittel ein und begeben uns anschließend zurück an Bord. Wir wollen auf jeden Fall noch diesen ungeliebten Ankerplatz verlassen. Um 1615 Uhr ziehen wir den Anker hinauf und fahren die 3 Nm mit dem Motor Richtung Süden zur White House Bay. Um 1720 Uhr liegt der Anker an 35 m Kette auf 8m Wassertiefe und wir in einem Bereich ohne Schwell. Eine Wohltat. Auch die Strandbar sieht, entgegen den alten Berichten aus dem Törnführer, richtig super aus. Von einer Ruine kann nicht mehr die Rede sein. Noch vor Sonnenuntergang fahre ich zum Anleger. Der ist geschlossen und in der Strandbar findet eine private Party statt. Keine Chance für uns hier den Abend zu verbringen. Wir bleiben also an Bord und Marina und Sascha starten mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Es gibt Hühnchen mit Reis und Curry. Das Wolkenschauspiel über Basseterre sieht aus dieser Entfernung einfach super aus. Eine riesige Cumuluswolke, wie aus dem Lehrbuch. Nur darunter möchte man jetzt nicht sein. Die untergehende Sonne hüllt dies alles noch einmal in glutrote Farbe. Mit einem Carib in der Hand fühle ich mich wie im Kino. Wir genießen unser Essen und bekommen genug von der Live-Musik in der Strandbar mit. Bis auf unser Frühstück hatten wir bisher nichts gegessen. Von der Riesenportion bleibt deshalb auch nichts mehr übrig. Zum Abschluss trinken wir ein, zwei Gin-Tonic. Wir hatten vorgesorgt und eine Flasche Tanqueray an Bord. Etwas später kommt uns unsere Kokosnuss in den Sinn. Marina und Sascha haben noch nie eine frische Kokosnuss gegessen. Mit dem Hammer habe ich die Nuss schnell in tausend Teile zerlegt. Selbst Tage später finden wir Reste der Schale in irgendwelchen Ecken an Bord. Ganz so trocken bekommen wir die Nuss allerdings nicht runter. Der weiße Rum von Martinique, zubereitet als Ti-Punch, hilft dabei. Gut, dass es danach bis in die Koje nicht mehr so weit ist.

Basseterre, St. Kitts

Ankerplatz Basseterre, St. Kitts

Ankerplatz Basseterre, St. Kitts

Samstag, 20.2.2016. Auch in der vergangenen Nacht schaukelte uns der Schwell ordentlich durch. Trotzdem haben wir in dieser Nacht gut schlafen können. Die Müdigkeit war wahrscheinlich einfach zu groß. Wir sind zeitig aufgestanden und waren bereits um Karibik 2016, Basseterre, St. Kitts0900 Uhr fertig zur Abfahrt. Das Ausklarieren hatten wir bereits gestern mit dem Einklarieren erledigt. Anker auf und Segel hoch. Der Wind blies schwach, mit etwa 10 kn, aus NE und wir konnten so, mit Groß und Genua, auf Halbwindkurs gute 5 kn Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen. Unser Ziel war St. Kitts. Diese Insel musste ich im letzten Jahr auf Grund von Zeitvorgaben einfach backbord liegen lassen. Jetzt hatte ich die Chance, den Besuch nachzuholen und ich freute mich darauf wieder neue Inseln für mich zu entdecken. Unsere Route Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsführte zwischen den Inseln St. Kitts (oder auch St. Christopher) im Westen und St. Eustatius im Osten zur Südküste, oder auch Karibikseite, von St. Kitts. Hier hatten wir gerade noch 6kn achterlichen Wind. Wir führen mit dem Motor ca. 2 Stunden weiter und konnten eine gute Stunde vor dem Erreichen von Basseterre, der Hauptstadt von St. Kitts, noch einmal die Genua setzen. Um 1630 Uhr fuhren wir in den dortigen kleinen Hafen. Wie befürchtet, waren alle Plätze belegt und wir mussten außerhalb des Hafens und der Zufahrt vor Anker gehen. Den Anker

Hafeneinfahrt Basseterre

Hafeneinfahrt Basseterre

versenkten wir auf 4,5m Tiefe mit gut 20m Kette um 1700 Uhr nach 46 Nm. Wir stellten gleich fest, dass die Bücher nicht übertrieben hatten. Der Schwell war hier noch heftiger

Cruisinganleger

Cruisinganleger

und unangenehmer als vor Gustavia. Und das bei diesem lauen Lüftchen. Dazu kam, dass die Strecke zum Hafen nicht gerade kurz war. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit und in der Hoffnung über den Hafenmeister eventuell doch noch einen Platz im Hafen zu ergattern, machte ich mich mit dem Dinghy sofort auf den Weg in den Hafen. Wie fast immer, war der Hauptgrund für den Besuch dieser Stadt das Einklarieren. Im Hafengebäude sitzen der Hafenmeister und der Zoll. Das Büro des Hafenmeisters war geöffnet, es war aber niemand dort. Beim Zoll hatte ich mehr Glück.

geschlossene Einkaufsmeile

geschlossene Einkaufsmeile

Der Beamte ging mit mir alle Formalitäten durch und füllte die nötigen Papiere selbst aus. Abgesehen davon, dass ich hin und wieder bei der Befragung nicht alles sofort verstand, war dies ein sehr angenehmes Einklarieren. Außerdem konnte ich hier gleich die Erlaubnis zum Besuch der Nachbarinsel Nevis einholen. Einziger Wermutstropfen: das Immigration-Büro ist hier am Wochenende geschlossen und wir müssen deshalb am nächsten Tag zum Flughafen, um dort unsere Pässe abstempeln zu lassen. Kurz vor 1800 Uhr entließ mich der Zollbeamte mit dem Hinweis, mich beim

The Circus

The Circus

Hafenmeister zu melden. Der war aber immer noch nicht anwesend. Auch der Zollbeamte konnte ihn nicht ausfindig machen. So mussten wir eben wieder eine Nacht draußen schlafen. Ich fuhr zurück zur Bahati und holte Marina und Sascha für eine erste Stadtbesichtigung ab. Bei unserem Rundgang wollten wir nach einem Restaurant Ausschau halten. Um diese Zeit war es bereits dunkel. Die hier gezeigten Bilder sind zum großen Teil vom nächsten Tag. Da wir jetzt schon einmal hier waren und morgen sowieso zum Flughafen müssen, entschieden wir uns am Sonntag eine Inselrundfahrt mit einem Taxi zu unternehmen. Irgendwo werden wir morgen schon einen Taxifahrer finden. AlleKaribik 2016, Basseterre, St. Kitts Bücher empfehlen eine solche Tour hier nicht auszulassen. Und um dies vorweg zu nehmen: Es lohnt sich, denn die Orte dieser Insel erzählen eine, wie ich finde, für die gesamten kleinen Antillen repräsentative Historie. Aber zunächst waren wir in dieser Stadt. Nachdem wir den kleinen eingezäunten und mit Wachpersonal ausgestatteten Hafen verlassen hatten, kamen wir in die Einkaufsmeile für anlandende Cruisinggäste. Alle Läden sind geschlossen und verrammelt

Anglican Church

Anglican Church

und nur geöffnet, wenn ein Kreuzfahrschiff hier liegt. Die Gegend mutet an wie eine kleine Geisterstadt. Der Weg führte uns am schönen, im britischen Kolonialstil gebauten, Nation Museum vorbei in die Stadt. Entlang des Hafens herrschte noch reges Treiben, laute Musik, Essen von Holzkarren, Klamotten auf Decken, Alkohol und Zigaretten, meistens selbstgedrehte, nicht ganz reine! Und wir waren die einzigen Bleichgesichter. Das war ein großer Kulturschock, von Gustavia nach Basseterre. St. Kitts ist in diesem Sinn keine Touristeninsel wie z. B. St. Maarten. Man kann sie vielleicht mit St. Lucia oder Grenada vergleichen. Hier sah erst einmal alles sehr

Colleg Street

Colleg Street

unheimlich aus. Trotzdem ließ ich mich nicht von meiner kleinen Stadtbesichtigung abhalten. Wir gingen zum zentralen Kreisverkehr, The Circus, mit der großen Standuhr, dem Thomas Berkleley Memorial, welcher dem Piccadilly Circus in London nachempfunden sein soll. Hier entdeckten wir auch ein geöffnetes Restaurant, das Lemongrass, in der ersten Etage eines Hauses an der Zufahrt zu Circus. Wir gingen aber weiter und trafen auf einen schwarzen Einheimischen. Er grüßte uns ganz freundlich und fragte interessiert wo wir herkommen. Wir hatten ein gutes Stück Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsgemeinsamen Weges und er erklärte und erzählte uns einiges zur Stadt und zu den umliegenden Gebäuden. Den Independence Square in der Nähe des Kreisverkehrs hatten wir schon hinter uns gebracht. Dort liegt eine Parkanlage, die früher einmal den Sklavenmarkt beherbergte und auch Schauplatz der Sklavenbefreiung im Jahre 1834 war. Der nette Einheimische begleitete uns noch vorbei an der Anglican Church bis zur College Street. In der College Street dürfe man in der Regenzeit nichts abstellen. Diese Straße ist dann vom abfließenden Wasser

Lemongrass

Lemongrass

aus den umliegenden Bergen überflutet und wird zu einem reißenden Fluß. Das Wasser mündet am Hafen ins Meer. Dazu gibt es dort an der Hafenpromenade eine kleine Brücke, die dann wohl noch eine Verbindung der Stadteile ermöglicht. Heute war allerdings nicht mit solchen Fluten zu rechnen. Wir verabschiedeten uns von unserem Begleiter und gingen die College Street hinunter zur Hafenpromenade. Bis auf ein paar kleine „Imbissbuden“ hatten wir auf unserem Weg durch die Stadt kein weiteres Restaurant entdeckt. Wir beschlossen also ins Lemongrass

National Museum

National Museum

in der Nähe des Circus zu gehen. Vorbei an den handelnden, essenden, rauchenden und trinkenden Einheimischen. Ein leicht mulmiges Gefühl kann  auch ich nicht abstreiten. Wir gingen also in das Restaurant und trafen dort auf „Weiße“, Amerikaner. Wir entspannten uns. Die Bedienung war sehr freundlich und das indische Essen sehr gut. Von unserem Tisch auf der Terrasse konnten wir sehr schön die Straße vor dem National Museum beobachten. Jetzt, als wir gerade gezahlt hatten, fuhr dort unten ein Partywagen durch die Straße. Wir gingen hinunter und schauten uns die kleine Party aus der Nähe an.Karibik 2016, Basseterre, St. Kitts Eine etwas ältere schwarze Dame wollte uns dazu animieren auf den Wagen zu steigen und mitzumachen. Das trauten wir uns dann doch nicht. Stattdessen gingen wir zurück in den kleinen Hafen, wo unser angekettetes Dinghy auf uns wartete. Es war auf jeden Fall ein aufregender erster Abend auf St. Kitts. Der Reiseführer berichtet von den sehr freundlichen Einheimischen. Diese Erfahrung haben wir, trotz Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsunseres Unbehagens, auch gemacht. Das Auswärtige Amt schreibt zu St. Kitts und Nevis folgendes auf seinen Internetseiten (Stand April 2016):

Piraterie

Segler sollten beachten, dass Raubüberfälle auf ankernde oder sich in Küstennähe befindende Schiffe bzw. Fälle von Piraterie in der Ostkaribik sporadisch vorkommen und entsprechende Maßnahmen ergreifen (Vorsicht mit spontanen Gästen an Bord, Eigensicherung bei Nacht). Notrufe an die Polizei/Küstenwache über 911 (Mobiltelefon) sind möglicherweise zuverlässiger als Dringlichkeitsrufe über mobilen Seefunk.

Kriminalität

Die Gewaltkriminalität in St. Kitts und Nevis ist im vergangenen Jahr zwar deutlich zurückgegangen, dennoch wird zu besonderer Vorsicht, insbesondere bei Spaziergängen in wenig belebten Vierteln bzw. Parks größerer Städte und Siedlungen, besonders nach Einbruch der Dunkelheit, geraten.