Basseterre, St. Kitts

Ankerplatz Basseterre, St. Kitts

Ankerplatz Basseterre, St. Kitts

Samstag, 20.2.2016. Auch in der vergangenen Nacht schaukelte uns der Schwell ordentlich durch. Trotzdem haben wir in dieser Nacht gut schlafen können. Die Müdigkeit war wahrscheinlich einfach zu groß. Wir sind zeitig aufgestanden und waren bereits um Karibik 2016, Basseterre, St. Kitts0900 Uhr fertig zur Abfahrt. Das Ausklarieren hatten wir bereits gestern mit dem Einklarieren erledigt. Anker auf und Segel hoch. Der Wind blies schwach, mit etwa 10 kn, aus NE und wir konnten so, mit Groß und Genua, auf Halbwindkurs gute 5 kn Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen. Unser Ziel war St. Kitts. Diese Insel musste ich im letzten Jahr auf Grund von Zeitvorgaben einfach backbord liegen lassen. Jetzt hatte ich die Chance, den Besuch nachzuholen und ich freute mich darauf wieder neue Inseln für mich zu entdecken. Unsere Route Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsführte zwischen den Inseln St. Kitts (oder auch St. Christopher) im Westen und St. Eustatius im Osten zur Südküste, oder auch Karibikseite, von St. Kitts. Hier hatten wir gerade noch 6kn achterlichen Wind. Wir führen mit dem Motor ca. 2 Stunden weiter und konnten eine gute Stunde vor dem Erreichen von Basseterre, der Hauptstadt von St. Kitts, noch einmal die Genua setzen. Um 1630 Uhr fuhren wir in den dortigen kleinen Hafen. Wie befürchtet, waren alle Plätze belegt und wir mussten außerhalb des Hafens und der Zufahrt vor Anker gehen. Den Anker

Hafeneinfahrt Basseterre

Hafeneinfahrt Basseterre

versenkten wir auf 4,5m Tiefe mit gut 20m Kette um 1700 Uhr nach 46 Nm. Wir stellten gleich fest, dass die Bücher nicht übertrieben hatten. Der Schwell war hier noch heftiger

Cruisinganleger

Cruisinganleger

und unangenehmer als vor Gustavia. Und das bei diesem lauen Lüftchen. Dazu kam, dass die Strecke zum Hafen nicht gerade kurz war. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit und in der Hoffnung über den Hafenmeister eventuell doch noch einen Platz im Hafen zu ergattern, machte ich mich mit dem Dinghy sofort auf den Weg in den Hafen. Wie fast immer, war der Hauptgrund für den Besuch dieser Stadt das Einklarieren. Im Hafengebäude sitzen der Hafenmeister und der Zoll. Das Büro des Hafenmeisters war geöffnet, es war aber niemand dort. Beim Zoll hatte ich mehr Glück.

geschlossene Einkaufsmeile

geschlossene Einkaufsmeile

Der Beamte ging mit mir alle Formalitäten durch und füllte die nötigen Papiere selbst aus. Abgesehen davon, dass ich hin und wieder bei der Befragung nicht alles sofort verstand, war dies ein sehr angenehmes Einklarieren. Außerdem konnte ich hier gleich die Erlaubnis zum Besuch der Nachbarinsel Nevis einholen. Einziger Wermutstropfen: das Immigration-Büro ist hier am Wochenende geschlossen und wir müssen deshalb am nächsten Tag zum Flughafen, um dort unsere Pässe abstempeln zu lassen. Kurz vor 1800 Uhr entließ mich der Zollbeamte mit dem Hinweis, mich beim

The Circus

The Circus

Hafenmeister zu melden. Der war aber immer noch nicht anwesend. Auch der Zollbeamte konnte ihn nicht ausfindig machen. So mussten wir eben wieder eine Nacht draußen schlafen. Ich fuhr zurück zur Bahati und holte Marina und Sascha für eine erste Stadtbesichtigung ab. Bei unserem Rundgang wollten wir nach einem Restaurant Ausschau halten. Um diese Zeit war es bereits dunkel. Die hier gezeigten Bilder sind zum großen Teil vom nächsten Tag. Da wir jetzt schon einmal hier waren und morgen sowieso zum Flughafen müssen, entschieden wir uns am Sonntag eine Inselrundfahrt mit einem Taxi zu unternehmen. Irgendwo werden wir morgen schon einen Taxifahrer finden. AlleKaribik 2016, Basseterre, St. Kitts Bücher empfehlen eine solche Tour hier nicht auszulassen. Und um dies vorweg zu nehmen: Es lohnt sich, denn die Orte dieser Insel erzählen eine, wie ich finde, für die gesamten kleinen Antillen repräsentative Historie. Aber zunächst waren wir in dieser Stadt. Nachdem wir den kleinen eingezäunten und mit Wachpersonal ausgestatteten Hafen verlassen hatten, kamen wir in die Einkaufsmeile für anlandende Cruisinggäste. Alle Läden sind geschlossen und verrammelt

Anglican Church

Anglican Church

und nur geöffnet, wenn ein Kreuzfahrschiff hier liegt. Die Gegend mutet an wie eine kleine Geisterstadt. Der Weg führte uns am schönen, im britischen Kolonialstil gebauten, Nation Museum vorbei in die Stadt. Entlang des Hafens herrschte noch reges Treiben, laute Musik, Essen von Holzkarren, Klamotten auf Decken, Alkohol und Zigaretten, meistens selbstgedrehte, nicht ganz reine! Und wir waren die einzigen Bleichgesichter. Das war ein großer Kulturschock, von Gustavia nach Basseterre. St. Kitts ist in diesem Sinn keine Touristeninsel wie z. B. St. Maarten. Man kann sie vielleicht mit St. Lucia oder Grenada vergleichen. Hier sah erst einmal alles sehr

Colleg Street

Colleg Street

unheimlich aus. Trotzdem ließ ich mich nicht von meiner kleinen Stadtbesichtigung abhalten. Wir gingen zum zentralen Kreisverkehr, The Circus, mit der großen Standuhr, dem Thomas Berkleley Memorial, welcher dem Piccadilly Circus in London nachempfunden sein soll. Hier entdeckten wir auch ein geöffnetes Restaurant, das Lemongrass, in der ersten Etage eines Hauses an der Zufahrt zu Circus. Wir gingen aber weiter und trafen auf einen schwarzen Einheimischen. Er grüßte uns ganz freundlich und fragte interessiert wo wir herkommen. Wir hatten ein gutes Stück Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsgemeinsamen Weges und er erklärte und erzählte uns einiges zur Stadt und zu den umliegenden Gebäuden. Den Independence Square in der Nähe des Kreisverkehrs hatten wir schon hinter uns gebracht. Dort liegt eine Parkanlage, die früher einmal den Sklavenmarkt beherbergte und auch Schauplatz der Sklavenbefreiung im Jahre 1834 war. Der nette Einheimische begleitete uns noch vorbei an der Anglican Church bis zur College Street. In der College Street dürfe man in der Regenzeit nichts abstellen. Diese Straße ist dann vom abfließenden Wasser

Lemongrass

Lemongrass

aus den umliegenden Bergen überflutet und wird zu einem reißenden Fluß. Das Wasser mündet am Hafen ins Meer. Dazu gibt es dort an der Hafenpromenade eine kleine Brücke, die dann wohl noch eine Verbindung der Stadteile ermöglicht. Heute war allerdings nicht mit solchen Fluten zu rechnen. Wir verabschiedeten uns von unserem Begleiter und gingen die College Street hinunter zur Hafenpromenade. Bis auf ein paar kleine „Imbissbuden“ hatten wir auf unserem Weg durch die Stadt kein weiteres Restaurant entdeckt. Wir beschlossen also ins Lemongrass

National Museum

National Museum

in der Nähe des Circus zu gehen. Vorbei an den handelnden, essenden, rauchenden und trinkenden Einheimischen. Ein leicht mulmiges Gefühl kann  auch ich nicht abstreiten. Wir gingen also in das Restaurant und trafen dort auf „Weiße“, Amerikaner. Wir entspannten uns. Die Bedienung war sehr freundlich und das indische Essen sehr gut. Von unserem Tisch auf der Terrasse konnten wir sehr schön die Straße vor dem National Museum beobachten. Jetzt, als wir gerade gezahlt hatten, fuhr dort unten ein Partywagen durch die Straße. Wir gingen hinunter und schauten uns die kleine Party aus der Nähe an.Karibik 2016, Basseterre, St. Kitts Eine etwas ältere schwarze Dame wollte uns dazu animieren auf den Wagen zu steigen und mitzumachen. Das trauten wir uns dann doch nicht. Stattdessen gingen wir zurück in den kleinen Hafen, wo unser angekettetes Dinghy auf uns wartete. Es war auf jeden Fall ein aufregender erster Abend auf St. Kitts. Der Reiseführer berichtet von den sehr freundlichen Einheimischen. Diese Erfahrung haben wir, trotz Karibik 2016, Basseterre, St. Kittsunseres Unbehagens, auch gemacht. Das Auswärtige Amt schreibt zu St. Kitts und Nevis folgendes auf seinen Internetseiten (Stand April 2016):

Piraterie

Segler sollten beachten, dass Raubüberfälle auf ankernde oder sich in Küstennähe befindende Schiffe bzw. Fälle von Piraterie in der Ostkaribik sporadisch vorkommen und entsprechende Maßnahmen ergreifen (Vorsicht mit spontanen Gästen an Bord, Eigensicherung bei Nacht). Notrufe an die Polizei/Küstenwache über 911 (Mobiltelefon) sind möglicherweise zuverlässiger als Dringlichkeitsrufe über mobilen Seefunk.

Kriminalität

Die Gewaltkriminalität in St. Kitts und Nevis ist im vergangenen Jahr zwar deutlich zurückgegangen, dennoch wird zu besonderer Vorsicht, insbesondere bei Spaziergängen in wenig belebten Vierteln bzw. Parks größerer Städte und Siedlungen, besonders nach Einbruch der Dunkelheit, geraten.