Vorletzter Tag vor Bermudas

delphine2Es ist Samstag, der 14. Mai 2016. Die Nacht verging wie die vergangene. Der Motor lief und der elektrische Autopilot steuerte. In meiner Wache am Morgen gegen 0700 erschien ein ganzes Rudel Delphine. Christopher und Volker kamen an Deck und wir beobachteten die Tiere eine ganze Weile. Aber auch das wird irgendwann langweilig. Um 0800 Uhr delphine1(1200 UTC) hatten wir ein Tages-Etmal von 146 Nm geschafft. Das war ganz ordentlich. Der Wind frischte wieder bis auf rund 10 kn auf und um 0900 fuhren wir mit ausgebaumter Genua und offenem Groß mit Bullenstander vorm Wind. Als der Motor aus war, merkten wir erst, wie schön es ist, bei einer so wohltuenden Ruhe zu segeln. Jetzt wollten wir aber auch nicht mehr selbst steuern und so justierten wir unseren Windpiloten. Ab 1000 Uhr übernahm er die Steuerung. Gegen Mittag prüfte ich die Bilge. Sie war etwas feucht. Wahrscheinlich noch schmetterlingReste von den ersten 3 Tagen. Ich wischte alles trocken und dabei blieb es dann auch. Der Wetterbericht kam per SMS auf unser Satellitentelefon. Ilona checkte zuhause die Grib-Daten und schickte uns per SMS eine Zusammenfassung. Die Vorhersage kündigte starken Wind aus SW an. Aus diesem Grund änderten wir unseren Kurs von 0° auf 330°, also mehr östlich, um so bei stärkerem Wind das letzte Stück mit einem angenehmeren Vorwindkurs zu fahren. Leider mussten wir deshalb unseren aktuellen Vorwindkurs verlassen und die Segel auf Raumwind einstellen. Das klappt nur bedingt. Das Groß deckt dabei häufig die Genua abschmetterling_vorne, sodass diese keinen Wind bekommt und einfällt. Das ist fürchterlich nervig und dazu auch langsam, insbesondere wenn gerade so eben genug Wind zum Segeln ist. Um 1530 Uhr zuckte die Angelschnur und riss. Der erste Gedanke war, dass die Schnur für den wahrscheinlich riesigen Fisch viel zu dünn war. Endlich etwas gefangen und dann reißt die Leine. Aber so war es nicht. Kein Fisch hatte die Leine zum Reißen gebracht sondern der Windgenerator. Die Wellen sind im Laufe des Tages immer höher geworden und bei diesem Auf- und Ab und Belastung, Entlastung ist die Leine so weit nach oben  gekommen, dass sie sich im Propeller des Windgenerators verfangen hatte. Wir konnten sie nur wieder aus dem Propeller entfernen, indem wir die Flügel während der Fahrt abschraubten. Glücklicherweise ist dabei nichts über Bord gegangen. Die Leine war zwar hin, aber der Windgenerator hatte keinen Schaden genommen. Um 1800 Uhr packen wir das Groß ein und fuhren nur mit der Genua weiter. Es schaukelt schon wieder erheblich. Aber jetzt motorcheckhaben wir Seebeine. Um 2000 Uhr scheint der Wind noch weiter nachzulassen. Wir entscheiden uns, mit dem Motor die Nacht zu durchfahren. Wir starten den Motor und der geht nach 10 Minuten selbständig aus. Ein neuer Startversuch glückt, aber nach kurzer Zeit geht der Motor wieder aus. Das probieren wir noch ein, zwei Mal, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Sollten wir den Tank leer gefahren haben? Eigentlich kann das nicht sein. Wir sind ca. 48 Stunden mit dem Motor gefahren und haben 210 Liter Diesel im Tank. Das wäre ein Verbrauch von 4,4 Liter pro Stunde. Sonst haben wir immer nur zwischen 2 bis 3 Liter benötigt. Aber wer weiß? Theoretisch ist es ja möglich. Also füllen wir unseren 20 l Reservekanister Diesel nach und entlüften die Maschine. Die Maschine startet und geht wieder aus. Wir entlüften nochmals. Keine Änderung. Es ist jetzt 2130 Uhr und wir entscheiden, wir haben ja auch kaum eine andere Wahl, die Nacht zu segeln.

Erste Begegnung

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