Mittwoch, 01.10.2014, 1200 Bordzeit (MEZ), Position: 31° 56′ N und 013° 41′ W

Etappe6_Mi„Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, ja da kann man was erleben, ja da kann man vieles sehen.“ So ähnlich klingt das Volkslied und so ähnlich ist es in der Realität. Der Wind legt im Verlauf des gestrigen Tages mehr und mehr zu. Auch die Wellen wurden immer spaßiger. Beim Abendessen konnte man dann beobachten, dass die Nudeln mit Soße schneller den Schiffsbewegungen folgen als der zugehörige Teller. Volkers Abendessen verteilte sich dann auf seinem Schoß und auf der Sitzbank. Auch das Nachfüllen gelang nicht perfekt. Eine Portion landete hinter dem Ofen. Das war, für Volker nicht, aber für uns schon ein wenig lustig.Smudje

Aber es sollten noch weniger lustige Ereignisse folgen. Zunächst aber das Positive. Das Empfangen der Wetterdaten hat doch funktioniert und funktioniert auch generell. Eine 100 kB Datei dauert nur knappe 10 Minuten. Da kommen die kleinen Männchen und tragen jedes Bit einzeln zum Schiff. Aber sei es drum. Es geht und der Wind wird auf 5 Bft. zulegen, in Böen 6-7. Ab Mittwoch wird es stetig weniger.
Nun lag die Entscheidung von neuem an, wie durch die Nacht segeln. Wir entschieden uns für die aktuelle Passatbesegelung. Der Wind kam direkt von hinten. Aber wir einigten uns darauf, manuell zu steuern, da die Wellen und die Böen der Windsteueranlage wohl doch zu schaffen machte. SipperkabineDie Spitzengeschwindigkeit beim Herabreiten einer Welle betrug 11,9 kn. Die Vorfreude auf die Nachtwache war bei allen nicht groß. Udo startete um 2200. Ich hatte die Wache um 0100 bis 0400. Also vorher schlafen. Keine Chance. Im Bett konnte man sich kaum halten und der Krach von den Schiffsverwindungen, das Knarren und Knirschen, das vorbeirauschende Wasser, die manchmal schlagenden Segel, Urgewalten, unheimlich.
Kurz vor Udos Wachende war es dann soweit. 3 Stunden manuelles Segeln konnte man nicht hochkonzentriert schaffen. So bekam die Genua das ein oder andere Mal Wind von Navigationder „falschen“ Seite. Das Resultat war eine zerrissene Schlaufe. Diese Genua bergen, wir haben ja noch unsere zweite, neue Genua. Also fuhren wir nur noch mit einer Genua durch die Nacht, was aber auch völlig ausreichte. Volker löste mich um 0400 ab und hatte bis dahin auch noch kein Auge zugemacht. Nach der Wache ist die Müdigkeit dann so groß, das all die vorher genannten Unwägbarkeiten nicht mehr stören. Um 0730 Uhr weckte mich ein Piepen. Ich dachte an einen Wecker oder eine Uhr. Aber Nein. Nächste Hiobsbotschaft. Die Verbraucherbatterien sind leer. Wie kann das sein? Wir hatten nach meiner Wache um 0400 noch 430 Ah. Da können eigentlich nur die beiden Verbraucherbatterien defekt sein. Wir starten den Motor und versuchen die Batterien noch einmal zu laden. Jetzt, nach fast 4 Stunden Ladezeit haben wir gerade 80 Ah. Wir stellen uns darauf ein, ohne Verbraucherbatterie den Törn zu beenden. Das ist kein größeres Problem. Wir haben genügend Hand-GPS-Geräte und anscheinend funktioniert die Spannungsversorgung wenn der Motor läuft. Diesel ist auch noch ausreichen vorhanden. Die Batterien sind jetzt 8 Jahre alt. Die Frage ist nur, warum das Philippi, das Batterieladeanzeigegerät, nicht vorher irgendeine Meldung zum Batteriezustand macht?
Wir kommen aber gut voran und denken, dass wir bereits Freitag am frühen Morgen in Las Palmas ankommen werden.

PS.: Die Verbraucherbatterie ist wieder voll geladen. Wird wahrscheinlich noch bis Las Palmas funktionieren.