von Vlieland nach Ijmuiden

Heute wollten wir einen relativ kurzen Schlag nach Den Helder machen. Also ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann ablegen. Das war dann um 10:30 Uhr. Der Himmel war bedeckt und der Wind schwach bis sehr schwach. Start_IjmuidenErst einmal mit dem ablaufenden Wasser aus dem Wattenmeer hinaus auf´s Meer. Mit dem Strom sind das immer sagenhafte Geschwindigkeiten die auf der Ostsee nur mit äußerster Motorkraft zu erzielen sind. Die Wolkendecke riss auf, der Wind legte etwas zu, war aber auf dem Boot kaum zu spüren, da er von achtern kam. Und es war noch warm dabei. Fast ein Mittelmeerfeeling. Blister hoch und Motor aus. Fast flaches Wasser. Cruisen vom feinsten. Und was erzählt die Niederländische Küstenwache da von „Gale Warning“? 2-3 Windstärken. Sturm? Kaum vorstellbar. Aber auch unser Windbericht, wir sind nämlich professionell ausgestattet, hat für den Tag zunehmenden Wind bis zur Stärke 5 angesagt. In Böen dann auch mal 6-7. Ok, also mit allem rechnen!
Wir diskutieren über unseren Zielhafen. Die Holländer auf Borkum sagten, sie würden uns raten besser bis Ijmuiden fahren, statt nach Den Helder. Um nach Den Helder zu kommen, muss man ca. 9 Nm Richtung Festland fahren und am nächsten Tag diese 9 Nm wieder raus auf See. Nach Ijmuiden sind es für den heutigen Tag nur 18 Nm mehr, also rund 3 Stunden. Dafür sparen wir am nächsten Tag wieder 9 Nm und haben nur noch einen ganz kleinen Schlag bis Scheveningen. So können wir ein paar Stunden Landgang in Scheveningen unserem straffen Plan abringen. Beschluss gefasst. Wir fahren nach Ijmuiden.Blister
Der Wind nahm tatsächlich zu und wieder einmal warteten wir zu lange um den Blister einzuholen. Von der tollen Fahrt völlig berauscht, konnten Udo und ich nur gemeinsam das Riesentuch einholen, nicht ohne einen Teil ins Wasser fallen lassen zu müssen. Na toll. Bei einer irren Welle, jetzt Strom gegen 6 Windstärken, tanzten wir  auf dem Bug unseren Blistertanz und stauten das Ding nass in der Vorkabine.Blister_nass
Bei diesem Wind reicht auch die Genua. Durch das Wasser bis zu 9 kn Speed. Über Grund gerade einmal 4. Unglaublich. Das Schiff schießt die Wellentäler hinab kommt und kommt fast ins Gleiten, 10 Tonnen. Aber vorwärts kommen wir wieder nicht. Bei 30 Knoten Wind (7 Bft.)  reffen wir nun auch die Genua. Und dann, ja das war an diesem Tag noch nicht alles, dreht der Wind und kommt uns direkt entgegen. Der Himmel wird dunkel und es beginnt zu schütten, wie aus Kübeln. Genua ganz rein und Motor an.Platzregen Udo opfert sich und stellt sich in den Regen. Der Wind lässt nach, kommt jetzt aus allen Richtungen mit 1-2 Bft. Nur noch der verdammte Strom ist gegen uns. Vorausberechnete Ankunftszeit in Ijmuiden: 0:30 Uhr. Wir haben mit 22:00 Uhr gerechnet. Aber abwarten! Um 18:25 Uhr ist Hochwasser in Den Helder. Irgendwann danach dreht der Strom in unsere Richtung. Und dann geht es ab. Es sind keine hellseherischen Fähigkeiten, es ist die Gesetzmäßigkeit der Natur. Wir kamen um 22:00 Uhr in Ijmuiden an. An diesem Tag hatte die Nordsee schon vieles geboten, und das alles an einem Tag.