Norderney

Die Windvorhersagen bestimmten nun unsere weiteren Planungen. Der Wind am Dienstag sollte noch bis etwa Mittag, oder längstens Frühnachmittag, aus Südost kommen um danach auf Südwest bis West zu drehen. Norderney liegt südwestlich von Helgoland. Außerdem versperren uns die Verkehrstrennungsgebiete vor der deutschen Küste die einfache Durchfahrt.

Das VTS im Blick

Das VTS im Blick

Nach längeren Diskussionen entschieden wir uns nun dafür, sehr früh morgens aufzubrechen und gleich so weit wie möglich in südliche Richtung zu fahren, um noch vor dem westlich beginnenden Verkehrstrennungsgebiet in die Küstenzone zu kommen.

Kartenarbeit

Kartenarbeit

Ab dort wäre dann ein West-Südwestlicher Kurs nötig. Um 7 Uhr starteten wir bei guten 5 Windstärken aus Südost. Die Wellen schlugen schon die ganze Nacht an die Bordwand unseres Schiffes und machten ein erholsames Schlafen fast unmöglich. Nachdem wir die Zufahrt Helgoland hinter uns gelassen hatten, gingen wir so dicht wie möglich an den Wind. Es reichte nicht ganz. Aber erst einmal weiter so.

Reede VTS Wilhelmshaven

Reede VTS Wilhelmshaven

Gegen 9:30 Uhr stand fest, dass wir auf das Verkehrstrennungsgebiet (VTS) treffen würden. Eine, wie vorgeschrieben, rechtweisende Querung machte für uns dort keinen Sinn. Also gab es nur zwei Varianten. Kreuzen, also einen langen Schlag Richtung Ost um danach mit dem möglichen Südwestkurs südlich unter dem Verkehrstrennungsgebiet durchzukommen, oder, bei Seglern verpönt, mit Motorkraft und Segel die nötige Höhe laufen. Die erste Variante hätte uns mindestens eine Stunde Zeit gekostet. Wertvolle Zeit, weil der weitere Schlag von über 20 Seemeilen, bei dem später zu erwartenden Südwestwind unter Segel fast unmöglich geworden wäre.Unterwegs_4 Also machten wir die nötige Höhe mit Motorunterstützung und konnten so auch die restliche Strecke fast bis zur Ansteuerung „Dovetief“ segeln. Es ging aber auch nur fast, was aber die Richtigkeit unserer Entscheidung unterstrich. Die letzten 1,5 Sm bis zur Ansteuerung legten wir unter Motor zurück. Ebenfalls mit Motor die ca. 6 Sm durch das „Dovetief“ und um den Westteil der Insel Norderney in die Hafeneinfahrt. Seegatt_NorderneyAn der Ansteuerung meldeten wir uns telefonisch zum „Bunkern“, also tanken, an. Um 16:00 Uhr standen wir an der Tankstelle und warteten noch 10 Minuten auf den Tankwart. Unser Tank fasst 210 Liter. Unsere Schätzung (schlechte Seemannschaft), wir hatten ja länger nicht getankt, lag bei 150 Litern die wir nachtanken müssten. Es waren 208 Liter! Wir hatten zwar vorsorglich 30 Liter in Cuxhaven besorgt und als Reserve dabei. Trotzdem wäre ein Maschinenausfall direkt in der Zufahrt Norderney ungünstig gewesen. In der Vergangenheit haben wir immer mit 2-2,5 l Verbrauch pro Motorstunde gerechnet. Unsere heutige Nachkalkulation ergab einen Verbrauch von 3 l. Zukünftig werden wir mit diesen 3 l kalkulieren.Hafen_Norderney Die Ankunft in der Marina von Norderney war bei Hochwasser. Die Wassertiefe mehr als ausreichend und wir fanden einen guten Platz. Mit unserem Tiefgang von 1,85 m hatten wir bei Niedrigwasser noch 15 cm Wasser unterm Kiel. Es passte. Nur der Weg in die Stadt war recht lang und es gab erstmals einen Regenschauer.DeLeckerbeck Wir fanden ein gutes Restaurant „De Leckerbeck“ und gingen anschließend zum Sonnenuntergang in die hippe „Milchbar“.Milchbar Ursprünglich wollten wir auf Norderney, dem ersten deutschen Nordseebad (1797), einen Tag verbringen. Aber wieder bestimmte der Wind etwas anderes. Unser Etappenziel Borkum liegt westlich von Norderney, dazwischen noch die lange schmale Insel Juist. Der Wind frischt in den nächsten Tagen auf und kommt aus Südwest bis West. Norderney_LandgangMan sagt, ab 5 Bft. Wind gegen Strom kommt man kaum noch über das Seegatt (Dovetief oder Schluchter). Ab 6 Bft. Wird es unmöglich. Für Mittwoch war noch 3-4, später auf 5 auffrischend angesagt. Ab Donnerstag dann schon 4-5, später 6. Also wurde der Aufenthaltstag gestrichen und wir beschlossen am Mittwoch gleich nach Borkum weiter zu fahren. Bei der Einfahrt Norderney hatten wir noch sehr darauf geachtet, dass wir mit steigendendem Wasser und kurz vor Hochwasser einfuhren. Das Hochwasser am Mittwoch ist aber bereits um 0523 oder um 1738. Zu früh und zu spät. Da das Dovetief genug Wassertiefe auch bei Niedrigwasser bietet und sehr gut betonnt ist, beschlossen wir es gemütlich anzugehen und erst gegen Mittag abzulegen, dann aber auch dem Umweg über das Dovetief zu fahren. Für „Schluchter“ brauchte man mindestens halbe Tide. Außerdem waren die Tonnen nach dem letzten Sturm noch nicht wieder neu vermessen und verlegt. Sie lagen jetzt dort, wo der Sturm sie hingetrieben hatte. Es sollte wohl gehen, war aber nicht sicher. Aber in keinem Fall eine Option für uns. Schon Kaiser Wilhelm II und Bismarck sind hier auf Grund gelaufen. Wir waren also gewarnt.