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Borkum
Nach einer ruhigen Nacht und Ausschlafen bis 9 Uhr, gab es ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück. Anschließend machten wir das Boot klar zum Auslaufen. Ilona und Volker brachten Leergut weg und kauften noch einmal ein. Gegen 12 Uhr legten wir los. Unter Motor ging es zurück durch das „Dovetief“ hinaus auf die Nordsee. Windstärke 4 aus Südwest bis West. Bestes Segelwetter, aber falsche Windrichtung. Also zunächst einen langen Schlag auf dem „Holebug“ hinaus auf´s Meer. Nicht nur der Wind, sondern auch der Strom war gegen uns. Bei steigendem Wasser, also der Flut, fliest eine unvorstellbare Wassermasse in die Deutsche Bucht. Bei Ebbe wieder hinaus. Wir hatten Flut und somit einen Strom von ca. 1 kn von West nach Ost. Nach der Wende war schnell klar, dass wir auf dem Streckbug nur wenig Höhe gewinnen können. Der alte Trick vom Vortag half auch hier. Mit Motorhilfe und unter Segel kamen wir höher an den Wind und konnten so Kurs auf etwa Mitte Juist nehmen. Immerhin. Da der Wind etwas nachließ, beschlossen wir dort angekommen nur noch mit dem Motor gegen den Wind zu fahren. Borkum kam in Sicht. Trotzdem mussten wir weit nach Westen um das Borkum-Riff herum. Die Option einer Abkürzung durch das Riff verwarfen wir. Die Tiefen waren zwar ausreichend. Es ist uns jetzt bekannt, dass die Angaben in solchen versandeten Gebieten nicht immer zuverlässig sind. Dazu kommt die Welle und ggf. Grundseen, welche die Tiefe in den Wellentälern erheblich verringern. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Wenn unser Abzweigpunkt erreicht ist, dann geht es mit Vollzeug und rauschender Fahrt die Emsmündung hinauf zur Marina Borkum, so unsere Erwartung. Nicht alle Erwartungen werden zu 100% erfüllt. Die Abzweigung erreichten wir um 19 Uhr. Vollzeug und Raumer Wind. Wir fuhren 8-9 kn durchs Wasser. Das war der Teil unserer Erwartung, der erfüllt wurde. Aber jetzt hatte die Ebbe eingesetzt und dabei läuft das Wasser dort mit fast 4kn auf die Nordsee hinaus, also wieder uns entgegen. Dazu ließ der Wind nach und wir machten noch 2-3 kn Fahrt über Grund. Die Quittung für das gemütliche Frühstück. Letztendlich stimmt es, dass der Hafen auf Borkum bei fast jedem Wetter und jeder Tide angefahren werden kann. Nur eben unterschiedlich gut. Die Fischerbalje war lange in Sicht. Jetzt begannen die Regenschauer. Örtlich sehr begrenzt. Aber das sind die Vorboten für das kommende schlechte Wetter. Endgültig konnten wir um 22:15 Uhr im Bundeshafen Borkum am Vereinssteg Burkana bei großer Wassertiefe festmachen. Es war gerade alles klar, da ging auch schon der große Regen los. Mit nur kurzen Unterbrechungen blieb der Regen bis zur Abreise von Borkum am Freitagabend. Dabei legte der Wind aus Südwest noch zu. Wir haben es also noch gerade rechtzeitig bis Borkum geschafft. Gegen 6 Windstärken und bei Dauerregen hätten wir mit Motor wahrscheinlich 2 Tage benötigt, mit entsprechendem Spaßfaktor. Glück gehabt. Für den Liegeplatz bis zur 2. Etappe haben uns das Hafenmeisterpaar Jackie & Heiko Poppinga einen fairen Preis berechnet. Bis zu unserer Rückkehr geben sie nun auf unsere Bahati Acht! Unser Chefkoch bunkerte am Wochenende schon einmal alle unverderblichen Lebensmittel für die zweite Etappe von Borkum nach Jersey.
Für die Weiterfahrt wünschen wir uns bessere Verhältnisse und möglichst Wind aus östlichen Richtungen. Ein schönes stabiles Hochdruckgebiet würde helfen.
Norderney
Die Windvorhersagen bestimmten nun unsere weiteren Planungen. Der Wind am Dienstag sollte noch bis etwa Mittag, oder längstens Frühnachmittag, aus Südost kommen um danach auf Südwest bis West zu drehen. Norderney liegt südwestlich von Helgoland. Außerdem versperren uns die Verkehrstrennungsgebiete vor der deutschen Küste die einfache Durchfahrt.
Nach längeren Diskussionen entschieden wir uns nun dafür, sehr früh morgens aufzubrechen und gleich so weit wie möglich in südliche Richtung zu fahren, um noch vor dem westlich beginnenden Verkehrstrennungsgebiet in die Küstenzone zu kommen.
Ab dort wäre dann ein West-Südwestlicher Kurs nötig. Um 7 Uhr starteten wir bei guten 5 Windstärken aus Südost. Die Wellen schlugen schon die ganze Nacht an die Bordwand unseres Schiffes und machten ein erholsames Schlafen fast unmöglich. Nachdem wir die Zufahrt Helgoland hinter uns gelassen hatten, gingen wir so dicht wie möglich an den Wind. Es reichte nicht ganz. Aber erst einmal weiter so.
Gegen 9:30 Uhr stand fest, dass wir auf das Verkehrstrennungsgebiet (VTS) treffen würden. Eine, wie vorgeschrieben, rechtweisende Querung machte für uns dort keinen Sinn. Also gab es nur zwei Varianten. Kreuzen, also einen langen Schlag Richtung Ost um danach mit dem möglichen Südwestkurs südlich unter dem Verkehrstrennungsgebiet durchzukommen, oder, bei Seglern verpönt, mit Motorkraft und Segel die nötige Höhe laufen. Die erste Variante hätte uns mindestens eine Stunde Zeit gekostet. Wertvolle Zeit, weil der weitere Schlag von über 20 Seemeilen, bei dem später zu erwartenden Südwestwind unter Segel fast unmöglich geworden wäre. Also machten wir die nötige Höhe mit Motorunterstützung und konnten so auch die restliche Strecke fast bis zur Ansteuerung „Dovetief“ segeln. Es ging aber auch nur fast, was aber die Richtigkeit unserer Entscheidung unterstrich. Die letzten 1,5 Sm bis zur Ansteuerung legten wir unter Motor zurück. Ebenfalls mit Motor die ca. 6 Sm durch das „Dovetief“ und um den Westteil der Insel Norderney in die Hafeneinfahrt. An der Ansteuerung meldeten wir uns telefonisch zum „Bunkern“, also tanken, an. Um 16:00 Uhr standen wir an der Tankstelle und warteten noch 10 Minuten auf den Tankwart. Unser Tank fasst 210 Liter. Unsere Schätzung (schlechte Seemannschaft), wir hatten ja länger nicht getankt, lag bei 150 Litern die wir nachtanken müssten. Es waren 208 Liter! Wir hatten zwar vorsorglich 30 Liter in Cuxhaven besorgt und als Reserve dabei. Trotzdem wäre ein Maschinenausfall direkt in der Zufahrt Norderney ungünstig gewesen. In der Vergangenheit haben wir immer mit 2-2,5 l Verbrauch pro Motorstunde gerechnet. Unsere heutige Nachkalkulation ergab einen Verbrauch von 3 l. Zukünftig werden wir mit diesen 3 l kalkulieren. Die Ankunft in der Marina von Norderney war bei Hochwasser. Die Wassertiefe mehr als ausreichend und wir fanden einen guten Platz. Mit unserem Tiefgang von 1,85 m hatten wir bei Niedrigwasser noch 15 cm Wasser unterm Kiel. Es passte. Nur der Weg in die Stadt war recht lang und es gab erstmals einen Regenschauer. Wir fanden ein gutes Restaurant „De Leckerbeck“ und gingen anschließend zum Sonnenuntergang in die hippe „Milchbar“. Ursprünglich wollten wir auf Norderney, dem ersten deutschen Nordseebad (1797), einen Tag verbringen. Aber wieder bestimmte der Wind etwas anderes. Unser Etappenziel Borkum liegt westlich von Norderney, dazwischen noch die lange schmale Insel Juist. Der Wind frischt in den nächsten Tagen auf und kommt aus Südwest bis West. Man sagt, ab 5 Bft. Wind gegen Strom kommt man kaum noch über das Seegatt (Dovetief oder Schluchter). Ab 6 Bft. Wird es unmöglich. Für Mittwoch war noch 3-4, später auf 5 auffrischend angesagt. Ab Donnerstag dann schon 4-5, später 6. Also wurde der Aufenthaltstag gestrichen und wir beschlossen am Mittwoch gleich nach Borkum weiter zu fahren. Bei der Einfahrt Norderney hatten wir noch sehr darauf geachtet, dass wir mit steigendendem Wasser und kurz vor Hochwasser einfuhren. Das Hochwasser am Mittwoch ist aber bereits um 0523 oder um 1738. Zu früh und zu spät. Da das Dovetief genug Wassertiefe auch bei Niedrigwasser bietet und sehr gut betonnt ist, beschlossen wir es gemütlich anzugehen und erst gegen Mittag abzulegen, dann aber auch dem Umweg über das Dovetief zu fahren. Für „Schluchter“ brauchte man mindestens halbe Tide. Außerdem waren die Tonnen nach dem letzten Sturm noch nicht wieder neu vermessen und verlegt. Sie lagen jetzt dort, wo der Sturm sie hingetrieben hatte. Es sollte wohl gehen, war aber nicht sicher. Aber in keinem Fall eine Option für uns. Schon Kaiser Wilhelm II und Bismarck sind hier auf Grund gelaufen. Wir waren also gewarnt.
Helgoland
Am Montag ging es um kurz nach 8 los. Beim Hafenmeister lagen die Brötchen ab 8 Uhr bereit. Wir kochten Kaffee und schmierten die Brötchen für unterwegs und legten sofort ab. Mit dem ablaufenden Strom ging es schnell hinaus in die Elbmündung. Wir hatten beschlossen, das Fahrwasser möglichst früh zu verlassen und fuhren weiter nördlich Richtung Norderelbe. Zunächst war das Fahrwasser noch betonnt, später nicht mehr. Der Wind kam achterlich aus Südwest und wir holten den Blister raus. Nach den üblichen anfänglichen Problemen mit diesem Segel, machten wir gute Fahrt. Bis plötzlich die Wassertiefen immer geringer wurden. Mit dem kurzen Aufsetzen auf eine Sandbank hatten wir den Blister auch unten. Danach hatten wir sofort wieder tieferes Wasser. Navigation, GPS und Karte waren völlig korrekt. Nur die Betonnung nach aktueller Seekarte war nicht mehr dort. Möglich, dass die westlich eingetragene Untiefe sich Richtung Osten ausgedehnt hatte. Es war eine rechtzeitige Warnung vor den Eigenheiten der Nordsee. Tiefenangaben sind mit großer Vorsicht zu interpretieren. Wie dem auch sei, danach ging die Fahrt problemlos unter Groß und Genua mit ca. 6 kn und 290 Grad auf Helgoland zu. Vor der Ansteuerung bargen wir die Segel und fuhren mit Motor in den Vorhafen.
Im angeschlossenen Südhafen fanden wir nach 37 Nm einen guten Platz am Steg des Helgoländer Yachtclubs. Der Hafenmeister erklärte sich für diesen Platz nicht zuständig. Von ihm erfuhren wir allerdings, dass sich das Tanken auf Helgoland wegen der Steuerfreiheit lohnen würde. Allerdings stand zurzeit ein Tanker für die nächsten 2 Stunden an der Tankstelle. Und die Tankstelle im Betriebshafen kann nur bei Hochwasser angelaufen werden. So konnten wir das Nachtanken vergessen und wir verschoben es auf Norderney. Der Landgang bescherte uns zunächst, bei aufhellendem Wetter, wieder Kaffee und Kuchen. Anschließend gingen wir in die Oberstadt und umrundeten von dort die Insel. Jacob, ein Freund aus der Betriebssportgruppe VEW (heute RWE), hatte mir ein Fischlokal auf Helgoland empfohlen, Weddig´s Fischstube. Dort reservierten wir für den Abend und wir wurden nicht enttäuscht. Auf dem Rückweg fiel uns am Steg eine Bavaria aus Lemmer auf. Und Tatsächlich, es war die Robin mit Jacob. Da keiner an Bord war hinterließ ich eine Nachricht. Wenig später besuchte uns Jacob mit seinen beiden Mitseglern auf unserem Boot. Sie waren gerade erst aus Lemmer auf Helgoland angekommen und wollten noch einen Tag bleiben, bevor sie dann weiter nach Cuxhaven fahren. Wir wollen und müssen am nächsten Tag um 7 Uhr aufbrechen. Der Törn nach Norderney ist lang und der Wind nur noch eine begrenzte Zeit für uns einigermaßen akzeptabel.
Brunsbüttel bis Cuxhaven
Eigentlich wollten wir um spätestens 0900 MESZ los. Den Strom in der Elbe konnten wir nicht ermitteln. Wir sind also davon ausgegangen, dass mit der Ebbe auch das Wasser aus der Elbe auf das Meer hinaus läuft. Für Cuxhaven war angegeben, dass der Strom sich erst 1:30h nach Hochwasser umkehrt. Diese Infos haben wir genutzt, wussten allerdings nichts über die Geschwindigkeit des Stroms. Um 0945 MESZ waren wir bereit zum Loswerfen. Udo meldete uns bei der Schleuse an. Wir bekamen die Anweisung, uns zur Einfahrt der südlichen Schleuse zu begeben und auf das Einfahrtszeichen, Weiß blinkend, zu warten.
Nach etwa 30 Minuten durften wir einfahren. Volkers Vermutung: Das ist die Stromgeschwindigkeit der Elbe nach der Schleuse in Richtung Meer (rechts). Die Richtung, Elbe abwärts nach Cuxhaven, war so geplant und die Geschwindigkeit käme uns sehr gelegen. 15 Minuten später wussten wir es.
Die Vermutung war richtig. Mit 5,3 kn Fahrt durchs Wasser (Geschwindigkeit) machten wir 9,6 kn Fahrt über Grund (SOG=Speed Over Ground). Das war ein super Timing. Um 13 Uhr, mit der Umkehr des Strom (Strom also fast Null), erreichten wir die Hafeneinfahrt vom Yachthafen Cuxhaven.
Nur die Tankstelle im Hafen war außer Betrieb auf Grund von Verbindungsproblemen für die Kreditkatenabbuchungen. Getankt werden kann dort nur per Selbstbedienung mit Kreditkarte. Die Telekomverbindung für die Kreditkartenabrechnung war gestört. Aus diesem Grund gab es zunächst kein Diesel für uns.
Nun hatten wir etwas Zeit. Erst einmal ein Fischbrötchen im Industriehafen und anschließend einen Gewaltmarsch zur Kugelbarke. Kurz vor vier sollten wir noch 3 € pro Person für das Betreten des Strandes bezahlen. Wir zogen Kaffee und Kuchen in einem nahe gelegenen Standkaffee vor. Danach war der Eintritt frei und wir konnten bis zur Kugelbake, umsonst.
Zurück am Boot packte Iris ihre Sachen und verließ uns in Richtung Dortmund, geplant selbstverständlich. Volker besorgte sicherheitshalber 15 l Diesel. Anschließend aßen wir im Restaurant des Yachthafens. Zurück an Bord, konnten wir mit unserer DVBT-Tischantenne sogar den Tatort sehen.
Rendsburg bis Brunsbüttel
Samstagmorgen. Um Brötchen zu holen, haben wir etwas zu weit vom Zentrum entfernt gelegen. Deshalb hatten wir am Vortag Brötchen zum Aufbacken gekauft. Volker, unser Chef-Koch, versuchte das Frühstück zuzubereiten. Die Gasflamme im Backofen war sehr spärlich. Nachdem wir dann noch das Wasser für den Kaffee kochen wollten, gab es keinen Zweifel: Die Gasflasche ist leer. Also tauschten wir die Flasche gegen eine an Bord befindliche Ersatzflasche. Das Ergebnis war etwas besser. Aber auch nicht wie gewohnt. Naja, erst einmal frühstücken. Nach dem Frühstück legten wir um 0930 MESZ ab um die restlichen Kilometer, ca. 60, auf dem NOK hinter uns zu bringen.
Die Entscheidung, ob wir gleich weiter nach Cuxhaven fahren oder in Brunsbüttel übernachten, verschoben wir auf später. Je nach Belegung des Yachthafens Brunsbüttel wollten wir dies vor Ort entscheiden.
Klar war, dass wir am nächsten Tag, am Sonntag, unmöglich Richtung Helgoland weiterfahren konnten. Der Wind war aus Nordwest angesagt, also direkt von vorn.
Gleich nach dem Einbiegen auf den NOK kam auch schon die historische Eisenbahnbrücke von Rendsburg in Sicht. Erbaut wurde dieses Meisterwerk der Ingenieurkunst von 1910 bis 1914. Ansonsten war die Fahrt bis Brunsbüttel recht langweilig, obwohl an diesem Tag viel mehr Verkehr herrschte als am Tag zuvor. Währen wir so über das Wetter und die Kälte an diesen Tagen redeten, dachte ich an unser Gas. Auf Grund der Tatsache, dass in amerikanisch dominierten Inseln der Karibik Propangas verwendet wird, hatte ich unser Gasprüfungsunternehmen gefragt, inwieweit wir Propangas verwenden können. Grundsätzlich sei dies bei gleichen Flaschen, also nicht bei den Alu-Flaschen, ohne Änderungen möglich, sogar vorteilhaft. Unser Butan strömt schon bei weniger als 5 Grad nur noch widerwillig aus der Flasche. Propan hingegen könnte auch noch bei Minus-Temperaturen eingesetzt werden. Aha! Unsere Butanflasche war noch gar nicht leer. Die Temperatur am Morgen betrug 2 Grad. Das war das eigentliche Problem. Um 1530 Uhr erreichten wir den Yachthafen Brunsbüttel, gleich neben der Schleuse. Er war nur mit wenigen Booten belegt.
Also entschieden wir hier zu bleiben und in der Nacht das Schleusen der AIDA CARA zu verfolgen. Um 2 Uhr bimmelte der Wecker. Um 2:15 war die AIDA CARA in Sicht. Aber zuerst wurden noch drei Frachter von der Elbe in den NOK geschleust. Um 4 Uhr war dann endlich auch die AIDA an der Reihe. Unspektakulär. Um 4:30 Uhr ging es zurück in die Koje und um 7:30 Uhr klapperte der Koch, der sich die AIDA-Vorstellung verkniffen hatte, mit den Tassen. Ende der Nachtruhe.
Kiel bis Rendsburg (NOK)
Nach dem Frühstück an Bord schauten sich noch zwei Bordelektriker von der Werft Laboe das defekte Philippi an. Die Diagnose, wie vermutet, Display defekt. Na gut, damit können wir eine Weile leben. Bevor wir die Leinen loswerfen, wird noch geklärt, was wir heute Abend essen wollen. Wir entscheiden uns für den im Kühlschrank deponierten und noch eingefrorenen Labskaus. Ganz gefroren war er nicht mehr. Der Boden des Kühlschranks war bedeckt mit dem aufgetauten Rotebeete-Saft. Also erst einmal Kühlschrank reinigen. Bei der Arbeit kam die Erleuchtung: Der Kühlschrank musste gar nicht wie gewohnt arbeiten. Das gefrorene Labskaus hat so viel Kühlung gebracht, dass dies nicht notwendig war. Ein Problem, welches gar keins war, weniger. Ableger um 1045 MESZ zur Schleuse Kiel Holtenau. Den Funkverkehr hatten wir bereits den ganzen Morgen verfolgt.
Bei Ankunft Reede Holtenau holte Udo für uns per Funk die Genehmigung und Information zum Schleusen ein. Wir konnten gleich zur Nordkammer der Neuen Schleuse durchfahren.
Unsere Vorstellung vom Schleusen in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) wurde bei Weitem nicht erfüllt. Mit zwei weiteren Segelbooten schleusten wir ca. 20 cm hinauf. In einem riesigen Becken. Auch die Schleusengebühr von 18 € wollten niemand entgegennehmen. Umstrukturierungen erfuhren wir.
Die weitere Fahrt bis Rendsburg verlief sehr ereignisarm. Es heißt, der NOK sei zu Beginn noch interessant, verlöre aber nach 1-2 Stunden seinen Reiz. Für uns kam die Ernüchterung schon nach 5 Minuten. Vielleicht liegt es am Brückentag?
Nach 21 Nm verließen wir den NOK Richtung Westen durch die Enge in den Obereidersee.
Zunächst machten wir am Ende des Sees in dem dortigen Yachthafen Rendsburg fest. Durch den Ostwind standen wir allerdings direkt im kabbeligen Wasser und befürchteten wieder eine unruhige Nacht.
Aus diesem Grund entschieden wir uns, die Marina südlich der Enge (Bootswerft) anzufahren. Am östlichen Rand des fast kreisrunden Beckens fanden wir noch einen gut geschützten Platz beim WSV- Enge. Die Begrüßung und Hilfsbereitschaft war super. Babara, die Hafenmeisterin, zeigte uns gleich die ganze Anlage und als i-Tüpfelchen bekamen wir auch noch eine Treppe für den Einstieg über unseren Bugkorb. Um 1500 MESZ und nach 22 Nm lagen wir nur wie in Abrahams Schoß.
Zeit für einen Landausflug nach Rendsburg mit Kaffee und Kuchen im „Milch und Zucker“.
Auf dem Rückweg kauften wir Matjes, Bismarckheringe, Eier und Gurken für unseren Labskaus. So wird der schöne Tag mit einem würdigen Seefahrermahl beendet.
Hmmm! Danke an den Koch. Danke Marc.
Start zur Kieler Förde
Donnerstagmorgen wunderten wir uns über den vom Philippi angezeigten Ladezustand der Versorgerbatterien. Trotz Landanschluss waren diese nicht voll geladen. Auch der Kühlschrank schien nicht zu funktionieren. Bei der Messung der Versorgungsspannung am Kühlschrank stellten wir aber fest, dass die nötige Spannung anlag. Beim Wiederaufstecken der Versorgungsspannung killten wir, naja ich, durch Kurzschluss die Sicherung. Kleinigkeit. Zwischenzeitlich hatte sich der Philippi-Monitor der Batterieladeanzeige gänzlich verabschiedet. Schöner Start für die erste Etappe.
Marc, vom Lütt Hus, kam vorbei und wollte uns zum Frühstück in den Nordpol begleiten. Ok, erst einmal frühstücken. Ohne Batterieladeanzeige fährt das Schiff auch und der Kühlschrank lief plötzlich. Nach dem ausgiebigen und guten Frühstück verabschiedeten wir uns nochmals herzlich von Marc.
An Bord zurück, starteten wir mit den Vorbereitungen für unsere erste Fahrt nach Laboe. Das Schiff wurde klargemacht, Wetterdaten eingeholt und abschließend eine ausführliche Mannschaftsbesprechung abgehalten. In der Besprechung wurden alle Aufgaben für die Situationen „Klarmachen“, „Sturmvorbereitung“ und „Notfälle“ verteilt.
Bei 14 Grad, Sonnenschein und 3-4 Windstärken aus Nord bis Nordost, konnten wir um 12 Uhr MESZ ablegen. Nach ca. einer Stunde refften wir das Groß und rauschten mit 7-8 Knoten Richtung Kiel. Die Kälte im Wind und der unangenehme Seegang forderten uns gleich am ersten Tag.
Für die 34 Seemeilen benötigten wir 5:45 Stunden, so dass wir um 18:15 Uhr in der Marina Laboe festmachen konnten.
Zum Abendessen gingen wir in das Restaurant der Marina. Wir sind satt geworden. Anschließend schlenderten wir auf einen Absacker in den Ort. Langsam wurde uns auch wieder warm. Tagsüber arbeitete der Kühlschrank zeitweise. In der Nacht sprang er nicht einmal an. Liegt es an der Kälte draußen, liegt es an den neu installierten Solarpanels, liegt es am Landstrom? Wilde Vermutungen, völlig unlogisch. Vielleicht ist es doch ein wenig die Anspannung vor einer so langen Fahrt. Die Nacht war sonst sehr ruhig und das Wasser glatt.
Anreise
Am Mittwoch, den 30. April, ging es um 14 Uhr von Dortmund nach Heiligenhafen. Statt nach den üblichen 4 Stunden, erreichten wir, Udo und Ilona, Thomas, Volker und Iris Heiligenhafen erst nach 6 ½ Stunden, um 20:30 Uhr. Außer dem kleinen Abstecher nach Neustadt, um hinterlegte Schrauben und Befestigungsbügel für unseren Zweitanker in der Backskiste abzuholen, standen wir in Bremen und Hamburg im Feierabend- und Feiertagsverkehr. Den Abstecher nach Neustadt nutzten wir für den Bord-Einkauf. Am nächsten Tag, dem „Tag der Arbeit“, wird in den Supermärkten nämlich nicht gearbeitet.
Nachdem wir das Auto ausgeladen hatten, ging es sofort ins Lütt Hus, zu Marc und Anke. Unseren Tisch für das Abschiedsessen hatten wir schon Wochen zuvor gebucht. Gegen 24 Uhr verließen wir unsere Freunde nach einem ausgezeichneten Essen und 3-4 Abschiedsbieren mit einem tiefgefrorenem 4 Kg Paket von Marc´s selbstgemachtem Labskaus. Die Nacht war mit kleinen, ständig schlagenden Wellen an die Bordwand sehr unruhig und letztendlich nicht sehr erholsam.