Von den Bermudas nach Brest

Anheuern der Überführungs-Crew

Diese Tour haben wir nun in fremde Hände gegeben. Harald Christian Detlef Joachim Köhler, der Skipper, und Gerd Udo Angersbach als Co-Skipper. Der Dritte sollte Thomas Kargetta sein. Über Ilonas Arbeitskollegen ist dieser Kontakt nach Lünen/Bergkamen zustande gekommen. Zu einem absolut fairen Preis wollen die Drei unser Boot gleich bis in die Nordsee fahren. Das Vorgespräch findet mit Harald und Gerd einerseits und Udo, Ilona, Volker und mir in Udo und Ilonas Haus am Donnerstagabend, dem 2. Juni, statt. Für die örtlichen Gegebenheiten auf Bermuda und für unser Schiff habe ich eine Mappe mit Unterlagen vorbereitet. Es stellt sich heraus, dass Harald sich mit Bavaria-Booten bestens auskennt. Er hat im Charter für Bavaria-Boote den Service betrieben. Es wird lange geredet und alle speziellen Dinge erörtert und geklärt. Die Flüge sind für den 14. Juni gebucht. Ein paar Tage vor der Abreise hat Thomas Kargetta einen Unfall und fällt damit für die Fahrt aus. Harald bemüht sich um eine dritte Person. Kann aber so kurzfristig niemanden finden. Zunächst sieht es so aus, als wollen sie zu zweit fahren, bis Harald mir dann am Wochenende vor dem Abflug sagt, dass sie auf keinen Fall ohne einen Dritten lossegeln würden. Der Plan B sieht nun vor, zunächst auf die Bermudas zu fliegen und dort eine dritte fremde Person anzuheuern. Wenn sie niemanden finden, würden sie wieder zurückkommen. Ich hatte Manfred Hase aus dem Tennisclub schon angesprochen. Grundsätzlich hätte er Interesse an einer solchen Reise. Er hatte seinem Tennisteam nur versprochen am Mittwoch noch das Mannschaftsspiel zu bestreiten. Jetzt frage ich ihn, ob er danach dieses Abenteuer antreten würde. Ich gebe ihm die Telefonnummer von Harald und bitte ihn, sich einmal mit dem Skipper zu unterhalten. Danach geht es recht schnell. Am Montag bucht Manfred noch den Flug für Freitag. So können Harald und Gerd schon die Vorbereitungen treffen und Manfred kommt nach. Wenn das Wetter passt, könnte man am Samstag, den 18. Juni starten.

Der geplante Start

Am Samstag, den 18. Juni, wäre alles startklar gewesen, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Das beobachtete Sturmtief hatte sich leider nicht zu unseren Gunsten geändert. Es zieht genau auf die Bermudas zu und wird nach unserer Vorhersage am Sonntag 00 Uhr UTC direkt über den Bermudas liegen. Die Zugbahn des Tiefs konnte nicht genau vorausgesagt werden. Die stärksten Entwicklungen werden sich zwar auf der Rückseite bei rund 32°30’N 67°W abspielen, hier sind Wellenhöhen bis 5m und Böen bis 12 Bft zu erwarten. Im Vergleich mögen die Gewitter mit Böen 7-8 Bft entlang unserer Route in Richtung Azoren zunächst etwas harmloser wirken. Die Wellenhöhe liegt hier bei rund 2-3 m. Da die Zugbahn aber eben noch so unsicher ist und die stärkste Entwicklung sich demnach auch schnell noch verschieben kann, ist ein Start heute definitiv nicht empfehlenswert. Selbst wenn  noch eine günstige Lücke im Windfeld erwischt wird, sind hier immer noch kräftige Schauer- und Gewitterentwicklungen bis Montag 00 Uhr UTC mit stürmischen Böen zu erwarten und das Tief zieht dann auch nur knapp nördlich unserer Route vorbei, sodass ein Restrisiko besteht, dass auch in dem Bereich der Route am Sonntag Wellenhöhen um 4m und Sturmböen ( ~10 Bft) auftreten.
Ein sicherer Start zeichnet sich nach aktuellem Stand ab Dienstag 00 Uhr UTC ab.

Der Start

Am Montag, den 20. Juni, war das Tief durchgezogen und auf der Rückseite schwächte sich der Wind ab. Allerdings waren immer noch kräftige Schauer und Gewitter zu erwarten. Um 9:50 Uhr Ortszeit (13:50 UTC), bei 4 Bft. aus S-SSW, ging es dann mit etwa 5 kn Richtung Osten. Nach 4 Stunden konnte zum letzten Mal die AIS-Position übertragen werden (32° 25´13N 64° 22´28W). Jetzt geht es darum, dem S-SSW Wind am unteren Rande des Tiefs so lange wie möglich zu folgen und dabei Richtung Nordosten zu fahren um den SW bis W-Wind auf der Nordseite des Hochs zu nutzen. Direkt im Osten würde das Azorenhoch (Südflanke des Hochs) mit Flaute oder sogar leichtem Ostwind ein Vorankommen ungleich schwerer machen. Zunächst sollte der Wegpunkt 37°N 52°W angefahren werden. Den späteren Berichten zufolge, war der Start zu diesem frühen Zeitpunkt ein Fehler. Der Wind wurde immer schwächer und die Wellen hatten noch die Höhe der durchgezogenen Sturmfront. Zum Eingewöhnen war dies eine denkbar ungünstige Konstellation. Entsprechend schlecht ging es der Besatzung. Für windschwache Tage waren zusätzlich zu den 210 l Diesel im Tank nochmals 4x20l Diesel in Kanistern gebunkert.

Bis heute gibt es keine weiteren Positionsmeldungen von der Bahati. Theoretisch müsste sie am 23.6.16 um 12 UTC etwa bei Position 34° 30N 59° 20W sein. Eigentlich war verabredet, dass täglich eine SMS per Satellitentelefon mit der entsprechenden Position gesendet wird. Es sind leider nur ganz wenige Meldungen auch wirklich angekommen. Das erfolgreiche Senden ist von vielen Kleinigkeiten abhängig. Wird dies nicht eingehalten, kommt die SMS (als E-Mail) nicht an.

Der Routenvorschlag von Wetterwelt vom 21.6.2016 sah wie folgt aus. Diesen sendete ich per SMS via Internet auf das Satellitentelefon:

Das eigentliche Tief liegt heute schon weit im Norden der Bermudas bei 45N, die Kaltfront erstreckt sich heute Abend aber immer noch von 40N 55W – 30N 65W. Die aktuell stärksten Schauer liegen im Norden von Ihnen, eine weitere kräftige Gewitterzelle entwickelt sich gerade knapp S-lich der Bermudas und zieht NNE-wärts, sollte Sie aber hoffentlich nicht mehr erwischen.
Ansonsten bleibt es in etwa bei dem Routenvorschlag von gestern:

Bermudas → WP(1) 37N 52W → WP(2) 41N 46W → vorläufiger WP(3) 41N 36W → Azoren

Die Wetterlage mit dem Azorenhoch im Osten sieht bisher sehr stabil aus. Das Hoch sorgt dafür dass die Tiefausläufer alle weiter im Norden bleiben, so dass Sie bis zum Wochenende ohne größere Störungen im konstanten S-SW-Wind bis WP(1) fahren können.
WP(2) habe ich noch etwas vorgezogen, statt 44W jetzt 46W.  Auf dem Weg zu WP(2) wird der Wind wahrscheinlich im direkten Einflussbereich des Hoch langsam etwas schwächer und pendelt dabei zwischen SSE und SSW…
Ab dem Wochenende lohnt es sich dann die genaue Lage des Hochs noch einmal zu prüfen… es könnte sein, dass Sie sogar noch etwas weiter nach Norden bis 42N hoch gehen müssen, um nicht in das Schwachwindfeld nahe des Hoch-Zentrums zu fahren, sondern im SW-W-Wind zu bleiben…

Am 25.6. erreiche mich eine Positionsmeldung der Bahati:

36 21n  52 48w

Darauf erhielt ich eine neue Ausarbeitung der Route von Wetterwelt:

26.6.2016: Wetterlage:

Die Großwetterlage auf dem Nordatlantik wird zurzeit dominiert von einem sehr ausgedehnten Azorenhoch. Es liegt derzeit mit seinem Zentrum 1037 hPa bei 43N 32W … also etwas nach N verschoben … und mit einem Rücken nach SW gerichtet … 1030 bei 38N 50W. Das NE-lich gelegene Zentrum des Hochs baut sich bis morgen etwas ab und das Hochdruckzentrum sammelt sich dann in den nächsten Tagen bei 1034 40N 35W-40W. Es wird dann über einen großen Bereich sehr wenig Druckgegensätze geben (der Bereich mit >1030 hPa erstreckt sich am Mittwoch über 33N 47N – 22S – 52W. Zum nächsten Wochenende dann wird sich das Hochzentrum mit 1035 dicht NW-lich der Azoren aufhalten; dann ist an der W-Flanke (entlang etwas 40N) mit etwas signifikanterem SW-Gradienten zu rechnen.

 Routenvorschlag:

der Routenvoschlag bleibt grundsätzlich bei derselben Strategie wir zuvor:

→ vorläufiger WP(2) 41N 46W → vorläufiger WP(3) 41N 36W → Azoren

 damit erhöhen wir die Chancen, mit dem N-Bogen immer in genügend Wind zu verbleiben, um auf BB-Bug segeln zu können. Falls es die Situation zulässt können Sie etwas höher an den Wind gehen, damit sie ein bisschen östlicher auf 41N gelangen und etwas Wegstrecke einkürzen. Die Strecke über WP(3) könnte vielleicht auch etwas eingekürzt werden: nämlich wenn Sie hin zum WP(3) guten und konstanten Druck aus SSE -> SW verspüren, dann wäre auch schon ab LON 40W ein direkter Routenansatz hin zu den Azoren möglich. Dazwischen sollte aber LAT 41N anvisiert werden, weil sonst zu wenig Druck im Windfeld herrscht.

Streckenwetter entlang obiger Route mit SOG 5 – 6 kn:

LEGENDE: Zeit(UT) Windrichtung Windmittel in Bft. / Böen in Bft. / Wellenhöhe in m / Wellenrichtung / Wellenperiode in s / Luftdruck in hPa / signifikantes Wetter / Luft Temperatur in °C

Sonntag 26-06-16
06 SE 3 / 4 / 1,5 / WSW / 8 / 1027 / leicht bewölkt, trocken / 23
12 SE 3-4 / 4 / 1,5 / WSW / 7 / 1029 / leicht bewölkt, trocken / 23
18 SE 3-4 / 4-5 / 1,2 / SSW / 7 / 1029 / leicht bewölkt, trocken / 23

Montag 27-06-16
00 ESE 3-4 / 4-5 / 1,2 / S / 6 / 1030 / fast wolkenlos, trocken / 23
06 ESE 3-4 / 4-5 / 1,2 / SE / 6 / 1030 / leicht bewölkt, trocken / 23
12 ESE 3-4 / 4 / 1 / SE / 6 / 1031 / leicht bewölkt, trocken / 22
18 SE 3 / 4 / 1 / SE / 6 / 1031 / leicht bewölkt, trocken / 23

Dienstag 28-06-16
00 SE 3 / 4 / 1 / SE / 6 / 1032 / wolkig, trocken / 22
06 SE 3 / 4 / 1 / SE / 6 / 1031 / leicht bewölkt, trocken / 22
12 ESE 3 / 4 / 1 / SE / 6 / 1032 / leicht bewölkt, trocken / 22
18 SE 3 / 3-4 / 1 / SE / 6 / 1032 / fast wolkenlos, trocken / 22

Mittwoch 29-06-16
00 SE 2-3 / 3-4 / 1 / SE / 7 / 1032 / fast wolkenlos, trocken / 21
06 SE 2-3 / 3-4 / 1 / SE / 7 / 1031 / wolkig, trocken / 21
12 SE 3 / 4 / 1 / SE / 6 / 1033 / leicht bewölkt, trocken / 21  (nahe WP(2)
18 SE 3-4 / 4 / 1 / SE / 6 / 1032 / wolkig, trocken / 21

Donnerstag 30-06-16
00 SE 2-3 / 3-4 / 0,8 / SE / 6 / 1033 / fast wolkenlos, trocken / 21
06 SE 2 / 3 / 0,8 / SE / 6 / 1032 / fast wolkenlos, trocken / 20
12 SSE 3 / 3-4 / 0,8 / ESE / 7 / 1033 / leicht bewölkt, trocken / 20
18 S 2-3 / 4 / 0,8 / SE / 6 / 1033 / wolkig, trocken / 21

Freitag 01-07-16
00 SSE 3 / 3-4 / 0,8 / SE / 6 / 1034 / leicht bewölkt, trocken / 21
06 S 3 / 4 / 0,8 / SE / 6 / 1032 / leicht bewölkt, trocken / 20
12 S 3-4 / 4 / 0,8 / ESE / 6 / 1033 / leicht bewölkt, trocken / 21
18 SSW 3-4 / 4 / 0,8 / SE / 6 / 1033 / fast wolkenlos, trocken / 21

Samstag 02-07-16
00 S 3 / 3-4 / 0,8 / SE / 7 / 1033 / wolkenlos, trocken / 20
06 SSW 4 / 4-5 / 0,8 / SE / 6 / 1031 / fast wolkenlos, trocken / 20 (nahe Pos. 41N 39W)
12 SSW 3-4 / 4 / 1 / SSE / 6 / 1032 / leicht bewölkt, trocken / 21
18 SW 4 / 5 / 0,9 / E / 6 / 1030 / leicht bewölkt, trocken / 21

Sonntag 03-07-16
00 SW 3-4 / 4-5 / 0,8 / S / 7 / 1031 / fast wolkenlos, trocken / 21
06 SW 4 / 5 / 0,8 / SW / 7 / 1029 / – / –
12 WSW 4 / 5 / 0,9 / WSW / 7 / 1030 / – / –

Auch diese Infos gab ich weiter an das Satellitentelefon auf der Bahati. Die nächsten Meldungen erreichten mich wie folgt erst wieder viel später:

Bahati 5.7.2016: pos 44 36N 029 59W

Bahati 6.7.2016: pos 44 43N 29 00W  80grad 4bis5 kn vorwind

Bahati 8.7.2016: verg. nacht bis 8bft  war nicht angenehm / pos 45 50N 23 17W

Zu der vorstehenden Info passen die Grib-Daten des Wetterwelt-Dienstes. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli um 0 UTC, deutlich vor der gemeldeten Position am 8. Juli um 15 UTC: Wind um 45 kn aus SW und Wellenhöhen von 5 bis sogar 7m.

Bahati 11.7.2016: pos 47 23N 13 04W  DO vorauss. Brest

15.7.16, Infos aus Brest

Liegeplätze dort nicht verfügbar. Es läuft sowas wie „Kieler Woche“. Liegen jetzt im Päckchen in der Moulin Blanc. Am Dienstag gibt es wohl einen festen Platz. So lange bleiben Gerd und Manfred noch dort. Harald kommt mit den defekten Autopiloten zurück. Er will sehen, ob er ihn reparieren kann. Der Windpilot würde gar nicht funktionieren. (?)

Unsere Bahati war nach 2.870 Nm und ca. 580 h, das entspricht einem Schnitt von etwa 5 Knoten,  wieder in Europa und die Besatzung ist wohl auf. Was alles unterwegs passiert ist, erfuhren wir erst nach und nach. Bis jetzt war bekannt, dass der elektrische Autopilot wieder einmal defekt ist. Da die Crew nicht mit dem Windpiloten zurechtkam, hat sie den elektrischen Piloten eingesetzt. Dafür hat er lange gehalten. Das Getriebe hat unterwegs viel Öl verloren. Aus diesem Grund sind sie die letzten Meilen vorsichtshalber auch bei wenig Wind hauptsächlich gesegelt. Und die Rollgenua war zerrissen. Sie hatte sich unterwegs zwischen Vorstag und Kutterstag verfangen. Dass dieses Kutterstag hätte weggenommen werden müssen, hatte Harald bei der Übergabe wohl überhört. Und die angefertigte Mappe hatte sich niemand mehr angesehen. Später erfuhren wir noch, dass sie unterwegs beinahe das Ruder verloren haben. In der Werft auf den BVI wurde das Ruder kontrolliert und falsch wieder zusammengebaut. Die obere Mutter auf der Ruderachse hält normalerweise das ganze Ruder. Diese Mutter war falsch herum aufgeschraubt und konnte sich dadurch im Laufe der Zeit lösen. Glücklicherweise ist die lose Mutter nicht in den Atlantik gefallen sondern lag neben dem Ruderlager an Deck. Bei weinig Wind und Seegang konnte Harald dann im Schiffsinneren die Ruderachse packen und wieder nach oben schieben. Oben an Deck schraubte Manfred die Mutter wieder auf die durchgesteckte Ruderachse und sicherte dies mit der Sicherungsschraube, die bei der richtigen Verwendung der Mutter auch wirklich sichert. Wer schon einmal ein Ruder ausgebaut hat, weiß, dass das Ruder eine hohes Gewicht hat und es schon während der Fahrt viel Glück und Kraft braucht, um es wieder in das obere Lager einzufädeln.

Harald musste jetzt schnell zurück nach Deutschland. Er war schon einige Tage überfällig. Manfred und Gerd boten an weiter zu fahren, allerdings nur mit einem funktionierenden Autopiloten. Das war nicht zu machen. Der Autopilot konnte nicht in so kurzer Zeit wieder instand gesetzt werden. Direkt an der Kupplung waren die elektrischen Anschlüsse abgerissen. Die Mechanik des Autopiloten hatte seit der letzten Reparatur gehalten. Es musste eine neue Kupplung bestellt werden. Die Lieferzeit betrug mal wieder ca. 2-3 Wochen. Und das ist schon fast eine (positive) Sensation. Also brachten Manfred und Gerd das Schiff in eine eigene Box und kamen danach auch zurück nach Deutschland. Die letzte Etappe von Brest nach Heiligenhafen wollten wir selbst durchführen. Die Planung und Vorbereitung dazu konnte beginnen.

Abreise von den Bermudas

Donnerstag, der 19. Mai 2016, begann wie angekündigt mit schlechtem Wetter und Regen. Wir gaben also nach dem Frühstück zuerst die Motorroller wieder zurück. Unsere schlechtes_wetterRückflüge waren für Sonntag, über Boston nach Düsseldorf, bereits gebucht. Ilona hatte jemanden gefunden, der unsere Bahati zurückfahren wird. Somit mussten wir jetzt nur klären, wie und wo wir unser Schiff hier auf den Bermudas zurücklassen können. In St. Georges boten diesen Service nur zwei Marinas an. Das sind Sandra oder der St. George´s Dinghy and Sports Club. Sandra ist die Managerin vom Bermuda Yacht Service und der ist wiederum für bermuda_yacht_serviceunseren augenblicklichen Liegeplatz zuständig. Ich ging also zum Marina-Büro und erläuterte dort mein Anliegen. Für diesen Zweck war glücklicherweise noch eine Festmacherboje, anscheinend die letzte, frei und ich konnte mich sodann um die Formalitäten kümmern. Es musste relaxenzwischen uns und der Marina ein Vertragsvordruck ausgefüllt werden, ein Formular von uns als Anfrage beim Zoll und ein Anschreiben von der Marina an den Zoll. Mit diesen Unterlagen musste ich zum Custom und Immigration Officewahoos und hier wurde unser „Gesuch“ am nächsten Tag positiv entschieden. Außer einem kleinen Spaziergang verbrachten wir den Tag gemütlich an Bord. Am Abend gingen wir ins Wahoo´s Restaurant in St. Georges. Es war sehr gut besucht und laut. Man hatte uns vorher gewarnt und gefragt ob wir trotzdem bleiben wollen. Wir sind geblieben und haben es nicht bereut. Und noch bevor wir mit dem Essen fertig waren, hatte sich das Restaurant geleert und Ruhe kehrte ein.

Am Freitagvormittag, dem 20. Mai, erhielten wir vom Customs die Erlaubnis unser Schiff Bahati vorübergehend ohne unsere Anwesenheit hier auf den Bermudas zurück zu lassen. Mit dieser „Permission“ ging ich zur Marina und besprach dort das weitere dachsanierungVorgehen. Unser Schiff sollte also an eine Boje gekettet werden. Auf dem Weg zur Boje sollte uns ein Mitarbeiter in einem roten Dinghy gegen 1200 Uhr begleiten. Wir hatten also noch etwas Zeit um Diesel und Wasser aufzufüllen. Um 1015 Uhr legten wir bei aufgelockerter Bewölkung und Sonnenschein ab und fuhren zur Tankstelle um Ordnance Island herum. Wir mussten etwas warten, da vor uns zwei weitere Yachten Treibstoff für die Überfahrt tankten und bunkerten. Nach dem Tanken fuhren wir zurück zu unserem Liegeplatz, machten aber nicht mehr fest, da wir jeden Augenblick unsere Bojen-Piloten erwarteten. Er kam dann nicht mit einem roten Dinghy, das war defekt, und fuhr voraus zur anderen Seite der reparatur_dinghy2Lagune. Wir hatten mit einer Boje im Bojenfeld gleich neben unserem Liegeplatz gerechnet. Das war natürlich jetzt für die letzten zwei Tage mehr als ungünstig. An diesem abgelegenen Platz müssen wir mit unserem Dinghy einmal quer durch die Lagune fahren um in St. Georges an Land zu gehen. Am letzten Tag dann noch mit Gepäck. Bei etwas Gegenwind und leichter Welle wird das in unserem Dinghy eine nasse Angelegenheit. Die Zufahrt zu Boje war nach der Querung des Fahrwassers sehr plotter_bojenpositiontrickreich. Im Prinzip musste man im Zickzack die nicht markierten Untiefen umfahren. Wir hatten uns dazu einige Landmarken gemerkt und der Plotter gab die Situation ganz gut wieder. Unser Schiff musste wirklich mit einer Kette befestigt werden. Selbst hier herrscht noch die Furch vor Hurrikanen. Als Bahati befestigt war, verlies uns unsere Begleitung. Wir holten unserer Dinghy aus der Backskiste und pumpten es auf. Und es kam wie es kommen musste: Ein Flicken und damit ein Schwimmer war undicht. Damit hatte sich unser Plan, mit dem Dinghy zurück nach St. Georges zu fahren, erst einmal erledigt. Volker machte sich sofort an die Arbeit. Mit dem letzten Klebstoff brachte er einen reparatur_dinghyneuen Flicken auf. Bei einer empfohlenen Trocknungszeit von 24 h sollte uns das Dinghy hoffentlich morgen einsatzbereit wieder zur Verfügung stehen. Wir entschieden, den Tag hier in der Abgeschiedenheit in Ruhe an Bord zu verbringen. Soweit es heute schon möglich ist, machen wir das Schiff klar zur Übergabe an die Überführungscrew. Einigen speziellen Dinge halten wir auf Fotos fest um später eine Mappe für die neue Crew anzufertigen. Für den Abend kochte Volker leckere Spaghetti. Dazu Salat und Rotwein. Zum Tagesabschluss baute Volker noch einmal sein Kino in der Pantry auf und wir schauten uns einen Film an.

Am Samstag, dem 21. Mai, testeten wir zuerst das geflickte Dinghy. Wir pumpten es vollständig auf und der Flicken hielt. Trotzdem entschieden wir, nicht mit unserem kleinen bvb_flagge_pokalDinghy hin und her zu fahren. Wir hielten es für eine bessere Idee, und das war sie auch, Bahati an der Boje noch einmal loszumachen und mit ihr zu unserem alten Liegeplatz zurück zu kehren. Die letzte Nacht wollten wir noch direkt in St. Georges bleiben und morgen, also am Sonntag, die Koffer dort gleich ausladen und nur zu zweit zurück zur Boje fahren. Wir buchten also in der Marina für eine Nacht. Das waren uns die 40 $ wert. Bei bestem Wetter gingen wir zu Fuß hinüber zur Tobacco Bay und stimmten uns dort auf das Pokalfinale ein. Im White Horse hatten wirtobacco_bay wegen der Übertragung angefragt und eine Zusage bekommen. Um 2000 MESZ, also Deutscher Zeit, und 1400 lokaler Zeit startet das Spiel. Volker und ich gingen zurück zum White Horse und Christopher blieb am Tobacco Bay. Im White Horse angekommen, sollten wir noch das gerade Übertragene englische Spiel abwarten. Das war nicht so schön, denn es lief gerade erst die 60zigste Minute. Über den aktuellen Spielstand informierten wir uns so zunächst über das Internet. Nach zwei Bier hatte der Chef ein pokalfinale_laptopEinsehen und stellte und uns einen Laptop zur Verfügung. Über diesen konnten wir das Spiel anschauen. Nach der Verlängerung und einigen Bieren stand es immer noch 0:0. Im Elfmeterschießen konnte der FC Bayern München mit 4:3 gegen den BVB gewinnen. Am Ende schauten wir zu Dritt. Mein Bruder, ich und ein Wettermann von den Bermudas. Dieser hatte ein paar Jahre in München verbracht und interessierte sich für die Bayern. Wir nicht so! Er meinte, dass es eine gute Entscheidung wäre, jetzt nicht den Rückweg anzutreten. Es stünden einige Tiefdruckgebiete an, die die Reise ungemütlich machen würden. Nach dem Spiel drehten wir zum Abreagieren eine Runde in St. Georges und kamen anschließend zum Abendessen wieder zurück ins White Horsewhite_horse_terrasse auf die Terrasse. Nur Christopher ließ sich nicht blicken. Wir dachten schon darüber nach, zur Tobacco-Bay zu gehen und nach ihm zu sehen, als er dann schließlich doch noch auftauchte. Ich glaube, er hat große Freundschaften geschlossen und das auch ordentlich gefeiert. Wir bestellten uns etwas zu Essen und gingen anschließend zurück zum Boot. Die vorläufig letzte Nacht an Bord.
Am Sonntagmorgen packten wir unser Gepäck und brachten alles vor das Marina-Büro. liegeplatz_bojeChristopher blieb bei den Taschen und ich fuhr mit Volker zurück zu unserer Boje. Dort ketteten wir das Schiff wieder an und machten es klar für ein paar Wochen Liegezeit. Das Dinghy war repariert und sollte uns jetzt wieder zurück nach St. Georges bringen. Aber nichts läuft so wie man es im Vorhinein plant. Die Befestigungsschrauben von unserem Außenborder waren dermaßen fest, dass wir sie letztendlich nur mit Werkzeug und großer Kraftanstrengung lösen konnten. Zumindest sprang der Motor danach sofort an. Wir tuckerten also wahrscheinlich letztmalig mit unserem Mini-Dinghy die knappe Seemeile zurück zur Stadt. Am kleinen Strand des „Bermuda Sea Cadet Corps“ konnten wir unser Beiboot befestigen. Das hatten wir 2 Tage zuvor noch geklärt. Trotzdem hatten wir ein komisches Gefühl dabei das Dinghy an einem so einsamen und dinghy_liegeplatzvon außen zugänglichen Strand zurück zu lassen. Andererseits, wer sollte ein solches Dinghy klauen wollen? Da lagen an der Pier in St. Georges dutzende bessere Dinghy´s. In einer Plastiktüte verstauten wir im Dinghy noch die Fußpumpe. Wenn nach Wochen die neue Crew das Boot benutzen will, wird wahrscheinlich einiges an Luft entwichen oder diffundiert sein. Von hier gingen wir in 2 Minuten rüber zum wartenden rueckflugChristopher, ließen uns im White Horse ein Taxi rufen und verschwanden damit zum Flughafen. Das war´s! Der Rückflug verlief reibungslos von Bermuda über Boston nach Düsseldorf, wo wir am Montagmorgen landeten.

Sightseeing Bermuda

motorrollerHeute, Mittwoch, der 18.5.2016, ist der erste Tag, an dem wir unsere Zeit zur freien Verfügung haben. Bisher mussten wir wegen der Motor- und Schiffsinspektion immer zumindest in Schiffsnähe bleiben. Die Arbeiten sind jetzt erledigt und wir hatten eine Tour per Motorroller über die Insel geplant. Aber wie das Leben so spielt, das Wetter wird jetzt schlechter und es sieht nach Regen aus. Trotzdem wollen wir es wagen und mieten gleich

hier in St. Georges 3 Motorroller. Kaum auf der Straße, beginnt es leicht zu regnen. Unser Ziel ist zunächst die Hauptstadt der Bermudas, Hamilton. Sollte der Regen stärker werden, können wir den Tag dort irgendwie verbringen. Dort wird sich schon ein trockenes Plätzchen finden. Gleich nach St. Georges beginnt das Gelände des Flughafens. Entlang  irgendwelcher Ausläufer des Atlantiks, über Brücken, kleineren Ortschaften, Golfanlagen, geht es die etwa 50 km nach Hamilton. Schon kurz nach dem Flughafen hatte es aufgehört zu regnen und jetzt sah es so aus, als könnte dieser Tag noch ein schöner Tag werden. In Hamilton angekommen, fragten wir einen Passanten

nach einem geeigneten Parkplatz für unsere Motorroller. Er schickte uns in Richtung Hafen. Dort gab es jede Menge Stellplätze für Motorroller. Anscheinend ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel auf den Bermudas. Gleich neben unserem Stellplatz lag das niederländische Kreuzfahrschiff „Veendam“. Eine gute Marke für unsere Roller. Wir schlenderten die Hafenpromenade entlang, kamen zum „noblen“ Royal Bermuda Yacht

Aussicht Gibbs Hill Lighthouse

Aussicht Gibbs Hill Lighthouse

Club und machten dort wieder kehrt. Diesmal aber entlang der Straße und den Geschäften und Restaurants. In vielen Läden konnte man die berühmten Bermuda-Shorts kaufen. Aber natürlich gab es auch jede Menge T-Shirts, Hemden und Pullis mit entsprechendem „Bermuda“-Aufdruck. Im „Vorbeigehen“ reservierten wir einen Tisch in einem Restaurant auf dem Balkon in der ersten Etage mit Blick auf die „Veendam“. In der Zwischenzeit gingen wir etwas weiter und entdeckten noch einen großen T-Shirt-Laden in dem wir einige Erinnerungs-Shirts und Geschenke für Zuhause kauften. Das Essen im Restaurant war in Ordnung und wir planten mit unseren Touristen-Karten den Nachmittag. Von Hamilton hatten wir zunächst genug gesehen. Wir wollten natürlich noch unsere Motorroller ausnutzen. Also machten wir uns auf den Weg zum Inselende. Zur King´s Wharf, dem eigentlichen Kreuzfahrer-Hafen. Dazu mussten wir im Prinzip einmal um den Great Sound, der im Norden weit geöffnet ist, herum. Unterwegs genossen wir die tolle Küstenstraße. Bis zur Nordspitze mussten wir über vier Brücken fahren. Das Land wurde

Watford Bridge

Watford Bridge

immer schmaler und man konnte links auf den Atlantik sehen und rechts den Great Sound. Bermuda ist nicht nur eine Insel, sondern besteht aus insgesamt 360 Inseln. Darunter sehr viele kleine Inseln. Nur etwa 20 Inseln sind auch bewohnt. Die Nordspitze ist ebenfalls eine Insel (Island North), welche durch die Brücke „The Cut Bridge“ wiederum mit der Insel Island South verbunden ist, zu der man über die Grey´s Bridge von Boaz Island gelangt. Boaz Island ist wiederum durch die Watford Bridge mit Somerset Island verbunden und diese Insel wiederum durch die Somerset Bridge mit der, ich sage einmal, Hauptinsel. Wir fuhren also mit einigen Stopps über all diese Brücken und schauten uns im Royal Dock Naval Dockyard die Kreuzfahrschiffe und die alte

Befestigungsanlage an. Auf dem Rückweg nahmen wir auf der Hauptinsel die South Road entlang der Atlantikküste. Auf dem Hinweg kamen wir über die Harbour und Middle Road, der Seite zum Great Sound. Einen ersten Halt machten wir an einer imposanten Steilküstegibbs_hill an der Church Bay. Kurz danach zog uns Gibbs´Hill Lighthouse magisch an. Von hier aus hatte man einen guten Blick über Bermuda mit seinen vielen kleinen Inseln und Lagunen, in denen überall Yachten vor Anker oder an Bojen lagen. Nur ein kleines Stück weiter, bogen wir nach rechts zur Horseshoe Bay ab. Eine wirklich traumhafte Bucht mit einem tollen Sandstrand. Da der Tag schon etwas fortgeschritten war, waren nur noch wenige Menschen an diesem Ort. Als wir uns dann endlich von diesem Strand trennen konnten, fuhren wir ohne weiteren Stopp, vorbei und

durch einige richtig schöne Golfanlagen, zurück nach St. Georges. Unser Ziel war „The Beach House at Blackbeard´s“, das Restaurant neben dem Fort St. Catherine und der Achilles Bay. Das Wetter sollte in den nächsten Tagen schlechter werden und hier wollten wir noch einmal bei einem guten Essen und einem Gläschen Wein die Sonne im Atlantik untergehen sehen. Das Restaurant ist sehr zu empfehlen. Das Essen sehr gut und die Lage mit der Terrasse zum Meer exzellent. Abschließend fuhren wir mit unseren Motorrollern zu unserem Liegeplatz. Wir stellten die Motorräder dort ab, mit der Option, je nach Wetterlage, die Roller am morgigen Tag zurück zu geben oder noch einen weiteren Tag zu behalten.

Motorreparatur Bermuda

st_georgesUnsere beiden ersten Landtage, Montag der 16. und Dienstag der 17.5.2016 standen bei wunderschönem Wetter ganz im Zeichen der Motorreparatur. Wir haben alle fantastisch geschlafen. Der Zoll hatte nur angekündigt, dass wir an unserem Liegeplatz nicht bleiben liegeplatz_st_georgeskönnen und am heutigen Morgen das Pilot-Boot uns in einen Ankerbereich schleppen würde. Das Pilot-Boot hörte ich am Morgen gegen 0800. Aber als ich einigermaßen bei klaren Kopf war, war es auch schon wieder weg. Besser wäre es, wenn wir hier bleiben können. Zunächst kreisten meine Gedanken um einen Service für unseren defekten Motor. Ich stand auf und machte einen kleinen Erkundungsspaziergang. Werften oder irgendein anderer Service waren hier in und um St. motorreparaturGeorges nicht zu finden, zumindest nicht in der Nähe. An der Tankstelle fragte ich nach einem Maschinen-Service und bekam eine Telefonnummer. Eine weitere Servicenummer fand ich in unserem Handbuch. Bis 10 Uhr wurden meine Anrufe nicht entgegengenommen. Von beiden Werften erhieltneues_gipsy ich dann schließlich je eine Rufnummer eines Mechanikers. Dem einen, Glen, sprach ich auf die Mailbox und hinterließ meine Rufnummer. Er meldete sich nicht zurück. Beim Zweiten, Hank (Tel.: 441 337 0406), hatte ich mehr Glück. Er sei zwar im Moment sehr beschäftigt, aber zum Spätnachmittag würde er vorbei kommen. Er erschien mit seinem Mitarbeiter bereits vor dem Mittag. Zwischenzeitlich konnten wir erreichen, dass wir an diesem Liegeplatz bleiben durften. Der Platz gehörte zum Bermuda Yacht Service und kostete am Ende stolze 40 US$ (Bermuda$ = US$) pro Nacht ohne Strom- und Wasser. Dies ist einfach dort nicht vorhanden. Hinter uns und vor der Brücke zum Ordnance Island lagen dicht gedrängt ca. 8 Yachten der ARC Europe. smokes_marinaDarunter auch drei deutsche Boote. Die Abfahrt der ARC war für diesem Montag vorgesehen. Also hatten wir die Aussicht auf eine längere Verweildauer an dieser Pier. Hank´s Mitarbeiter, ein fähiger Mann von Sri Lanka, machte sich an die Arbeit und checkte unseren Motor. Die smokes_marina1Zuleitungen, den Vorfilter und den Dieselfilter und entlüftete den Motor anschließend. Keine Verbesserung. Dann vermutete er einen elektrischen Fehler. Als er den ausgeschlossen hatte, war er kurz der Meinung, dass Wasser aus dem Auspuff in den Motor zurück läuft. Auch das bestätigte sich nicht. Wie er dann schließlich auf das Getriebe des Sail-Drives gekommen ist, erschließt sich mir nicht ganz. Es war vielleicht die Verzweiflung nichts zu finden. Das Getriebe war völlig trocken gelaufen. Wo dinghy_clubund wann hätten wir das Öl in solchen Mengen verlieren können? Das kann man gar nicht verlieren. Alleine der Wasserdruck würde das verhindern. Bei einer Undichtigkeit gelangt höchstens Wasser ins Getriebe und vermischt sich mit dem Öl. Nach unserer Überzeugung kann es nur einen Grund dafür geben. Bei der Wartung auf den BVI´s in Soper´s Hole hat man beim Ölwechsel vergessen neues Öl aufzufüllen. Da wir in all den Jahren nie ein Problem damit hatten, haben wir den Ölstand des Sail-Drive wohl auch nicht mehr geprüft. Eine große Nachlässigkeit des Skippers. Wenn wir mit diesen Überlegungen richtig liegen, dann sind wir etliche Stunden ohne Öl gefahren. Die große Frage war nun: Hat das Getriebe das überlebt? Wir gingen zur Tankstelle und kauften API-Öl für´s Getriebe gemäß der Angabe im Handbuch.  Und zwar benötigten wir 3,35l. Als das Getriebeöl wieder aufgefüllt war starteten wir den Motor erneut. Er sprang sofort an und lief wie gewohnt. Und das Getriebe? An unserem Liegeplatz probierten wir den Vorwärts- und Rückwärtsgang. Alles lief wie gewohnt. Anscheinend noch einmal Glück gehabt! Im Getriebeöl fanden sich aber jetzt einige feine Metallspäne. Deshalb

entschlossen wir uns, das Getriebeöl noch einmal zu tauschen. Zufälligerweise trafen wir zwei Deutsche an unserem Boot. Sie waren auf dem Rückweg einer 6-jährigen Weltreise, auch auf einer Bavaria, nach Deutschland unterwegs. Wir sollten auf keinen Fall das API-Öl verwenden. Es hätte von Bavaria eine Rückrufaktion stattgefunden. Dieses Öl wäre zu aggressiv und würde irgendwann dazu führen, dass die Gänge nicht mehr eingelegt werden können. Ihnen sei dies mit dem Rückwärtsgang passiert. Statt API sollten wir

normales Motoröl verwenden. Unsere Mechaniker hatten davon noch nichts gehört. Im Internet kontrollierten wir die Angaben von Volvo Penta. Tatsächlich ist für unser Saildrive das normale Motorenöl empfohlen. Also kauften wir jetzt noch einmal reichlich Motorenöl für einen Ölwechsel im Saildrive-Getriebe und auch noch für den Motor. Der Ölfilter wurde sicherheitshalber noch getauscht. Außerdem beauftragten wir Hank mit einer Überprüfung unseres Diesels im Tank. Durch die starke Verschmutzung des Vorfilters hatten wir die Sorge, dass wir in der Karibik „schlechten“ Diesel getankt hatten.  Es stellte sich aber

heraus, dass der Tank weder verschlammt war, noch dass im Diesel zu viel Wasser ist. Die ganze Aktion zog sich über zwei Tage mit abschließender Kontrolle unseres Ruders. Die beiden, vom Wetter her, schönsten Tage hatten wir nun mit der Reparatur verbracht. Parallel zur Motorenreparatur und Wartung konnten wir das Gipsy an der Ankerwisch austauschen und die Gummilippe am Heck festkleben. Noch immer war nicht geklärt, wo wir das Boot für einen längeren Zeitraum lassen können. Auch schien es recht schwierig

einen Rücktransfer für Bahati zu organisieren. Dazu kamen einige Treffen mit Weltumsegler und Blauwasserfahrer, die alle ganz locker die Rückreise über den Atlantik antreten. Das führte dazu, dass wir unsere Meinung änderten und jetzt doch selber den Rückweg zu den Azoren fahren wollten. Volker rief Udo an und wollte ihm dies mitteilen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Udo bereits alle Flüge storniert hatte. Wieder eine neue Situation. Nur zu Dritt die Reise antreten, das wollte Volker auf keinen Fall. Also mussten wir jetzt alles für Plan B organisieren. Das kleinste Problem waren unsere Rückflüge von den Bermudas. Für Sonntag waren schnell drei Flüge über Boston, Amsterdam nach Düsseldorf gebucht. Wir schauten uns um St. Georges nach einer Marina um. Die kleine Captain Smokes´ Marina am westlichen Ortsausgang könnte unserer Meinung nach ggf. in Betracht kommen. Ganze 4 Yachten lagen dort und die Gesamtkapazität beträgt schätzungsweise 6 Yachten. Wir fragten dort einen netten, etwa 70 jährigen Mann, wie sich herausstellte der Bruder des Besitzers, nach einem vom Zoll akzeptierten und beaufsichtigten Liegeplatz. Das würden sie nicht anbieten. Nur Sandra oder der St. George´s Dinghy and Sports Club am östlichen Ende von St. Georges würde machen. Das Wetter war toll und so machten wir einen längeren Spaziergang. Den St. George´s Dinghy Club hatten wir bereits bei der Einfahrt passiert. Er ist uns aufgefallen, weil dort anscheinend eine Party stattfand. Wie sich herausstellte, dient dieser Club als st_cathrineBasisquartier der ARC. Die Räume dort werden für die verschiedenen Seminare genutzt. Als wir dort ankamen trafen wir niemanden an. Da wir nun schon einmal unterwegs waren, gingen wir weiter zur Einfahrt des St. Georges Harbour. Was wir von der Seeseite in der Dämmerung nicht gesehen hatten, war das kleine Fort mit Kanonen, Gates Fort Park und daneben Alexandra´s Battery Park. Alles toll hergerichtet mit einer grandiosen Aussicht auf den Atlantik. Zurück in der Stadt schlugen wir den Weg zur Nordseite ein. Hier soll sich noch ein weiteres Fort, das Fort St. Catherine mit Museum befinden. Auf dem relativ kurzen Weg dorthin faszinierte uns der kleine Stand Tobacco Bay. Das Bier, eine Dose, kostete 6 US$, 3 davon wahrscheinlich für die tolle Aussicht. Wir tranken trotzdem was und genossen dieses Idyll. Leider etwas zu spät für eine Besichtigung trafen wir am Fort Catherine ein. Nebenan ein Restaurant mit herrlichem Blick auf den Sonnenuntergang. Wir zogen es an diesem Tag allerdings vor wieder zurück zum Schiff zu gehen und im White Horse am Abend etwas zu essen.

Ankunft Bermuda

Die Quittung bekommen wir diesen Sonntagmorgen, dem 15. Mai 2016: Tages-Etmal 109

WellenbergNm. Negativrekord. Jetzt ist aber der Wind wieder da und wir machen bei 12-22 kn Wind ganz gute Fahrt. Außerdem können wir jetzt wieder auf Vor-Wind-Kurs gehen und mit ausgebaumter Genua fahren. Der angekündigte Starkwind bleibt allerdings aus. Ilona hatte uns, und das haben wir bereits vermutet, die maximalen Windgeschwindigkeiten in Böen mitgeteilt, nicht den durchschnittlich zu erwartenden Wind. Für den Abend oder spätestens den nächsten Tag ist dann Nordwind angesagt. Diese Voraussage hatte mich schon die ganze Zeit beschäftigt. Nicht nur, dass ich aus persönlichem Empfinden möglichst schnell auf Bermuda ankommen wollte, sondern auch noch diese Vorhersage mit „Gegenwind“reff_genua machte mich in Bezug auf unsere Geschwindigkeit immer wieder nervös. Also wollten und mussten wir unbedingt heute auf Bermuda ankommen. Dazu brauchten wir jetzt den frischen Wind. Der Motor funktionierte einfach nicht mehr. Wir tauschten noch den wirklich richtig verdreckten Benzinvorfilter und überprüften die Dieselzuleitungen. Es war einfach nichts zu machen. Nach einigen Startversuchen ging  der Motor jetzt überhaupt nicht mehr an. Wir haben ja gottseidank ein Segelboot und sind nur bedingt auf den Motor angewiesen. In unseren frischer_windUnterlagen stand geschrieben, dass man bei Motorproblemen über Bermuda Radio eine Schlepphilfe anfordern und bekommen kann. Um 1600 waren es dann noch 30 Nm bis Bermuda. Wir machten mehr als 6 kn und hofften spätestens gegen 2100 Uhr Bermuda zu erreichen. Wenn wir Glück haben, dann noch in der Dämmerung. Von einer Einfahrt in der Nacht wird ja fast immer abgeraten. Hier hieß es aber, dass die Tonnen alle beleuchtet sind und die Ansteuerung in der Nacht kein Problem ist. Für uns kommt dazu, dass wir durch den Kartenplotter auch in der Nacht unsere Position bestens kennen. Es war jetzt Zeit sich über Funk bei Bermuda Radio zu melden. Wir hatten bereits einige Funksprüche auffangen können. Auf Kanal 16 rief ich motorprobleme„Bermuda Radio, Bermuda Radio this is Bahati, Bahati“. Diesen Anruf tätigte ich bis zu unserer Ankunft unzählige Male. Aber zunächst meldete sich Bermuda Radio und bat uns auf Kanal 27 umzustellen. Dort wurde ich nach den üblichen Daten für eine Einreise, wie Passnummern, Schiffsregistrierung, und ähnlicher Dinge gefragt und darüber hinaus zu unserem Inventar und nach Einzelheiten, wie z.B. der Seriennummer der EPIRB, der Anzahl und Art der Notsignale und der Größe und Bezeichnung der Rettungsinsel. Einige Dinge musste ich erst in unseren Unterlagen nachschlagen und Bermuda Radio wieder zurück rufen. Als diese Dinge dann endlich geklärt waren, fragte  ich nach einer Schlepphilfe. Das war nun nicht so wie in den Unterlagen beschrieben eine übliche und einfache Frage. Die Antwort war zunächst, dass dies bezahlt werden muss. Oder ob wir es uns zutrauen, unter Segel in der St. George Harbour, eine Art Lagune, zu fahren. Zutrauen ja, aber unter Sicherheitsaspekten wäre eine Schlepphilfe zu bevorzugen. Nach einiger Zeit kam die Antwort. Schlepphilfe kostet 400,- US$. Wir tag7_bermudakönnten aber auch vor Bermuda beidrehen und bis zum nächsten Tag warten. Dann käme eine Fähre und das Pilot-Schiff könnte uns schleppen. Eine weitere Nacht beigedreht auf dem offenen Meer. Ich kann mir schöneres vorstellen. Wir entschieden uns gemeinsam für die Schlepphilfe. Als ich dies per Funk übermittelte, fragte mich der Beamte, ob ich ihn richtig verstanden hätte. Das Schleppen kostet 400,- US$ pro Stunde und man benötigt mindestens 2 Stunden. Er hätte allerdings noch eine Idee. Ein weiteres Segelschiff mit 54 Fuss kommt gegen 1200 Uhr an und die würden uns auch schleppen. So entschieden wir auf die teure Schlepphilfe zu verzichten und wollten zunächst unser Glück unter Segel probieren. Um 2000 Uhr waren wir dann bereits vor der Ansteuerung Bermuda und fuhren unter Segel im betonnten Fahrwasser zwischen dem Riff auf die Einfahrt zu. Hier kam der Wind nun aus West, vorher immer Südwest, und es war unmöglich in die schmale Einfahrt hinein zu kommen. Mit einem halben Knoten Fahrt waren wir kaum noch manövrierfähig. Wir schafften es zu drehen und zurück Richtung offene See zu fahren. Bermuda Radio meldete sich noch einmal und teilte uns mit, dass soeben ein weiteres Segelschiff in die bermuda_in_sichtEinfahrt hinein fährt. Er hätte nur kein Funkkontakt zu diesem Schiff. Jetzt war es bereits dunkel und wir holten unseren Scheinwerfer für Lichtsignale an Deck. Tatsächlich schafften wir es, die Aufmerksamkeit des Skippers auf uns zu lenken und ihm unser Anliegen mitzuteilen. Er war bereit uns Schlepphilfe zu geben und wir machten unsere viel zu lange 40m Leine zum Schleppen bereit. Nach vier Versuchen hatten wir endlich eine Verbindung zum schleppenden Schiff hergestellt. Ein netter Franzose der alleine 14 Tage von Kuba aus unterwegs zu den Bermudas war. Völlig übermüdet und, wie wir später erst feststellten, mit gebrochenem Baum. Radio Bermuda erkundigte sich bei uns nach dem Stand. Ich teilte ihnen mit, dass wir jetzt von diesem Segelschiff geschleppt würden. Wir sollten uns gleich zum Ordnance Island und dem dortigen Custom Office schleppen lassen. Aber vor allem, sollten wir unserem schleppenden Skipper mitteilen, dass er sich zu melden hätte. Der wiederum hatte dazu keine Motivation. Er musste alleine steuern und kannte die Gegebenheiten hier auch nicht. Mit mehreren Funkgesprächen forderte mich der Beamte schließlich auf, diesem Skipper unmissverständlich zu sagen, dass er diese Funkanmeldung anordnet (Advise him…). Ich weiß nicht, ob er letztendlich dieser Anweisung gefolgt ist. Er hat uns netterweise zum Anlegesteg vor Customs und Immigration gebracht und hat dann auch selbst noch (und ohne Probleme) einklariert. Um 2230 Uhr waren wir einklarieren. Auf Grund der vorab per Funk übermittelten Daten wurden die Formulare fast komplett von den dortigen Beamten ausgefüllt. Das und auch die Freundlichkeit dort waren sehr angenehm. Der Franzose hat unser Schiff anschließend zur gegenüberliegenden Seite gebracht. Dort durften wir liegen bleiben. Am liebsten hätten die Zollbeamten uns in ein Ankerfeld verbannt. Dort wäre es ungleich schwieriger geworden einen Monteur für den Motor zu bekommen. Die Anlegestelle vor dem Zoll musste frei bleiben, da die ganze Nacht hindurch Segelschiffe eintrafen und per Funk sofort dort zum Einklarieren geleitet wurden. Nach 6 Tagen und 11 Stunden hatten wir die 860 Nm mit 48,6 Motorstunden hinter uns gebracht. Wir waren zunächst einmal froh in einem sicheren Hafen zu liegen. Ohne einen funktionsfähigen Motor kommt man sich aber dennoch recht hilflos vor. Auch die Einfahrt in den St. Georges Harbour wäre unter Segel, selbst bei idealem Wind, nicht einfach geworden. Die Orientierung in der Nacht ist nicht so einfach. Und ohne Motor sollte man sich nicht zu häufig verfahren. Einfacher ist es, wenn die Gegebenheiten bekannt sind. Aber wir hatten unser Problem ideal gelöst und konnten jetzt endlich schlafen.

Vorletzter Tag vor Bermudas

delphine2Es ist Samstag, der 14. Mai 2016. Die Nacht verging wie die vergangene. Der Motor lief und der elektrische Autopilot steuerte. In meiner Wache am Morgen gegen 0700 erschien ein ganzes Rudel Delphine. Christopher und Volker kamen an Deck und wir beobachteten die Tiere eine ganze Weile. Aber auch das wird irgendwann langweilig. Um 0800 Uhr delphine1(1200 UTC) hatten wir ein Tages-Etmal von 146 Nm geschafft. Das war ganz ordentlich. Der Wind frischte wieder bis auf rund 10 kn auf und um 0900 fuhren wir mit ausgebaumter Genua und offenem Groß mit Bullenstander vorm Wind. Als der Motor aus war, merkten wir erst, wie schön es ist, bei einer so wohltuenden Ruhe zu segeln. Jetzt wollten wir aber auch nicht mehr selbst steuern und so justierten wir unseren Windpiloten. Ab 1000 Uhr übernahm er die Steuerung. Gegen Mittag prüfte ich die Bilge. Sie war etwas feucht. Wahrscheinlich noch schmetterlingReste von den ersten 3 Tagen. Ich wischte alles trocken und dabei blieb es dann auch. Der Wetterbericht kam per SMS auf unser Satellitentelefon. Ilona checkte zuhause die Grib-Daten und schickte uns per SMS eine Zusammenfassung. Die Vorhersage kündigte starken Wind aus SW an. Aus diesem Grund änderten wir unseren Kurs von 0° auf 330°, also mehr östlich, um so bei stärkerem Wind das letzte Stück mit einem angenehmeren Vorwindkurs zu fahren. Leider mussten wir deshalb unseren aktuellen Vorwindkurs verlassen und die Segel auf Raumwind einstellen. Das klappt nur bedingt. Das Groß deckt dabei häufig die Genua abschmetterling_vorne, sodass diese keinen Wind bekommt und einfällt. Das ist fürchterlich nervig und dazu auch langsam, insbesondere wenn gerade so eben genug Wind zum Segeln ist. Um 1530 Uhr zuckte die Angelschnur und riss. Der erste Gedanke war, dass die Schnur für den wahrscheinlich riesigen Fisch viel zu dünn war. Endlich etwas gefangen und dann reißt die Leine. Aber so war es nicht. Kein Fisch hatte die Leine zum Reißen gebracht sondern der Windgenerator. Die Wellen sind im Laufe des Tages immer höher geworden und bei diesem Auf- und Ab und Belastung, Entlastung ist die Leine so weit nach oben  gekommen, dass sie sich im Propeller des Windgenerators verfangen hatte. Wir konnten sie nur wieder aus dem Propeller entfernen, indem wir die Flügel während der Fahrt abschraubten. Glücklicherweise ist dabei nichts über Bord gegangen. Die Leine war zwar hin, aber der Windgenerator hatte keinen Schaden genommen. Um 1800 Uhr packen wir das Groß ein und fuhren nur mit der Genua weiter. Es schaukelt schon wieder erheblich. Aber jetzt motorcheckhaben wir Seebeine. Um 2000 Uhr scheint der Wind noch weiter nachzulassen. Wir entscheiden uns, mit dem Motor die Nacht zu durchfahren. Wir starten den Motor und der geht nach 10 Minuten selbständig aus. Ein neuer Startversuch glückt, aber nach kurzer Zeit geht der Motor wieder aus. Das probieren wir noch ein, zwei Mal, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Sollten wir den Tank leer gefahren haben? Eigentlich kann das nicht sein. Wir sind ca. 48 Stunden mit dem Motor gefahren und haben 210 Liter Diesel im Tank. Das wäre ein Verbrauch von 4,4 Liter pro Stunde. Sonst haben wir immer nur zwischen 2 bis 3 Liter benötigt. Aber wer weiß? Theoretisch ist es ja möglich. Also füllen wir unseren 20 l Reservekanister Diesel nach und entlüften die Maschine. Die Maschine startet und geht wieder aus. Wir entlüften nochmals. Keine Änderung. Es ist jetzt 2130 Uhr und wir entscheiden, wir haben ja auch kaum eine andere Wahl, die Nacht zu segeln.

Erste Begegnung

Erste Begegnung

Freitag der 13-te

in_die_nachtHeute ist Freitag der 13te. Aber wir sind nicht abergläubisch und so verläuft der Tag auch ohne negative Ereignisse. Um 0800 ermitteln wir wieder unser Tages-Etmal mit diesmal regenwolke133 Nm fast komplett unter Motor. Der Wind weht weiterhin nur mit durchschnittlich 3 kn. Das ist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Am Nachmittag passieren und durchfahren wir einige Regenwolken. Im Bereich dieser Wolken frischt der Wind auf und flaut danach sofort wieder ab. Um 1630 Uhr fahren wir auf eine riesige Regenwolke zu. Ein Ausweichen ist unmöglich. Das dusche_vordeckGanze sieht ziemlich bedrohlich aus. Wir machen alles Sturmklar und holen auch das zur Stabilisierung gesetzte Groß ein. Dann erreichen wir den Regen. Er prasselt hinab und statt des befürchteten Sturms gibt es überhaupt keinen Wind mehr. Der Atlantik ist flach und glatt wie einbermuda_gastlandflagge Ententeich. Wir nutzen den Regen als Naturdusche vorne auf dem Bug. Das macht richtig Spaß und wird in unseren Köpfen eine bleibende Erinnerung sein. Die Angel schleppen wir seit den Morgenstunden wieder hinter uns her. Aber auch heute beißt keiner an. Volker setzt die Gastlandflagge der Bermudas und die Gelbe-Einklarierungsflagge dazu. Wir nutzen die ruhige See dafür. Ich beschäftige mich jetzt erstmals mit unserem Zielort und suche mir die passenden Bücher heraus. So erfahre ich, dass wir uns bereits etwa 30 Nm vor Bermuda per Funk zu melden haben. Es werden dann Inventar- und Crew-Daten abgefragt. Das bereite ich schon einmal vor. Volker lasse ich noch eine Lebensmittel-Inventarliste schreiben. Nach der Regenwolke

haben wir das Groß wieder gesetzt. Motor und der elektrische Autopilot verrichten gute Arbeit. Wir haben nichts zu tun. Zum Abendessen gibt es kinoabendaufgebratene Spaghetti und Spiegeleier. Anschließend machen wir einen Kinoabend an Bord direkt über das iPad mit Bluethooth Lautsprecher. Wir schauen u.a. „Des Königs Admiral“ von 1951 mit Gregory Peck als Captain Horatio Hornblowner und den Film „Im Herzen der See – Die letzte Fahrt des Walfängers Essex“ aus dem Jahre 2015 (Trailer). Danach wird mir wieder ins Bewusstsein gerufen, wie lächerlich diese kleine 7 Tagestour zu den Bermudas ist. Was haben die Seeleute in der Vergangenheit durchgestanden und was sind wir heute noch bereit durchzustehen? Jämmerlich!

sonnenuntergang

Entspannung zur Halbzeit

Donnerstag, der 12.5.2016. Volker übergibt mir um 0600 Uhr das Steuer. Der Wind kommt mit 6-10 kn aus Ost. Wir machen vielleicht noch 3 kn Fahrt. Aber zunächst wollen wir noch weiter segeln. Um 0800 prüfen wir unser Tages-Etmal: 128 Nm. Das ist natürlich gross_als_stuetzedeutlich weniger als die Tage zuvor, aber immerhin noch völlig im Soll bei durchschnittlich etwa 5 kn Geschwindigkeit. Der Wind pendelt sich jetzt bei 6 kn ein und wir entschließen uns, den Blister noch einmal zu testen. Als der Blister steht, stellt sich heraus, dass der Wind zu schwach für unseren Kurs ist. Der Blister fällt immer wieder ein. Wir bergen das Segel und starten um 1000 Uhr den Motor. Mit gesetztem Groß und Motor setzen wir unsere Fahrt fort. Ohne das Groß fehlt dem Schiff Stabilität und würde ungleich mehr in den Wellen schaukeln. Durch den einschlafenden Wind werden auch die Wellen wesentlich kleiner. Wir trauenangelschnurr uns unseren reparierten elektrischen Autopiloten zu nutzen. So wird die Weiterfahrt fast richtig gemütlich. Der Appetit kommt wieder und auch das Interesse an anderen Dingen. Die Hälfte der Strecke haben wir um 1330 Uhr Ortszeit hinter uns gebracht. Auch dies ist ein psychologisch wichtiger Punkt. Zuvor war die Strecke zurück immer kürzer als die zum Ziel. Jetzt wäre auch theoretisch ein Umkehren sinnlos. Um 1430 Uhr bereiten wir unsere Angel vor und schleppen anschließend den Köder hinter uns her. Sogar ein Buch zu lesen ist jetzt wieder über und unter Deck möglich und macht sogar Spaß. Um 1530 Uhr haben wir die geniale Idee mal wieder eine Dusche zu nehmen. Wasser haben wir so gut wie nichts verbraucht. Also kann jeder von uns ausgiebig die Heckdusche nutzen. Wir fühlen uns danach wieder wie Menschen. Es ist fast so, als wenn das Leben zurückkehrt. Die Angel holen wir in der abendessenAbenddämmerung sicherheitshalber ein. Kein Fisch hat uns den Gefallen getan in unseren Köder zu beißen. Also gibt es auch zum Abendessen keinen fangfrischen Fisch. Stattdessen essen wir heute mit außergewöhnlich gutem Appetit Spaghetti und Tomatensalat mit Thunfisch aus der Dose. Einziger kleiner Wehrmutstropfen an diesem Tag: das LED Positionslicht funktioniert nicht mehr, das Ankerlicht ist hingegen in Ordnung. Aber für diese Nacht ist das egal. Wir fahren unter Motor und haben genug Energie für die stromfressenden Glühbirnen der Standardnavigationslichter. Nach meiner Wache um 2000 Uhr lege ich mich in die Koje, lese noch ein wenig und schlafe dann erstaunlicher Weise richtig gut neben dem laufenden Dieselmotor ein. Während meiner Nachtwache von 0-2 Uhr probiere ich jetzt zum ersten Mal Musik über das iPhone zu hören. An Deck liegend, die Musik im Ohr und eine Stunde fast Vollmond und danach der klare Sternenhimmel. Das ist einfach fantastisch. Mit der Musik vergehen die beiden Wachstunden fast schon rasend schnell.

abenddaemmerung

Die Sinnkrise

Für die nächsten 2 Tage gibt es keine Fotos. Wer den Text liest, kann erahnen, warum.

Dienstag, 10.5.2016tag1_bermuda

In der Nacht gab es keine besonderen Vorkommnisse. Seit gestern immer das Gleiche. Die Segelstellung ist unverändert, der Wind bläst mit 4-5 aus E, die Wellen schlagen an die Bordwand und manche schaffen es auch bis ins Cockpit. Frühstück? Wie? Muss aber auch nicht sein, da die Appetitlosigkeit immer noch vorhanden war. Hin und wieder mal etwas trinken. Cola ist bei uns in diesen Situationen sehr beliebt, und eine Banane hineinzwängen. Beim Anziehen unter Deck erreicht der Magensaft den Kehlkopf. Aber es geht noch. Volker löse ich von seiner Wache ab und er ist froh, dass er jetzt endlich seinem aufkommenden Würgereiz freien Lauf lassen kann. Es hört sich nicht schön an, aber er fühlt sich danach anscheinend viel wohler. Das Kinderlied „Eine Seefahrt, die ist lustig..“ geht mir durch den Kopf. So langsam kommt auch die Frage nach dem „Warum“ auf. Die zwei Stunden Wache gehen noch verhältnismäßig schnell um. Aber danach? Es gibt nichts zu tun und selbst wenn man wollte, es macht kein Spaß und geht auch wirklich nicht so richtig. Und wir sind noch nicht einmal einen ganzen Tag unterwegs. Scheinbar endlos lang! Um 1130 tag2_bermudaUhr lesen wir auf unserem Hand-GPS unser Tages-Etmal ab: 156 Nm. Das ist ein Schnitt von sagenhaften 6,5 kn. Nach der ersten Freude kommt die Ernüchterung. 156 Nm von 860 Nm. Da bleibt ein Rest von 704 Nm. Und überhaupt. 6,5 kn sind gerade einmal 12 km/h und das bei einer Gesamtstrecke von 1.550 km. Wie kann man sich darüber freuen? Wenn nur endlich das Unwohlsein aufhören würde. Die Appetitlosigkeit kommt meiner Figur ja sehr entgegen. Trotzdem. Auch unser Angelzeug liegt unberührt in der Kiste. Keine Lust und natürlich auch der Respekt davor. Wie soll man bei einem solchen Seegang und der Fahrt einen Fisch an Bord holen? Übel ist uns jetzt auch schon ohne Fisch. Ich glaube, der Fisch würde den Kampf gewinnen. Die Zeit rinnt dahin. Langeweile, Unwohlsein, Kopfkino. Mal die harte Pritsche im Cockpit, dann wieder in die Koje unter Deck. Abends kommen ein paar Delphine zu Besuch. Der Tag geht, die Nacht kommt. Gleiche Segelstellung, gleicher Wind, Schräglage, Wellen, Wasser bis ins Cockpit.

Mittwoch 11.5.2016

Es ist bedeckt. Der Wind scheint etwas nachzulassen. Wir geben mehr Tuch und nehmen das 2. Reff raus, gegen 1130 Uhr nehmen wir auch das 1. Reff weg. Das Tages-Etmal liegt diesmal bei 147 Nm (6,1 kn). Immer noch gut. Warum mache ich das? Es geht mirtag3_bermuda immer noch nicht viel besser. Noch mindestens 4, wahrscheinlich sogar 5 Tage. Und danach die Etappe zu den Azoren: 16 Tage bei unvorhersehbaren Wetterverhältnissen. Das will ich nicht mehr. Ich kämpfe mit einer „Sinnkrise“, bin nahe an einer Depression. Es gibt hier keinen Ausweg. Da muss ich durch. Aber nochmal bis zu den Azoren? Nein! Ich treffe jetzt eine Entscheidung. Auf den Bermudas ist für mich Schluss. Ich spreche mit Volker und Christopher. Sie zeigen Verständnis. Volker war immer schon nicht die treibende Kraft für diese Tour. Das war ich. Er will dann auch nicht weiter fahren. Christopher wollte hauptsächlich die Atlantiküberquerung mitmachen. Für ihn war diese erste Etappe nur eine kleine Extra-Tour. Er war entsprechend enttäuscht. Die Nachricht schicken wir per SMS über das Satelliten-Telefon in die Heimat. So kann Udo vielleicht noch seine Flüge stornieren. Er wollte unsere Crew auf den Bermudas ergänzen und mit uns zu den Azoren fahren. Was eigentlich nur zur Information gedacht war, schlägt zuhause große Wellen. Was ist passiert? Streit? Die SMS gibt dazu nicht viel her. Liegt in der Natur dieser Nachrichten: Short Message. Das war natürlich nicht meine Absicht. Mich interessierte Udo´s Meinung. Aber zunächst schwiegen die Satelliten. Wir segelten tag4_bermudaweiter. Die Wellen und der Wind wurden schwächer. Fast wie angekündigt, nur jetzt etwas zu früh. Ich weiß nicht wie viele Male ich unseren Dieseltankinhalt und die daraus hoffentlich und wahrscheinlich resultierende Strecke im Kopf errechnete. Nicht zu früh den Motor anstellen. Segeln, solange es irgendwie geht. Das Problem dabei ist, dass die Fahrt immer langsamer wird und das Ziel in scheinbar immer weitere Ferne rückt. Wo ist meine Gelassenheit? Was halte ich hier nicht aus? Wir haben keine Probleme. Alles läuft einfach wie am Schnürchen. Gegen 1600 Uhr haben wir noch etwa 9-10 kn Wind, gerade einmal 3 Bft. Die Nacht fahren wir noch unter Segel durch, mal dümpelnd, dann wieder mit guter Fahrt.

Start der Rückfahrt

Montag, 9.5.2016. Heute soll es losgehen. Aber zunächst mussten noch Kleinigkeiten erledigt werden. Nach dem Frühstück gingen wir in den Tauch- und Angelshop und kauften dort diesen großen Haken am Stiel (Gaff). Damit können wir auch mittelgroße Thunfische an Bord ziehen. Somit waren wir jetzt auch für den Fischfang vollständig ausgerüstet.

Bermuda-Crew

Bermuda-Crew

Ich meldete mich im Marina-Büro ab, zahlte die restlichen Hafengebühren und klarierte aus. Wie Udo bereits angekündigt hatte, kam es dabei zu dem vorhergesehenen Problem. Einklariert hatte Udo mit der „alten“ Software. Ausklarieren sollte ich nun mit der „neuen“halbwind_rtg_bermuda Software. Dort war aber unser Schiff nicht registriert und entsprechend auch nicht einklariert. Somit konnte ich damit auch logischerweise nicht ausklarieren. Da mir der Umstand der Softwareumstellung bekannt war, konnte ich gleich nach der alten Software fragen und damit anschließend problemlos ausklarieren. Zurück an Bord rief ich die aktuelle Törnberatung per Mail ab. Zusammengefasst wird es drei Tage guten Wind, den E-Passat, geben, danach etwa zwei Tage wenig bis keinen Wind und am dritten Tag wieder auffrischenden Wind. Und die Windrichtungen schienen etwa mit Halbwind auch zu passen. Die Wassertanks hatten wir neu gefüllt und der Dieseltank war von Udo beim letzten Besuch bereits aufgefüllt worden. Die Batterien waren vollständig geladen und der Wetterbericht sagte 4-5, in Böen 6, Bft. aus E bis SE voraus. Um 11:50 Uhr legten wir ab. Fünf Minuten später nachtwachesetzten wir die Segel, das Groß gleich mit 2. Reff. So segelten wir zunächst auf die Südspitze von Anguilla zu. Als diese hinter uns lag, führte der Kurs uns zwischen den Inseln Prickley Pears und Dog Island hindurch. Hier hatten wir tolle Tage verbracht. Jetzt wurde mir erst so richtig bewusst, dass wir dieses Segelparadies für eine längere Zeit verlassen werden. Damit packte mich zum ersten Mal die Wehmut. Wir kamen großartig voran und waren froh, dass wir mit dem 2. Reff gestartet sind. Aber der Seegang war dabei unangenehm. Nicht unerwartet ging es uns die ersten Stunden, es waren dann die üblichen drei Tage, nicht besonders gut. Das vorgekochte Essen sah toll aus, aber der Appetit war einfach nicht da. Nicht einmal für eine andere Kleinigkeit.nachtfahrt Letztendlich sollte man wissen, worauf man sich einlässt. Man freut sich auf den Start und dann macht der Seegang einem einen Strich durch die Rechnung. Wir teilten die Wachen ein und einigten uns auf einen 2 Stunden-Rhythmus. Meine Wache war von 12 bis 2, Christopher löste mich ab und Volker übernahm die Wache von 4 bis 6. Danach starteten wir in der gleichen Reihenfolge. Somit hatte jeder immer zu seinen festen Zeiten Dienst. Das war ein Versuch, den wir alle als sehr angenehm empfunden haben. Die Wache hatte eine gute Länge und man kam durch die festen Zeiten in seinen Rhythmus. Und obwohl sich die Zeit dem entschleunigten Segeltempo angepasst hatte, wurde es irgendwann Nacht.