Donnerstag, der 19. Mai 2016, begann wie angekündigt mit schlechtem Wetter und Regen. Wir gaben also nach dem Frühstück zuerst die Motorroller wieder zurück. Unsere Rückflüge waren für Sonntag, über Boston nach Düsseldorf, bereits gebucht. Ilona hatte jemanden gefunden, der unsere Bahati zurückfahren wird. Somit mussten wir jetzt nur klären, wie und wo wir unser Schiff hier auf den Bermudas zurücklassen können. In St. Georges boten diesen Service nur zwei Marinas an. Das sind Sandra oder der St. George´s Dinghy and Sports Club. Sandra ist die Managerin vom Bermuda Yacht Service und der ist wiederum für unseren augenblicklichen Liegeplatz zuständig. Ich ging also zum Marina-Büro und erläuterte dort mein Anliegen. Für diesen Zweck war glücklicherweise noch eine Festmacherboje, anscheinend die letzte, frei und ich konnte mich sodann um die Formalitäten kümmern. Es musste zwischen uns und der Marina ein Vertragsvordruck ausgefüllt werden, ein Formular von uns als Anfrage beim Zoll und ein Anschreiben von der Marina an den Zoll. Mit diesen Unterlagen musste ich zum Custom und Immigration Office und hier wurde unser „Gesuch“ am nächsten Tag positiv entschieden. Außer einem kleinen Spaziergang verbrachten wir den Tag gemütlich an Bord. Am Abend gingen wir ins Wahoo´s Restaurant in St. Georges. Es war sehr gut besucht und laut. Man hatte uns vorher gewarnt und gefragt ob wir trotzdem bleiben wollen. Wir sind geblieben und haben es nicht bereut. Und noch bevor wir mit dem Essen fertig waren, hatte sich das Restaurant geleert und Ruhe kehrte ein.
Am Freitagvormittag, dem 20. Mai, erhielten wir vom Customs die Erlaubnis unser Schiff Bahati vorübergehend ohne unsere Anwesenheit hier auf den Bermudas zurück zu lassen. Mit dieser „Permission“ ging ich zur Marina und besprach dort das weitere Vorgehen. Unser Schiff sollte also an eine Boje gekettet werden. Auf dem Weg zur Boje sollte uns ein Mitarbeiter in einem roten Dinghy gegen 1200 Uhr begleiten. Wir hatten also noch etwas Zeit um Diesel und Wasser aufzufüllen. Um 1015 Uhr legten wir bei aufgelockerter Bewölkung und Sonnenschein ab und fuhren zur Tankstelle um Ordnance Island herum. Wir mussten etwas warten, da vor uns zwei weitere Yachten Treibstoff für die Überfahrt tankten und bunkerten. Nach dem Tanken fuhren wir zurück zu unserem Liegeplatz, machten aber nicht mehr fest, da wir jeden Augenblick unsere Bojen-Piloten erwarteten. Er kam dann nicht mit einem roten Dinghy, das war defekt, und fuhr voraus zur anderen Seite der Lagune. Wir hatten mit einer Boje im Bojenfeld gleich neben unserem Liegeplatz gerechnet. Das war natürlich jetzt für die letzten zwei Tage mehr als ungünstig. An diesem abgelegenen Platz müssen wir mit unserem Dinghy einmal quer durch die Lagune fahren um in St. Georges an Land zu gehen. Am letzten Tag dann noch mit Gepäck. Bei etwas Gegenwind und leichter Welle wird das in unserem Dinghy eine nasse Angelegenheit. Die Zufahrt zu Boje war nach der Querung des Fahrwassers sehr trickreich. Im Prinzip musste man im Zickzack die nicht markierten Untiefen umfahren. Wir hatten uns dazu einige Landmarken gemerkt und der Plotter gab die Situation ganz gut wieder. Unser Schiff musste wirklich mit einer Kette befestigt werden. Selbst hier herrscht noch die Furch vor Hurrikanen. Als Bahati befestigt war, verlies uns unsere Begleitung. Wir holten unserer Dinghy aus der Backskiste und pumpten es auf. Und es kam wie es kommen musste: Ein Flicken und damit ein Schwimmer war undicht. Damit hatte sich unser Plan, mit dem Dinghy zurück nach St. Georges zu fahren, erst einmal erledigt. Volker machte sich sofort an die Arbeit. Mit dem letzten Klebstoff brachte er einen neuen Flicken auf. Bei einer empfohlenen Trocknungszeit von 24 h sollte uns das Dinghy hoffentlich morgen einsatzbereit wieder zur Verfügung stehen. Wir entschieden, den Tag hier in der Abgeschiedenheit in Ruhe an Bord zu verbringen. Soweit es heute schon möglich ist, machen wir das Schiff klar zur Übergabe an die Überführungscrew. Einigen speziellen Dinge halten wir auf Fotos fest um später eine Mappe für die neue Crew anzufertigen. Für den Abend kochte Volker leckere Spaghetti. Dazu Salat und Rotwein. Zum Tagesabschluss baute Volker noch einmal sein Kino in der Pantry auf und wir schauten uns einen Film an.
Am Samstag, dem 21. Mai, testeten wir zuerst das geflickte Dinghy. Wir pumpten es vollständig auf und der Flicken hielt. Trotzdem entschieden wir, nicht mit unserem kleinen Dinghy hin und her zu fahren. Wir hielten es für eine bessere Idee, und das war sie auch, Bahati an der Boje noch einmal loszumachen und mit ihr zu unserem alten Liegeplatz zurück zu kehren. Die letzte Nacht wollten wir noch direkt in St. Georges bleiben und morgen, also am Sonntag, die Koffer dort gleich ausladen und nur zu zweit zurück zur Boje fahren. Wir buchten also in der Marina für eine Nacht. Das waren uns die 40 $ wert. Bei bestem Wetter gingen wir zu Fuß hinüber zur Tobacco Bay und stimmten uns dort auf das Pokalfinale ein. Im White Horse hatten wir wegen der Übertragung angefragt und eine Zusage bekommen. Um 2000 MESZ, also Deutscher Zeit, und 1400 lokaler Zeit startet das Spiel. Volker und ich gingen zurück zum White Horse und Christopher blieb am Tobacco Bay. Im White Horse angekommen, sollten wir noch das gerade Übertragene englische Spiel abwarten. Das war nicht so schön, denn es lief gerade erst die 60zigste Minute. Über den aktuellen Spielstand informierten wir uns so zunächst über das Internet. Nach zwei Bier hatte der Chef ein Einsehen und stellte und uns einen Laptop zur Verfügung. Über diesen konnten wir das Spiel anschauen. Nach der Verlängerung und einigen Bieren stand es immer noch 0:0. Im Elfmeterschießen konnte der FC Bayern München mit 4:3 gegen den BVB gewinnen. Am Ende schauten wir zu Dritt. Mein Bruder, ich und ein Wettermann von den Bermudas. Dieser hatte ein paar Jahre in München verbracht und interessierte sich für die Bayern. Wir nicht so! Er meinte, dass es eine gute Entscheidung wäre, jetzt nicht den Rückweg anzutreten. Es stünden einige Tiefdruckgebiete an, die die Reise ungemütlich machen würden. Nach dem Spiel drehten wir zum Abreagieren eine Runde in St. Georges und kamen anschließend zum Abendessen wieder zurück ins White Horse auf die Terrasse. Nur Christopher ließ sich nicht blicken. Wir dachten schon darüber nach, zur Tobacco-Bay zu gehen und nach ihm zu sehen, als er dann schließlich doch noch auftauchte. Ich glaube, er hat große Freundschaften geschlossen und das auch ordentlich gefeiert. Wir bestellten uns etwas zu Essen und gingen anschließend zurück zum Boot. Die vorläufig letzte Nacht an Bord.
Am Sonntagmorgen packten wir unser Gepäck und brachten alles vor das Marina-Büro. Christopher blieb bei den Taschen und ich fuhr mit Volker zurück zu unserer Boje. Dort ketteten wir das Schiff wieder an und machten es klar für ein paar Wochen Liegezeit. Das Dinghy war repariert und sollte uns jetzt wieder zurück nach St. Georges bringen. Aber nichts läuft so wie man es im Vorhinein plant. Die Befestigungsschrauben von unserem Außenborder waren dermaßen fest, dass wir sie letztendlich nur mit Werkzeug und großer Kraftanstrengung lösen konnten. Zumindest sprang der Motor danach sofort an. Wir tuckerten also wahrscheinlich letztmalig mit unserem Mini-Dinghy die knappe Seemeile zurück zur Stadt. Am kleinen Strand des „Bermuda Sea Cadet Corps“ konnten wir unser Beiboot befestigen. Das hatten wir 2 Tage zuvor noch geklärt. Trotzdem hatten wir ein komisches Gefühl dabei das Dinghy an einem so einsamen und von außen zugänglichen Strand zurück zu lassen. Andererseits, wer sollte ein solches Dinghy klauen wollen? Da lagen an der Pier in St. Georges dutzende bessere Dinghy´s. In einer Plastiktüte verstauten wir im Dinghy noch die Fußpumpe. Wenn nach Wochen die neue Crew das Boot benutzen will, wird wahrscheinlich einiges an Luft entwichen oder diffundiert sein. Von hier gingen wir in 2 Minuten rüber zum wartenden Christopher, ließen uns im White Horse ein Taxi rufen und verschwanden damit zum Flughafen. Das war´s! Der Rückflug verlief reibungslos von Bermuda über Boston nach Düsseldorf, wo wir am Montagmorgen landeten.