Tourenplanung Review

EUROPA

Die Törnplanung für unsere Europaetappen war perfekt. Dabei hatten wir natürlich auch viel Glück. In den einzelnen Berichten sind unsere Erlebnisse nachzulesen. Hier eine kurze Zusammenfassung.

Geplant waren einzelne Törnabschnitte um zwischendurch wieder der normalen Arbeit in der Heimat nachgehen zu können. Insgesamt sind natürlich mehr Urlaubstage als gewöhnlich für die gesamte Tour benötigt worden. Aber letztendlich ist ein solches Vorhaben auch neben dem Beruf möglich. Für eine einzelne Person müsste die Reise allerdings auf 2-3 Jahre aufgeteilt werden. Bis Gran Canaria haben wir gemütliche 60 Tage benötigt. Davon etwa 43 Werktage.
Insgesamt waren die Bedingungen überwiegend sehr gut. Zwei Tage mussten wir wegen Starkwind an der spanischen Atlantikküste im Hafen ausharren. Dafür konnten wir die Biskaya auf direktem Weg mit dem Blister durchsegeln. Auch die Atlantik-Generalprobe von Lissabon bis Gran Canaria war eine absolut gutmütige Fahrt ohne wirkliche Probleme.
Für unsere Etappen waren alle Transfers im Vorfeld geplant und gebucht. Speziell die Flüge sollten nicht verpasst werden. Dabei hatten wir selbstverständlich auch Reservezeit eingeplant. Wir sind  niemals unter Zeitdruck geraten. Mit ein wenig Pech hätte dies selbstverständlich auch einmal schief laufen können. Aber selbst das hätte sich auch irgendwie regeln lassen.

Die Europa-Tour hat uns ungemein gefallen und wir haben es bedauert, dass wir nicht mehr Zeit dafür eingeplant hatten. Rückblickend hätten wir vielleicht die Reise bis Gran Canaria auf 2 Jahre verteilen sollen. Dafür haben wir jetzt noch den Rückweg!

 

ATLANTIK

Tatsächlich gibt es auf dieser langen Strecke doch auch Möglichkeiten zu variieren. Unser Plan war es, die klassische Route zu nutzen. Also zunächst Richtung Südwest und später nach Westen. Dabei wird die vorherrschende Meeresströmung, die Kanaren- und später die Nordäquatorialströmung, genutzt und die Wahrscheinlichkeit auf einen guten Passatwind zu stoßen, ist im Süden einfach größer. Der Start wurde wegen Starkwind um einen Tag verschoben. Am Starttag hatten wir vor Las Palmas nur einen relativ schwachen Wind, aber noch eine ordentliche Welle von den windigen Vortagen. Die Startstrecke war insofern vorgegeben, als dass Gran Canaria auf der Steuerbordseite liegend umfahren werden musste. Vor Starkwind im südlichen Teil der Insel wurden wir gewarnt. Ebenso sollten wir bedenken, dass zwischen Gran Canaria und Teneriffa ein Düseneffekt den Wind verstärkt und es hier zu sehr hohen Wellen kommen kann. Genau das wollten wir vermeiden und aus diesem Grund hielten wir an unserem Vorhaben fest, zunächst mehr Richtung Süden zu segeln. Auch hier hatten wir einen Halbwind- bis Am-Wind Kurs und wir benötigten tatsächlich einige Zeit, um einen für den Wind und unsere Verfassung erträglichen Kurs zu finden. Sieht man diese Überfahrt sportlich, so haben wir hier am Anfang deutlich Zeit verloren. Nicht, weil wir zu langsam waren. Der direkte Westkurs wäre gemessen mit „Geschwindigkeit zum Ziel“ deutlich schneller gewesen. Nachdem wir uns die ersten Tage durchgekämpft hatten, beobachtetet und analysierten wir auch einige der uns bekannten Boote. Dabei fuhren die einen weiter nördlich und schon wesentlich weiter voraus und andere auch weiter südlich, die dann noch deutlich hinter uns lagen. Die ARC-Rennleitung schickte täglich eine Liste der Schiffspositionen und Tagesetmale per Mail. Gegen Ende der Reise holten die „südlichen Boote“ auf. Insgesamt war aber der Passatwind im Jahr 2014 im Süden und Norden annähernd gleich, sodass die Nordroute (in diesem Jahr) die bessere Wahl gewesen wäre.

Trotz der anfänglichen „Orientierungsprobleme“ und dem zwischenzeitlichen Rudergetriebeschaden haben wir die Strecke in 20 Tagen und 8 Stunden zurückgelegt (488h). Das war für unser Boot ein unglaublich guter Schnitt von fast 6 kn, und es wäre noch mehr drin gewesen.

Abschießend ist noch zu erwähnen, dass wir den Motor für das Zurücklegen einer Strecke nur in der letzten Nacht benötigt haben. Nach unserer Ankunft in St. Lucia hat der Passat einige Tage geschwächelt und nach uns eintreffende Boote hatten mit dieser Flaute zu kämpfen.

 

KARIBIK

Die Planung war für die Karibik nicht bis ins Detail durchgeplant. Trotzdem gab es hier Fehleinschätzungen und aus diesem Grund auch kleinere Flugumbuchungen. Grundsätzlich sollte es in den Norden gehen. Vorher wollte ich meine Gäste aber noch auf Barbados abholen. Bei dem starken Nordostpassat (nahezu) unmöglich. Am Wind Kurse beginnen hier bei 90°, also Ostsee Halbwind. Welle und Wind tragen dazu bei. Also mussten meine Gäste umbuchen. Wir einigten uns auf Grenada. Jeder sagte uns, dass wir auf jeden Fall die Tobago Cays uns ansehen müssen. Recht hatten sie. Kleiner Gag am Rande: Nachdem meine Gäste umgebucht hatten, stellten sie fest, dass sie auch bei ihrem ursprünglichen Flug nur auf Grenada hätten aussteigen müssen. Aber wer schaut sich schon alle Zwischenstopps an? Also erste Fehleinschätzung: Am Wind ungleich Am Wind. Zweiter Irrglaube: nur Sonne. Auch in der Karibik ist Winter und es regnet mitunter auch einmal einige Tage hintereinander. Deshalb auch die bewaldeten und grünen Inseln. Dritter Punkt: Das Bild vom Ankerplatz auf ruhigem tiefblauen Wasser, Palmen und Sonne. Bitte das „ruhige“ streichen. Viele tolle Ankerplätze liegen direkt im ungeschützten Passatwind. Ein guter Anker und eine Ankerentlastung sind zwingend notwendig.

Mit diesem Wissen sind wir bis Grenada gefahren und anschließend nach Norden, immer entsprechend vorbereitet: Zwischen den Inseln kann der Wind und die Welle ganz schön zuschlagen. Es sind dann aber fast immer relativ kurze Strecken. Zum Ende der Saison haben wir unser Schiff auf den BVI geparkt. Das war auch Ziel unserer Karibiktour. Die Entscheidung, das Boot über den Sommer dort zu lassen, ist erst während des Karibikaufenthalts gefallen. Das Hurrikan-Risiko sind wir eingegangen. Will man sicher sein, so muss man das Schiff zu den ABC-Inseln oder Trinidad und Tobago bringen. Diese liegen außerhalb des Hurrikan-Gürtels. Das ist noch einmal eine weite Fahrt und die Plätze müssen sehr  früh reserviert sein.

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