Nanny Cay Marina, Crewwechsel

Sonntag, der 31.1.2016. Nach einem üppigen Frühstück ohne Volkers Hilfe, es gab drei Kekse und Kaffee, ging ich frisch ans Werk. Innen fegen und putzen, Toiletten schrubben,

Ehrenplatz für Bahati-Bild

Ehrenplatz für Bahati-Bild

Herd und Umgebung entfetten und aufräumen. Zwischendurch ging ich zur Budget Marina und kaufte eine neue Fußpumpe. Die alte konnte ich zwar noch reparieren, aber zu viele Plastikteile sind bereits abgebrochen. Dabei ergatterte ich auch noch fünf Quetschhülsen für die Verbindung zur Mast-LED. Die Lüsterklemme würde mir früher oder später wegrosten. Außerdem bekam ich dort die Nummer vom Gas-Mann Mr. Thomas. Ich sollte ihn anrufen. Er würde kommen, die leere Flasche abholen und sie am nächsten Tag voll wiederbringen. Nur für das Ankerproblem konnte ich am Sonntag niemanden ansprechen. Während meiner Reinigungsorgie kam eine Nachricht über das freie WLAN: Deutsche Handballer sind Europameister! Herzlichen Glückwunsch. Leider habe ich alles nur am Rande verfolgen können. Nachdem ich die Wetterstation auf den Außensensor eingestellt hatte und für den Autopiloten die Response, d.h. die Steuergenauigkeit, herunter gesetzt hatte, wagte ich mich an das Kabel am Mast. Mit den Quetschklemmen verband ich die Kabelenden nicht

Nach der Cockpit-Politur

Nach der Cockpit-Politur

ganz ohne Probleme. Es klappte aber. Darüber hatte ich einen Schrumpfschlauch gestülpt, den ich jetzt noch erhitzen musste. Eigentlich ist der Schlauch etwas zu groß, aber auch das funktionierte einigermaßen. Abschließend wickelte ich noch viel Isolierband um die Verbindungsstellen und schob sie in den Mast. Jetzt konnte ich noch nicht testen. Im Hellen sieht man das Licht nicht. Gebannt wartete ich auf den Abend. Und, um dies vorweg zu nehmen, die Lampe funktionierte (Gott sei Dank). Der Gas-Mann kam auch zwischendurch und holte die leere Flasche ab. Den Badspiegel in der vorderen Nasszelle klebte ich auf Volkers Bitte nochmals fest. Damit waren die kleineren Reparaturen größtenteils erledigt. Am Abend gab es eine Portion Spaghetti mit Pesto und Parmesan.

Montag, der 1.2.2016. Heute erweiterte ich mein Frühstück um ein paar Scheiben Käse. Ansonsten blieb es bei Keksen und Kaffee wie am Sonntag. Für die neue Besatzung bereitete ich die Zimmer vor, legte die Schwimmwesten heraus und verstaute die dicken Nanny_Cay_Liegeplatz2Bettdecken, die hier normalerweise nicht zum Einsatz kommen, bei den Segeln unterm Bett in der Vorschiffkoje. Im Marinabüro fragte ich nach einem Service für unsere Ankerwinsch. Ich bekam eine Telefonnummer, die ich auch anrief. Auf dem Anrufbeantworter hinterließ ich meine Telefonnummer und auch den Liegeplatz des Schiffes. Es kam niemand und es meldete ich auch niemand. Die neue Crew meldete per SMS ihre Landung auf Beef Island für 1345 Uhr an. Es war noch Zeit für andere Arbeiten. Die Toiletten hatte ich über Nacht geölt. Unten war alles Tip-Top. Also ging ich an die Aufbauten und reinigte zunächst den Gelcoat. Zwischendurch kam Mr. Thomas mit meiner aufgefüllten Gasflasche. Er bekam 35 US$ dafür und ich hatte hier keine großen Wege auf Tortola zu fahren. Das Cockpit polierte ich anschließendNanny_Cay_Liegeplatz1 noch. So ein Glanz blendete mich fast schon. Die Crew meldete sich erneut. Der Taxifahrer wolle für den Zwischenstopp am Supermarkt und den Transport der Lebensmittel 35 US$ extra haben. Sie hatten das schon positiv entschieden, obwohl es wirklich sehr ärgerlich ist. Andererseits hätten wir von hier für ein Taxi wahrscheinlich noch einiges mehr zahlen müssen. Bei dem Anruf fiel mir ein, dass ich vielleicht zur Begrüßung noch einige kalte Flaschen Bier holen sollte. Ich ging also in den Supermarkt der Marina und kaufte 10 kalte Flaschen Bier. Um 1530 Uhr kam die Meute dann endlich an. Wir räumten die Kisten mit Lebensmittel draußen am Steg aus und ließen die Verpackungen ebenfalls draußen. Häufig versteckt sich Ungeziefer oder Eier von Ungeziefer in diesen Verpackungen. Und ich habe ein Horror vor solchen blinden

Ulli, Wolfgang, Christoph und Peter

Ulli, Wolfgang, Christoph und Peter

Passagieren. Nachdem die Lebensmittel verstaut waren, wurden die Taschen in die Kabinen verteilt. Ulli gab mir seine ausgepackte Tasche um sie unter der Sitzbank zu deponieren. Sie war noch halb voll. Ersatzkleidung, Regenjacken, lange Hosen etc… Mir fehlen die Worte. Ich habe in den letzten zwei Wochen vier T-Shirts, zwei kurze Hosen und ein paar Unterhosen benötigt. Mehr ist mehr als überflüssig, zumal wir für wirklich schlechtes Wetter Ölzeug an Bord haben. Naja. Wir tranken unser Begrüßungsbier und danach richteten sich alle ein. Am Abend ging es in das Marina-Restaurant Peg-Legs mit einem Abschlussbesuch an der Strandbar.

Der Start: Norman Island

Montag, 18.1.2016. In der Nacht bin ich mehrfach aufgewacht. Die Zeitumstellung macht mir zu schaffen. Zuhause ist es jetzt mittags 12:30 Uhr. So lange kann ich normalerweise nicht schlafen. Aber gestern haben wir lange durchgehalten. Jetzt ist es hier 7:30 Uhr. ToiletteVolker und Thomas sitzen bereits oben, sind aber auch gerade erst aufgestanden. Meine beiden Hauptprobleme gehen mir nicht aus dem Sinn. Die Batterie wird geladen und hat jetzt etwa 290 Ah. Immerhin. Aber die Toilette funktioniert noch nicht. Ist beim Streichen des Antifoulings das Ventil verstopft worden? Noch vor dem Frühstück schiebe ich meinen Kabelziehdraht durch den Wasser-Ansaug-Schlauch. Ich komme bis zum Seeventil. Aber es lässt sich weiterhin kein Wasser pumpen. Ich löse den Schlauch vom Ventil und schiebe nochmals den Kabelziehdraht hindurch. Und siehe da, es kommt mit dem Draht ein dicker Busch Seetang  heraus. Nachdem alles wieder montiert ist, funktioniert die Toilette auch wieder. Ein Problem weniger. Während Volker und Thomas hier im Marina-Supermarkt Kleinigkeiten für das Frühstück einkaufen, fülle ich beide

Unterwasserschiff vor der Reinigung

Unterwasserschiff vor der Reinigung

Wassertanks, koche Kaffee und reinige unsere Nasszelle. Wir frühstücken und gehen danach zu Nelson. Nelson erläutert uns die durchgeführten Arbeiten. Das Unterwasserschiff ist gereinigt und mit Antifouling gestrichen, der Rumpf wurde fälschlicherweise und ohne Auftrag poliert und somit für uns kostenlos, das Sail Drive wurde überholt und das Ruder ausgebaut und die Lager geprüft. Die Lager sind wohl noch einigermaßen in Ordnung und wurden nicht ausgewechselt. Die Manschette um den Ruderschaft müsste getauscht werden, da sie etwas Wasser durchlassen würde. Nur sehr Ruderschaftwenig und deshalb nicht lebensnotwendig. Das Ersatzteil war vorab nicht zu bekommen. Die alte Manschette ist somit auch noch eingebaut, nur mit neuen Rohrschellen. Des Weiteren sei wohl etwas Spiel in der Übertragung vom Steuerrad zum Ruder. Um dies zu korrigieren hätte aber wohl der komplette Steuerstand demontiert werden müssen. Meinem Bruder und mir ist das nicht ganz klar. Diesbezüglich hatten wir noch nichts bemerkt und entsprechend kein Problem damit. Wir werden das in den nächsten Tagen in der Praxis überprüfen. Bei der Ruderaktion ist allerdings der Heizungsschlauch im Heck beschädigt worden. Aber die Heizung brauchen wir erst wieder in Europa. Insgesamt wäre er mit dem überwiesenen Betrag

Heizungsrohr

Heizungsrohr

ausgekommen und die Bahati hätte bei ihm einen guten Eindruck hinterlassen. Einzig, dass er den Motor bei der Abholung in der Werft nur mit einem Jump-Start, also mit einer kleinen Extrabatterie direkt am Anlasser angeschlossen, starten konnte. Wir sollten dies prüfen. Mag sein, dass es mit der Tiefentladung unserer Verbraucherbatterie zusammenhängt. Nelson händigt uns noch die Sprayhood aus in der die Kunststoff-Scheibe getauscht wurde. Unser Außenborder wäre auch fertig und getestet und bereits an Bord angebracht. Insgesamt scheint das alles einigermaßen gut gelaufen zu sein. Wir sagen Nelson noch den Restfarbeimer Antifouling zu, da wir hierfür keine Verwendung Sprayhood_Scheibemehr haben. Auf unsere Frage, wo wir Benzin für den Außenborder und Gas zum Kochen bekommen können, meint er, es sei das Beste, wenn wir an der Tankstelle in der Nanny-Cay Marina dazu einen Zwischenstopp einlegen. Für den Einkauf in Road Town ist es am günstigsten, sich mit einem Taxi fahren zu lassen. Er bestellt uns eins, welches uns in 45 Minuten abholt. Zurück an Bord befestigen Volker und Thomas die Sprayhood. Unglaublich dieser klare Durchblick. Jetzt wird mir erste einmal klar, wir bescheiden unsere erblindetet Scheibe war. Ich tausche noch die beiden defekten Decksduschabdeckungen und die Musikboxen im Cockpit aus. Dann kommt uns der MusikboxGedanke, dass ich mit dem Taxi mitfahren könnte um in Road Town auszuklarieren. Eine gute Idee. Custom und Immigration liegen direkt auf dem Weg in die Stadt am Fähranleger. Der Taxifahrer  schmeißt mich dort raus und fährt mit Volker und Thomas zum Supermarkt. Ich frage mich durch und komme so zum Zoll in die erste Etage. Die nette Dame fragt nach meinen Einreisepapieren, welche mir von Udo´s Einreise im Mai 2015 in der Bootspapiermappe vorliegen. Die Zollbeamtin fragt, ob wir nicht gelesen hätten, dass das Boot bei einem Aufenthalt von mehr als 30 Tagen „zeitweise importiert“ werden muss. Haben wir natürlich nicht gelesen. Meine Sorge, dass wir das Boot jetzt hier versteuern müssen, bewahrheitet sich nicht. Ich komme mit einer Ermahnung davon, muss einige Papiere ausfüllen und diese Einfuhr und das damit verbundene „Permit“ mit etwas über 200 US$ nachzahlen. Unten an der Kasse fällt dem Beamten noch auf, dass ich nicht auf der Crewliste stehe. Wie auch? Ich bin ja nicht mit dem Schiff eingereist. Er bitte mich die Liste um die heutige Crew zu ergänzen. Das Verlassen der BVI´s  habe ich auf den morgigen Tag gegen 12 Uhr datiert. Der Immigration-Officer hat sich nur die Pässe angesehen und die bei der Einreise ausgefüllten Zettel an sich genommen. Das war alles. Wieder draußen, musste ich nur noch ein paar Minuten warten bis unser Taxi mit Thomas und Volker und unserem Einkauf kam. Zurück an Bord haben wir den Einkauf verstaut. Die Batterien waren noch nicht ganz voll. Also kümmerten wir uns um unsere Ankerwisch. Das bestellte Ersatzteil ist leicht modifiziert, passt aber. Nur das Lösen dieses Arms erweist sich als sehr trickreich. Nach viel Murkserei haben wir das alte Teil ausgebaut. Hebel_AnkerwinschUm das neue wieder einzubauen, versuchen wir erst einmal zu verstehen, wie das System funktioniert und wie die innen liegende Feder richtig gespannt wird. Die Zeit verrinnt und die Batterien sind bereits voll. Der Arm ist eingebaut, aber die Feder noch nicht gespannt. Das funktioniert über einen Stift mit Sechskantloch für einen Imbussschlüssel. Die Öffnung  im Stift ist ausgeschlagen, so dass der Imbusschlüssel nicht richtig greifen kann. Nach mehreren Versuchen, brechen wir hier zunächst ab, da wir die Marina noch verlassen wollen und möglichst im Hellen auf Norman Island ankommen möchten.
Um 1520 Uhr legen wir ab, nachdem ich noch unseren Zweit-Schlüssel bei Nelson abgeholt habe. Vor der Nanny Cay Marina rangiert ein riesen Arbeits-Ponton , so dass wir 15 Minuten warten müssen um hinein fahren zu können. Der Tankwart verkauft uns ein paar Liter Benzin für unseren Außenborder, kann uns aber mit Kochgas nicht dienen. Ich renne noch zum Budget Marina-Shop. Dort sagt man mir, sie würden jemanden anrufen. Der kommt dann zum Boot, nimmt die leere Flasche mit und bringt sie irgendwann später gefüllt zurück. Für Boote, die in der Marina liegen macht das Sinn. Für uns nicht. Nach Ueberfahrt_Normaneiner Alternative gefragt, gibt man mir die Auskunft, dass es in Road Town eine Tankstelle gibt, die Kochgas verkauft. Hilft mir jetzt auch nicht weiter. Also hätten wir besser bei unserem Einkauf mit dem Taxi auch das Gas besorgt. So fahren wir jetzt ohne neue Gasflasche nach Norman Island in die Bucht „The Bight“ und kommen dort nach einem schönen Segeltörn mit Südostwind der Stärke 3 Bft an. Das waren nur 5 Meilen und trotzdem ist es nach dem Nanny Cay Abstecher jetzt schon  1720 Uhr. Es gibt aber noch ausreichend Bojen, obwohl die Bucht gutDinghi_Pumpen besucht ist. Volker und Thomas pumpen das Dinghi auf und lassen es zu Wasser. Nachdem Thomas seinen Schwimmausflug beendet hat, lassen wir den Außenborder ab und befestigen ihn am Dinghi. Volker dreht eine Runde. Scheint alles zu funktionieren. Als Volker und ich zum Schwimmen ins Wasser wollen, sehen wir, dass Benzin ausläuft. Vielleicht haben wir den Tank zu voll gemacht und/oder Volker hat den Benzinabsperrhahn nicht richtig geschlossen. Das Problem wird sich sozusagen von selber erledigen, hoffen wir. Nach unserem Bad trinken wir noch einen Anleger und starten anschließen, gegen 1900 Uhr zum Strand ins Pirates_BightRestaurant „Pirates Bight“. Ein großer Anlegesteg für Dinghi´s empfängt uns. Links eine Bar als großes offenes Gebäude und rechts, noch größer, das Restaurant mit Geschenk-Boutique. Wir bekommen problemlos auch ohne Reservierung einen Tisch. Der Service ist sehr freundlich und schnell. Bisher hatte ich ein Brot und ein Ei gefrühstückt. Deshalb bestellte ich mir jetzt auch eine Vorspeise. Volkers Vorspeise, knusprige Calamari,  hätte eigentlich für uns Drei gereicht. So habe ich dazu noch meine Lachsvorspeise gegessen. Thomas bestellte sich einen Salat (sehr löblich), Volker Mahi Mahi und ich Thunfisch medium rare. Das Essen war super. Nachdem wir fertig waren, wurden wir noch nach einer Nachspeise gefragt. Als wir ablehnten kam auch gleich die Frage nach der Rechnung. Typisch amerikanisch. Schnell rein, essen und wieder gehen. Andererseits Willy_Tbesser als stundenlang um eine Rechnung zu betteln. Mit unserem Dinghi fuhren wir noch zur Bar und Restaurant „Willy T“ auf dem festliegenden(Piraten-) Schiff gleich in der Nähe unserer Boje. Auch hier waren vor diesem Schiff bereits jede Menge Dinghi´s am Schwimmsteg festgemacht. Man konnte sich nur noch dazwischen drängen. Zum Abschluss tranken wir hier noch einen Rum Punch und schauten uns die Gäste an. Der Rum Punch war sehr stark und mit viel Musskatnuss. Nicht unbedingt mein Geschmack.  Die Bar war belagert und laute Musik beschallte uns und die gesamte Bucht. Nach unserem Drink fuhren wir zurück zu unserem Boot. Wir waren tatsächlich müde.