Spanish Virgin Islands, Culebra

Ueberfahrt_CulebraMittwoch, der 20.1.2016. Heute liegen fast 30 Seemeilen vor uns. Wir wachen früh auf und sind um 0900 Uhr bereit für die Abfahrt. Der Himmel ist blau mit einigen wenigen Wolken und von Wind keine Spur. Wir messen max. 3 kn. Durch die Flaute hat sich wahrscheinlich Bahati in der Nacht mehrfach um die Boje gedreht und nun liegt die große Boje irgendwo unterm Schiff und hat sich wahrscheinlich hinter dem Kiel verfangen. Den Motor zu starten, wäre zu gefährlich, da wir nicht wissen, ob sich die Leinen um den Propeller wickeln können. Wir machen die Leinen los und hoffen, dass sich das Schiff dabei von selbst löst. Dabei beobachten Thomas und ich zwei kleine Haie. Ich vermute, dass es sich hierbei um karibische Riffhaie handelt. Das will ich später mal nachschauen. Das Boot löst sich nicht. Und ich erwähnte es bereits gestern, Thomas ein Mann der Tat, springt zu den Haien ins Wasser. Das hat die Haie wohl sehr erschreckt. Sie waren danach nicht mehr zu sehen. Mit zwei kurzen Tauchgängen konnte er die Boje befreien und, nachdem er wieder an Bord war, konnten wir abfahren.Abfahrt_Caneel_Bay

Unter Motor und mit etwa 1kn Strom-Unterstützung fuhren wir mit ca. 6 kn durch den Pillsbury Sound Richtung St. Thomas. Weiter durch die Leeward Passage zwischen St. Thomas und Thatch Cay und später Hans Lollik Island entlang der NordküsteEinfahrt_Culebra2 (Atlantikseite) von St. Thomas. Man konnte einen schönen Sandstrand auf der Südseite der Insel Hans Lollik sehen. Die Karte zeigte ein vorgelagertes Riff mit vielen Untiefen. Es war zwar ein Anker eingezeichnet, aber wir trauten uns nicht zwischen das Riff und Ueberfahrt_Culebra1fuhren weiter durch den Bass Channel zur Westspitze von St. Thomas (Salt Cay Passage). Von dort konnten wir schon den südlichsten Punkt für die Ansteuerung der Isla de Culebra  anlegen. Der Wind frischte etwas auf und wehte zwischen 8 und 14 kn aus SE. Mit Groß und Genua und einem Raumschotkurs ging es die restlichen 10 Meilen weiter. Die Einfahrt zur Ensenada Honda auf der Insel Culebra ist wegen des Riffs betonnt. Man sollte peinlichst auf die Tonnen und die Navigationshinweise achten.Einfahrt_Culebra Nur mit der Genua und einem Vorwindkurs glitten wir lautlos in die große Bucht bis zum Scheitel, in dem sich auch die „Stadt“ und der Flughafen befinden. Der kleine Flughafen gilt als Einklarierungsort. Ein paar Schiffe liegen hier vor Anker. Genügend Platz für uns um einen geeigneten, nicht vom Ufer allzu weit entfernten, Ankerplatz zu finden. Auf 8 m Wassertiefe ließen wir den Anker Einfahrt_Culebra1an 25 Meter Kette nieder. Da unsere elektrisch Ankerwinsch ihren Dienst verweigert, sicherten wir die Kette mit unserer Kettenentlastung und einer zusätzlichen Leine, die an der Kette per Stoppersteg befestigt ist. Um 1515 Uhr waren wir nach 28 zurückgelegten Meilen hier klar vor Anker.Einklarieren_Culebra Das Einklarieren wollte ich schnell erledigen. Deshalb fuhren wir gemeinsam sofort an Land, entsorgten unseren Müll und warteten unter dem „Empfangszelt“ am Dinghi-Steg den Regenschauer ab. Zum Flughafen waren wir gute 20 Minuten zu Fuß unterwegs. Volker hatte Hunger und nörgelte den langen Fußmarsch über alles Mögliche herum. Am kleinen Flughafen angekommen klopfte ich an die Tür zum Customs-Office. Nachdem ich herein gelassen wurde und ich mein Anliegen kurz geschildert hatte, schickte man mich wieder vor die Tür, mit der Bitte, ich möge die dort angeschlagene Zolltür_CulebraRufnummer wählen und mich zunächst telefonisch anmelden. Ich wählte die Nummer, schilderte wieder mein Anliegen und in dem Moment öffnete sich erneut die Tür zum Customs-Office und ein Officer mit Telefon kam heraus und sagte mir, dass ich die falsche Nummer angerufen habe. Sehr witzig. Die zweite Nummer war weiter obenFlughafen_Culebra angeschlagen. Ich rief also dort an und hatte dann etwa ein halbstündiges Interview mit einem US-Officer. Er fragte Schiffs- und Passdaten ab, was wir an Bord hätten etc. Ich verstand nicht immer alles auf Anhieb. Er mich wohl auch nicht immer sofort. Alle Daten musste ich per internationalem Funkalphabet durchgeben. Das war das erste Mal nach meiner Funkerprüfung. Als er alles hatte, bat er mich zu warten. Ich müsse jetzt noch ins Customs Office und die Papiere ausfüllen sowie eine Crusing-License bezahlen. Er informierte den Officer vor Ort und verabschiedete sich danach von mir. Ich konnte jetzt ins Zollamt. Das Procedere war mir bekannt und die Formulare die gleichen wie in St. John. Der Beamte stellte mir die Crusing-License aus und nahm mir 37 US$ dafür ab. Glücklicherweise waren Thomas und Volker noch im Warteraum des Flughafens, da ich bar bezahlen musste und kein Bargeld bei mir hatte. Der Beamte erläuterte mir noch das weitere Verhalten im US-Gebiet. Meine Crusingerlaubnis ist bis zum 30. Juni gültig. Ich muss also in US-Gebieten nichts mehr zahlen. Wir befinden uns nun in einem von 4 Lokales_Bier_CulebraDistrikten Puerto Ricos und können uns in diesem Distrikt (Spanish Virgins und Ostküste Puerto Ricos) frei bewegen. Wenn wir in einen anderen Distrikt wollen, wäre das auch sehr einfach. In diesem Fall muss nur der Officer, mit dem ich eingangs am Telefon mein Interview führte, per  Telefon informiert werden. Er erteilt darauf die telefonische Erlaubnis. Ok, wir werden sehen. Zunächst sind wir hier nach gut einer Stunde fertig. Volker hat mächtig schlechte Laune und kann diesen ganzen „Quatsch“ nicht verstehen. Dazu kommt, dass nicht nur er am Flughafen von den Mücken an den Beinen völlig zerstochen wurde. Wir starten unseren Rückweg zum Betonsteg, an dem unser Dinghi liegt. In der Nähe des Flughafens gehen wir in eine Art Baumarkt und kaufen dort Sandpapier um unser Ersatzteil für den Autopiloten bearbeiten zu können. Direkt an der Straße kaufen wirZwischenstopp_Dinghy_Dock1 einem Jungen 3 Hähnchenburger ab, die er direkt dort auf einem Grill zubereitet. Davon bekommen wir Durst und wir wollen uns das Restaurant „Dinghi Dock“ ansehen. Als wir mit dem Dinghi an Land fuhren, hatten wir dieses Restaurant links neben der markanten Zugbrücke bereits gesehen. Es fällt auf, weil es sehr bunt ist und direkt am Wasser liegt. Das Dinghi Dock verdient seinen Namen auch dadurch, dass die meisten Gäste mit ihren Dinghis vor der Dinghy_Dock_CulebraSeeterrasse festgemacht haben. Wir trinken zwei lokale Biere und fahren danach zurück zum Boot. Am Abend setzten wir noch einmal zum Dinghi Dock über und nehmen dort unser Abendessen  zu uns. Das Essen war wieder sehr gut und damit auch der Ärger über das Einklarieren bei Volker vergessen. Nach dem Essen wurden wir wie üblich gefragt, ob wir noch einen Dessert wollen. Wir schauten uns die Dessertkarte an und kamen auf den Gedanken nach etwas typisch deutschem zu fragen. In der Karte hatten wir es nicht gesehen. So kam es zu unserem später mehrfach wiederholtem Dialog: Unsere Frage: „Do you have Jägermeister?“ Die Antwort: “Of course we have JaegermeisterJägermeister.“ Und diese Antwort bekamen wir nicht nur hier auf der kleinen 1.860 Selen großen Atlantikinsel. Woanders begegnete uns der Spruch: „Our housewine is Jägermeister“. Gutes Marketing!

Hebebrücke_Dinghy_Dock