Die Einfahrt in die Simpson Bay Lagune in um 9:30 Uhr möglich. Das Office, Immigration und Port Authority öffneten um 8 Uhr. Also fuhren wir an diesem Samstag, den 14.3.15, bereits um 7:45 Uhr mit dem Dinghi zum Brücken-Office. Die obligatorische karibische
Viertelstunde mussten wir warten. Danach ging alles schnell. Wir fuhren zurück zur Bahati und verstauten das Dinghi und den Außenborder an Bord. Anschließend konnten wir den Anker lichten, um dann pünktlich um 9:30 Uhr die Brücke zu passieren. In der Lagune mussten wir um die künstlich angelegte Sand-Halbinsel Isle de Sol, die nun der IGY-Marina für Megayachten einen Platz bot, herum fahren. Mir fiel die Orientierung nicht leicht und auch die Betonnung ist aus meiner Sicht etwas konfus. Nach einem Tiefenalarm sahen wir dann aber die Simpson Bay Marina. Wir wollten zur Tankstelle, waren aber leider nur Zweiter. Die Kontaktaufnahme per Funk mit der Marina ist uns nicht gelungen. Angegeben ist der Kanal 78 B (USA). Wir haben aber
nur den Kanal 78. Was dahinter steckt, konnte ich ahnen, wissen dagegen nicht. Der Kanal 78 (USA und Kanada) sendet und empfängt auf der Frequenz 156,925 MHz. Der internationale Kanal 78 empfängt allerdings auf 161,525 MHz. Wir wurden also in der Marina empfangen, aber wir konnten die Marina nicht empfangen. Eine kleine technische Feinheit. Nachdem das erste Boot an der Tankstelle seinen 93. und letzten Ersatzkanister mit Diesel befüllt hatte, konnten wir dort endlich anlegen und tanken. Auch einen Liegeplatz konnte man uns noch anbieten. Ich schaute mir den Platz vom Steg an und war
eigentlich der Meinung, dass wir da wegen der Breite nicht mehr reinpassen. „Das ginge schon“ und „man würde uns helfen“. Na gut. Udo wollte seinen letzten Anleger fahren. Rückwärts in diese schmale Lücke, Wind von vorne, etwas backbord. Der Wind drückte den Bug jedes Mal rum. Der Dock-Master mit seinem Dinghi und dem schwachen Außenborder kam nicht gegen den Winddruck an. Beinahe hätten wir quer vor den anderen Booten gelegen. Letztendlich funktionierte es dann mit einem Bug-zum-Steg Anleger. Auch die Breite hätte bei Heck-zum-Steg nicht gepasst. Ich glaube, Udo war völlig sauer, aber ebenso völlig machtlos gegen die widrigen Umstände. Jetzt konnten wir alles für den Crewwechsel vorbereite. Das Boot innen reinigen, Abfall entsorgen und Udo und Ilona mussten ihre Koffer packen. Die Wäsche konnte ich im Marina-Büro abgeben. Die Wäscherei kam täglich vorbei und holte die schmutzige
Wäsche ab und brachte die gereinigte. Das klappte auch am Wochenende. Nachdem alles erledigt war, machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Strand an der Pelikan-Bay. Danach packten die beiden ihre Sachen und fuhren mit dem Bus zum Flughafen. Alleine an Bord bereitete ich mich auf den nächsten Törn vor. Soweit war noch fast nichts geplant. Ursprünglich wollte ich meine nächste Crew auf St. Barth aufnehmen. Das wäre allerdings sehr stressig geworden und zudem unkomfortabel, da in St. Barth meisten nur ein Ankerplatz möglich ist. Wir hätten Personen und Koffer nur mit mehreren Dinghifahrten an Bord bekommen. In der Literatur und den Karten studierte ich nun mögliche Touren. Die Reihenfolge Sint Maarten-Anguilla-Saint Martin-Saint Barth-Sint Maarten gefiel mir am besten. Das Ein- und Ausklarieren musste bedacht werden und zumindest einen Reservetag. Aber das sollte alles noch mit der neuen Crew abgesprochen werden. Alleine ausgehen wollte ich nicht. Ich entschied mich also für Bordessen und frühes Schlafengehen.
Archiv des Autors: Thomas
Sint Maarten
Am Samstag, später Nachmittag, geht Ilonas und Udos Flug zurück nach Deutschland. Idealerweise sollten wir die 82 Nm lange Strecke von Antigua nach St. Maarten am Freitag, den 13.3.15, hinter uns bringen. Der Wetterbericht ist gut. Der Wind weht weiter
aus E bis ENE, aber etwas schwächer mit 4-5 Bft., in Böen 6-7, so die Vorschau. Da wir möglichst noch am Freitag in die Simpson Bay einfahren wollen und wir die Zugbrücke dazu passieren müssen, dürfen wir nicht zu spät dort ankommen. Kurz vor 2 Uhr ist die Nacht zu Ende und wir lichten um 2 Uhr den Anker. Bei unserem Nordwestkurs hatten wir einen guten Halbwind- bis Raumschotkurs. Die 20 kn Wind trieben uns gut an, so dass wir im Schnitt mit etwas über 6 kn Fahrt unterwegs waren. Nur das Rollen des Schiffes in den achterlichen Wellen minderte den Spaß etwas. Erst in der Höhe von St. Barth ließ der Wind deutlich nach und so erreichten wir die Zufahrt zur Simpson Bay erst um 15:45 Uhr.
Den Anker ließen wir in der Nähe der Simpson Bridge fallen. Udo und ich machten sofort das Beiboot klar und fuhren zum Custom und Immigration gleich neben der Brücke. Beim Zoll hatten wir noch Glück und konnten noch einklarieren. Gleichzeitig mussten wir hier den Crew-Wechsel anmelden und für Udo und Ilona die Flugnummern und –zeiten eintragen. Die Immigration und Port Authority machten allerdings pünktlich um 16 Uhr zu. Damit war es für uns nicht mehr möglich in die Simpson Bay hinein zu fahren. Nach diesem langen Tag war das nun auch egal. Wir
hatten am Samstag genügend Zeit. Also richteten wir uns am Ankerplatz ein und bereiteten uns auf den Landgang vor. Direkt rechts hinter der Brücke, die ja mit dem Dinghi passierbar ist, liegt der St. Maarten Yachtclub, noch gut geschmückt mit Heineken-Sonnenschirmen und Werbebannern. Eine Woche zuvor fand hier noch die Heineken-Regatta statt. Unser Segelmacher Chrischi Heinritz war dabei und wir haben ihn hier nur um ein paar Tage verfehlt. Im Yachtclub, mit
Blick auf Brücke und Lagune, tranken wir erst einmal ein Bier. Anschließend gingen wir zu Fuß zur Simpson Bay Marina um uns dort für den nächsten Tag anzumelden. Eine Reservierung wollte man so kurz vor Feierabend für uns nicht vornehmen, es wären aber noch Plätze frei. Wir sollten uns am nächsten Tag per Funk melden. Also gut. Das Restaurant „Charter House“, gleich am Wasser der Marina, sah sehr einladend aus. Wir bekamen einen schönen Tisch und ließen es uns mit Surf and Turf richtig gut gehen.
Deep Bay, Antigua
Bevor wir den letzten größeren Schlag bis St. Maarten machen, wollen wir noch einmal in einer der schönen Buchten von Antigua ankern und baden. Dazu bringen wir am heutigen Donnerstag, den 12.3.2015, die Bahati vom Englisch Harbour an der Südküste in eine
Bucht an der Westküste. Zur Auswahl stehen Fife Island Harbour oder etwas nördlicher Deep Bay. Um 12 Uhr machen wir die Leinen los und lichten den Anker Bei einem ENE-Wind von 12-20 kn fahren wir Vorwindkurs nur mit der Genua. An der Südwestspitze zieht eine große dunkle Regenwolke über uns hinweg. Der Wind frischt insgesamt auf und bläst in Böen mit bis zu 26 kn. Die Bucht Fife Island Harbour sieht fantastisch aus. In der Mitte befindet sich das kleine
Inselchen Maiden Island. Wir fahren mit Motorkraft genau gegen den Wind und hoffen, dass der kleine Felsen uns genug Windschatten für einen ruhigen Ankerplatz bietet. Leider ist das nicht der Fall und wir treten nach den 9 gefahrenen Seemeilen den Rückweg aus dieser Bucht an. 8 Nm weiter, finden wir in der Deep Bay auf 3,5 m Wassertiefe einen akzeptablen Ankerplatz. Um 16 Uhr liegen wir sicher vor Anker. Das Wetter ist zwischen durchwachsen und schlecht. Es ist sehr windig, dabei fast kühl und immer wieder einmal Regen. Das Baden ist nicht so
angenehm wie gewohnt. Ein Landgang war hier nicht geplant. In Anbetracht der 80 Nm am nächsten Tag, wollen wir an Bord bleiben, essen und früh schlafen gehen.
Inselrundfahrt, Antigua
Mit dem gemieteten Auto nutzten wir an diesem Mittwoch, dem 11.3.2015, den im Reiseführer empfohlenen Fig Tree Drive bis St. John. Die Route bietet wunderschöne
Aussichten auf Strände und Buchten, führt durch Wälder und fast ursprüngliche Dörfer. St. John hingegen ist total bestimmt von den Kreuzfahrschiffen am Redcliffe Quay. Die Route führte uns zunächst durch einige Dörfer an die Südküste Antiguas. Entlang dieser
Küste hielten wir an einigen Aussichtspunkten und bewunderten die tollen Strandabschnitte, für die Antigua bekannt ist. Keiner hat die Anzahl der weißsandigen Strandabschnitte wirklich gezählt. Angeblich gibt es für jeden Tag im Jahr einen anderen Strand, also 365. Wie an einer Kette, reiht sich ein Stand an den anderen. Und auf der
gegenüberliegenden Straßenseite findet man große Felder mit Anpflanzungen der typischen schwarzen Ananas. Von der Südküste Richtung Norden führte uns die Straße vorbei an Jolly Harbour, den wir uns zumindest einmal angesehen haben, bis nach St. John, der Hauptstadt Antiguas. Hier lagen am Redcliffe Quay drei große Kreuzfahrschiffe, u.a. die AIDA. Vor der Anlegestelle befindet sich eine moderne Einkaufsstraße, speziell für die „Kreuzfahrer“. Etwas Abseits davon ist
- Kreuzfahrschiffe
- Einkaufsmeile
- St. John Stadtbild
- St. John Stadtbild
- Willkommen
- Redcliffe Quay
die Stadt noch so, wie man es von einer karibischen Hauptstadt erwartet. Deutlich ist aber der britische Einfluss zu sehen, nicht nur wegen des Linksverkehrs. Von St. John
machten wir noch einen Abstecher zur Dickenson Bay, laut Reiseführer eine der schönsten Buchten und deshalb auch der meistbesuchten. Nach unserem Badestopp ging es schließlich auf direktem Wege, vorbei an der Tankstelle in Liberta, zurück zum English Harbour. Der English Harbour ist für sich schon eine der Sehenswürdigkeiten auf Antigua. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts war der Hafen ein britischer Flottenstützpunkt. Heute ist hier alles restauriert und man fühlt sich wohl in diesem historischen Ambiente. Lord Nelson hielt sich hier über 3 Jahre auf und ließ seine Schiffe in der einzigen heute noch erhaltenen georgianischen Werft überholen. Dass dieser Hafen eine Sehenswürdigkeit ist, merkten wir jeden Tag ab etwa
10 Uhr, wenn die „Kreuzfahrer“ einen Ausflug hierher machten. Natürlich sprachen uns die deutschen Touristen gerne an, um zu erfahren, wie wir hier her gekommen sind und was wir noch vorhaben. Am Abend gingen wir auf die Restaurantterrasse mit Blick auf unser Boot. Ein wunderschöner Abschlussabend im English Harbour.
Antigua
Eigentlich wollten wir sehr früh los. Deshalb hatten wir unsere Wecker auf 6 Uhr gestellt. Bei dem Wind war es aber noch fraglich, ob wir an diesem Dienstag, den 10.3.15, überhaupt losfahren können. Udo konnte nicht mehr schlafen. Ich hatte hingegen Glück und schlief noch einmal von 6-8, sodass ich etwas ausgeruhter war. Wir frühstückten und holten uns den aktuellen Windbericht von Wetterwelt.de. Für heute waren 5-6 Bft. aus E-ENE mit Böjen von 7 Bft. angesagt. Für die nächsten Tage nicht unbedingt besser. Hört sich auch gar nicht so schlimm an. Allerdings müssen wir 6° fahren, d.h. je nach Wind, ob E oder ENE, teilweise sehr hart am Wind. Aber wir wollen es wagen. Ins Groß banden wir gleich das 3. Reff und das war auch gut so. Wie üblich, waren die ersten Meilen nicht sonderlich aufregend. Etwas weiter draußen, ohne jegliche Landabdeckung ging es dann doch zur Sache. Die Wellen türmten sich auf 4-5m auf, nicht wie im Wetterbericht mit 2m. Welle hoch, Welle runter, Welle ins Cockpit. Und immer wieder bremsen die Wellen uns aus. Mehr als 5 kn Fahrt sind nicht drin. Aber den Kurs können wir mal mehr und mal weniger halten. Am Ende müssen wir nicht mehr kreuzen.
Der Wind in Böjen bis 28 kn. Und die Böjen kommen permanent. Nach der widrigen Nacht geht es Udo und Ilona nicht gut. Anfänglich können sie mir noch helfen. Die letzten 5 Stunden stehe ich alleine hinterm Steuerrad und bin auch froh, als wir endlich die Einfahrt in den English Harbour auf Antigua erreichen. Nach fast 8 Stunden und 40 Meilen machen wir um 17:45 Uhr am historischen Kay, Nelsons Dockyard Marina, mit Buganker und Heckleinen fest. Wir hatten zuvor den gesamten Hafen abgefahren und nach einem Dock-Master Ausschau gehalten. Uns fehlte die Information zum Marina-VHF-Kanal. So haben wir uns unseren Platz eigenmächtig
genommen. Am nächsten Tag wurden wir vom Dockmaster, der uns „beobachtet“ hatte (!), deswegen kritisiert. Er hätte ja auch mal aus seinem Versteck herauskommen können. Am Abend machten wir einen kleinen Rundgang bis zur gegenüberliegenden Bucht Falmouth Harbour und aßen auf dem Rückweg im Cap Horn,
einem französischen Restaurant. Sehr zu empfehlen. Der nächste Tag war Antigua gewidmet. Nach dem Einklarieren, diesmal mit „eSeaClear“ und einem sehr freundlichen und hilfsbereitem Zollbeamten, und dem Einchecken
im Marina Office, mieteten wir uns ein Auto und machten eine Rundfahrt auf der Insel.
Überführung Guadeloupe Saint Maarten
Am Samstag, den 7.3.2015, ging der Flieger von Düsseldorf nach Paris Charles de Gaulle und von Paris Orly weiter nach Pointe à Pitre auf Guadeloupe. Um 19:00 Uhr Ortszeit war
ich am Schiff. Zu spät und bereits dunkel um noch irgendetwas zu machen. Soweit schien aber nach den fünf Wochen Standzeit alles in Ordnung zu sein. Am nächsten Tag ging ich einkaufen, putzte das Schiff und bereitete soweit wie möglich alles für die Abfahrt am nächsten Morgen vor. Abends kamen Ilona und Udo an Bord. Sie hatten den Flieger einen Tag später genommen. Wir besprachen noch die ersten Etappen und gingen in der Marina einen Hamburger essen. Am Montag, den 9.3.15, checkten wir nach dem Frühstück in der Marina aus und klarierten dort am Computer gleich für Guadeloupe aus. Unser heutiges Ziel war die Bucht von Deshaies, also noch Guadeloupe. Das Ausklarieren konnten wir für den 10.3. vornehmen. Die Kanaldurchfahrt ist immer noch gesperrt. Wir hätten uns einiges an Wegstrecke gespart. So legten wir um 10 Uhr ab und fuhren zunächst bei guten 20 kn Wind aus E in Richtung
Süden um dann um den Westflügel der Schmetterlingsinsel herum zu fahren. Der Westkurs war mit achterlichem Wind und nur 4 kn Fahrt bei rollender Welle nicht sehr schön. Besser wurde es, als wir auf Nordkurs gehen konnten. Trotz der Inselabdeckung kamen immer wieder starke Böen durch. Das Logbuch zeigt ein ewiges Motor ein und Motor aus. Einmal segelnd, dann wieder motorend kamen wir um 1825 Uhr endlich in der Buch von Deshaies an. Leider hatten wir diesmal nicht so viel
Glück wie vor 5 Wochen. Es war keine Boje mehr frei und wir mussten relativ weit außerhalb ankern. Bei einer Wassertiefe von 16 m ließen wir unsere gesamte Ankerkette, 55m, ab. Den Anker zogen wir mit voller Rückwärtsfahrt richtig fest. Die Ankersicherung war obligatorisch. Immer wieder zogen heftige Böjen durch die Bucht. Auf Grund der Entfernung zum Ort und der fortgeschrittenen Zeit, entschieden wir uns für einen Bordabend mit Spaghetti und einem Schlückchen Wein. Die Nacht wurde sehr unruhig. Der Wind immer stärker.
Gegen 4 Uhr kam große Unruhe in der Bucht auf. Einige Anker schienen wohl nicht mehr zu halten. Auf einem größeren Segelschiff fluchte die Besatzung und versuchte ihren Anker aufzuholen. Ein anderes Segelboot hatte wohl seine Ankerkette darüber gelegt. Verschiedene Boote kamen sich durch den großen Schwojenkreis gefährlich nahe. An unserem Boot trieb nur ein paar Zentimeter entfernt ein Katamaran vorbei. Als er unser Boot glücklicherweise ohne Kontakt passierte ging dort Licht an: Guten Morgen! Es passierte zwar nicht mehr, aber an Schlaf war auch nicht zu denken. Zu laut heulte der Wind mit bis zu 30 kn und die Ankerkette und Sicherungsleine zerrte und quietschte am Boot.
Pointe-à-Pitre, Rückreise
Heute, am Montag den 3.2.2015, sollte es für 5 Wochen zurück nach Deutschland gehen.
Der Flug von Pointe-à-Pitre nach Paris-Orly war für den Abend um 18:10 Uhr Ortszeit terminiert. Also noch genügend Zeit um das Boot klar zu machen. Bettwäsche, Handtücher, Trockentücher und einige meiner Kleidungsstücke, die ich nach meiner Rückkehr hier wieder benötige, gaben wir in die Wäscherei.
Am Nachmittag sollte alles fertig sein. Innen und außen reinigten wir das Boot. Das Dinghi legten wir zum Trocknen zurecht. Allerdings hatten wir immer wieder Pech mit einigen Regenschauern. Am Ende falteten wir das Dinghi, nicht hundertprozentig trocken, zusammen und verstauten es in der Backskiste. Die Schutzhülle um die Genua und die Abdeckung des Cockpittisches waren rechtzeitig angebracht. Alle Fallen waren
so befestigt, das sie während der Abwesenheit nicht schlagen können. Die Solarpanels von der Sprayhood wurden demontiert und in einer Kabine verstaut. Wir waren gerade mit dem Staubsaugen fertig, da fiel mir auf, dass unsere Landstromanzeige verloschen war. Was war nun wieder defekt? Auch das Umstecken an
Land half nicht. Naja, wir hatten auch den Kühlschrank völlig leer gemacht und benötigten eigentlich den Landstrom nicht unbedingt. Es war Mittag und wir waren im Prinzip fertig. Die Taschen gepackt und das Boot klar. Also konnten wir die restliche Zeit durch die Marina streifen, etwas trinken und essen und kurz vor Abreise die Wäsche aus der Reinigung abholen. Im ersten Geschäft wunderten wir uns, dass es dort in den hinteren Gängen recht dunkel ist. Im Gespräch mit dem Ladenbesitzer
erfuhren wir, dass auf der gesamten Insel der Strom ausgefallen ist. Das war einerseits beruhigend, da im Umkehrschluss mit dem Stromanschluss auf der Bahati alles in Ordnung sein muss. Andererseits machte uns der Stromausfall, je länger er anhielt, doch auch etwas nervös. Wie sieht es in einem solchen Fall am Flughafen aus? Können die Maschinen dann überhaupt abgefertigt werden? Fällt der Flug unter Umstanden aus? Selbst ein Essen zu bekommen war nicht ganz einfach und die Auswahl an Speisen stark eingeschränkt. Und wie sieht es mit der Wäsche aus? Wir diese noch rechtzeitig fertig? Christoph hatte morgens noch gescherzt: Er würde gerne seinen Urlaub verlängern, ihm würde aber kein Grund einfallen. Jetzt war er da, der Grund! Im Marina-Büro hatten wir uns bereits am Vortag abgemeldet und für heute um 15:30 Uhr ein Taxi zum Flughafen bestellt. Um 15 Uhr war der Strom wieder da und um 15:15 Uhr kam Christoph mit der frisch gewaschenen Wäsche zu Boot. Punktlandung! Die Fahrt zum
Flughafen dauerte keine 30 Minuten. Das Boarding war pünktlich um 17:10 Uhr und fast wäre auch der Start pünktlich gelungen. Wir standen schon an der Startbahn als wir wieder umkehrten und zu unserem Parkplatz zurück fuhren. Die Anzahl der Koffer stimmte nicht. Es stellte sich heraus, dass sich vom Bodenpersonal irgendjemand verzählt hatte. Eine Stunde später starteten wir dann und kamen fast pünktlich in Paris an. Die weitere Rückreise erfolgte ohne weitere Zwischenfälle.
Le Gosier
Um 3 Uhr morgens, am Sonntag den 2.2.2015, war die Nacht zu Ende. Meine angelernte
Crew wollte doch auch einmal in der Nacht Erfahrungen sammeln. Dazu eignete sich diese Etappe schon alleine wegen der fast 50 Nm. Lediglich ein laues Lüftchen kräuselte in dieser Nacht das Wasser. Also Leinen an der Boje los und ab geht es mit dem Motor. Auch weiter draußen absolut kein Segelwind. Das kam mir sehr gelegen. Die beiden kannten die Strecke und waren absolut in der Lage, nach dem Navigationsplotte am Steuerstand zu fahren. Erste Nachtwache für Christoph, zweite Ulli. Ich konnte mich wieder hinlegen. Perfekt. Erst gegen 6 Uhr weckte mich Ulli. Wir waren bereits an der
südwestlichen Landspitze von Guadeloupe, Vieux-Fort, und wir mussten den Kurs ändern. Sicherheitshalber wollte Ulli eine Bestätigung von mir. Kein Problem, ich war ausgeschlafen und fit. Jetzt ging es in Richtung Osten, entlang der Südküste von Basse Terre und quer durch die Bucht zur Westküste von Grand Terre. Unser Ziel, die kleine Insel Grosier, erreichten wir nach 47 Nm um 11 Uhr. Wir ankerten hinter dem Riff in einem wunderbaren türkisfarbenen Wasser. Bis 13 Uhr wollten wir uns Zeit lassen. Nur Christoph schwamm noch zur Insel
Ulli und ich wollten einfach mal 2 Stunden relaxen. Der Bericht von Christoph über das Inselchen war schon sehr verlockend. Aber nach seiner Rückkehr war es für einen Besuch von uns zu spät. In der Marina Bas-du-Fort von Pointe-à-Pitre hatte ich reserviert, ohne jedoch eine Bestätigung erhalten zu haben. Nach den Erfahrungen in Port Du Marin auf Martinique, wollte ich diesmal möglichst früh in die Marina einlaufen. Wir lichteten gegen 13 Uhr den Anker und fuhren die letzten 3 Nm in die Marina. Dort nahm ich mit unserem Funkgerät Kontakt zur Marina auf. Das funktionierte auch an diesem Sonntagmittag sofort und prompt. Der Dockmaster kam nach wenigen Minuten und wies uns unseren Platz zu, wobei er unsere Vorleine an einer Boje befestigte. Unsere 20m Leine reichte genau um mit dem Heck nah genug an den
Steg zu gelangen und dort mit den Heckleinen fest zu machen. Das Marina-Büro war ansonsten an diesem Sonntag nicht besetzt und wir erhielten einen „Zugangsmagneten“ für den Steg und die Sanitären Einrichtungen vom Dockmaster. Die Anmeldung sollten wir am Montag erledigen. Damit lag unsere Bahati erst einmal wieder für die nächsten Wochen fest verzurrt im Hafen. Wir hatten jetzt Zeit für ein Anlegerbier und mit den Aufräum- und Reinigungsarbeiten zu starten. Am späten Nachmittag zogen wir durch die Marina um noch ein wenig Flüssigkeit zu uns zu nehmen und später dort zu essen.
In der Marina selbst waren noch 2 Trimarane von der diesjährigen Regatta von Saint Malo nach Pointe-à-Pitre, der Route du Rhum, fest gemacht. Sehr eindrucksvolle „Geräte“. Mit
seinem 31 Meter langen Trimaran gewann in diesem Jahr der Franzose Loik Peyron in neuer Rekordzeit. Für die 4.199 Seemeilen benötigte er, Einhand, 7 Tage, 15 Stunden, 8 Minuten und 32 Sekunden. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,93 Knoten. Ein absoluter Wahnsinn, der alle 4 Jahre stattfindet.
Am Abend ließen wir uns in ein afrikanisches Restaurant in der Marina locken. Das Essen war gut, die Inhaberin pfiffig und die Servicekraft musste noch angelernt werden und
wirkte sehr hilflos. Abschließend tranken wir in einer Cocktailbar in der Marina noch einen kleinen Absacker. Es war ein weiterer netter und vorerst letzter Abend in der Karibik.
Deshaies Grand Anse
Samstag, der 1.2.2015, wurde unser Strandtag. Den Ort hatten wir bereits gestern ausreichend durchlaufen und mit dem Karneval stimmungsvoll abgeschlossen. Ulli suchte
noch den großen Strand aus der Serie „Death in Paradies“. Wir hatte über die Lage eine Vermutung und mit Fragen und der i-Phone-Kartenfunktion bahnten wir uns einen Weg durch einen Wald, der dann tatsächlich am südlichen Ende des Strandes endete. Eine tolle Brandung und ein fast, zumindest in diesem Bereich, menschenleerer Sandstrand erwartete uns. Dank der neuen Europa-Flat-Tarife, und Guadeloupe zählt zur EU, konnten wir im Internetradio den
Bundesligaspieltag verfolgen. Das 0:0 in Leverkusen war nicht schlecht, löste aber auch keine Euphorie aus. Passend dazu kamen ein paar dicke dunkle Wolken, die auch einen kurzen, aber kräftigen Regen verursachten. Glücklicherweise waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits am offizielle Nordstrand der „Grand Anse“ und der Hunger hatte uns in ein Strandrestaurant getrieben. So blieben wir vom Regen verschont und genossen den Anblick und die kleine
Abkühlung. Abschließend lümmelten wir uns wieder am Strand und im Wasser bis es Zeit zum Rückmarsch wurde. Dieser führte entlang der „Hauptstraße“, war wenig erbaulich und lang. Weil wir bereits um 3 Uhr in der Nacht starten wollten, verzichteten wir auf ein Abendessen im Restaurant. Stattdessen machten wir es uns an Bord mit Nudeln und Wein bequem.
Deshaies, Guadeloupe
Für heute, Freitag, den 31.1.2015, musste eine Münze über unser Ziel entscheiden. Ursprünglich hatten wir geplant bis Deshaies die Westküste hochzufahren. Von dort wollte ich weiter um die Nordküste herum und durch die Rivière Salée-Passage, ein Kanal, welcher die beiden Inselhälften von Goadeloupe teilt, Richtung Süden zur Marina Bas du Fort in Pointe à Pitre fahren. Gut, dass ich mich bereits gestern mit dieser Route näher beschäftigt habe. Der Kanal soll landschaftlich sehr schön sein. Aber die beiden
Inselhälften sind nicht komplett getrennt. Zwei Brücken führen über den Kanal, Alliance nördlich und Gabarre südlich. Es handelt sich um zwei Zugbrücken. Die Öffnungszeiten sind schon einmal unchristlich früh. Und meine Angaben sind veraltet und für die beabsichtigte Durchfahrt am Sonntag nicht eindeutig. Gut, dass es das Internet gibt. Nach ein wenig Sucherei ist das Ergebnis: Die Brücken werden seit Anfang 2014 wegen Wartungsarbeiten bis auf Widerruf für mindestens 1 Jahr nicht geöffnet. Plan adé. Selbst bei der Wassertiefe gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Einerseits wird berichtet, dass die Tiefe mindestens 2 m beträgt, andererseits ist von 1,50 m die Rede. Für uns ist dies jetzt unerheblich. Wir müssen auf jeden Fall am Sonntag in Pointe à Pitre sein. Aus diesem Grund schlage ich zwei Alternativen vor: Wir fahren, wie geplant nach Deshaies. Müssen dann morgen allerdings wieder zurück bis Marina Port de Rivière Sens in Basse-Terre um am Sonntag die letzten Meilen bis Pointe à Pitre zu fahren. Oder wir fahren zur östlich gelegenen Insel Marie-Galante. Dort können wir den nächsten Tag verbringen, uns Motorroller leihen und eine Rum-Destilliere besichtigen. Von dort können wir am Sonntag zur letzten Etappe aufbrechen. Christoph favorisiert diese Variante. Ulli will unbedingt Deshaies besuchen, da er die dort gedrehte Serie „Death in Paradies“ kennt und die Schauplätze gerne im Original sehen möchte. Ich bin nur der Skipper und neutral. Und so entscheidet die Münze für uns. Deshaies heißt das Ziel. Meine Idee, dort auch den Samstag noch zu verbringen und dafür am Sonntag bereits um 3 Uhr loszufahren, wird gerne angenommen.
Da auch Deshaies gute 30 Nm entfernt ist, starten wir diesen Morgen ohne Frühstück um Punkt 6 Uhr. Wir setzen im Schutze der Inseln gleich das Groß mit 2. Reff und segeln so mit gemütlichen 4 kn zur Südwestspitze Guadeloups. Im Windschatten der Insel holen wir die Genua wieder ein und fahren unter Motor bis zur Bucht Anse à la Barque. Dort machen wir ein Zwischenstopp. Ein wenig baden und Frühstück stehen jetzt um 10:30 Uhr an. Nach einer Stunde holen wir den Anker
wieder auf und fahren weiter. Deshaies erreichen wir um 14 Uhr und machen dort an einer freien Boje, relativ nah am Ufer, fest. Erstaunlicherweise kommt niemand zum Kassieren. Wahrscheinlich wird der Bojenpreis durch den Verkauf von Carib (Bier) auf Umwegen
erhoben. Eine 0,33l Flasche für super billige 6 €. Der erste Eindruck war eher bescheiden und wir stellten uns die Frage, ob wir richtig entschieden haben. Ulli war ein wenig nervös. Wir schauen erst einmal. Wir fahren an Land und sehen uns im Ort um. Am Tourismusbüro hängt ein Plakat für Straßenkarneval in Deshaies und zu meiner großen Überraschung findet der Umzug am heutigen Abend statt. Sonst habe ich schon hunderte Male gelesen, was in meinen Urlaubsorten alles geboten wird. Aber immer dann, wenn ich nicht dort bin. Das ist eine absolute Premiere, dass dies zufällig so passt. Bis zum Abend ist noch genügend Zeit. Wir wollen dem Fluß Rivère Deshaies von der Mündung aus in den tropischen Wald folgen. An einigen Stellen soll es möglich sein in
diesem Fluß ein Bad zu nehmen. Der tropische Wald ähnelt mehr einem deutschen Laubwald, aber Bademöglichkeiten gibt es in dem Fluß reichlich. Nach unserem erfrischenden Bad gehen wir zurück zur Flußmündung, an der sich der kleine Fischerhafen befindet. Von dort geht es durch die Stadt, in der jetzt schon fleißig für den Abend abgesperrt wird, zu unserem Dinghi und damit zurück an Bord. Nach einem kurzen
Aufenthalt an Bord geht es wieder in die Stadt. Wir suchen uns ein Restaurant zwischen Strand und Karnevalsumzugsstraße. Dort trinken wir jeder 2 Bier zu den angesprochen günstigen Preisen. Nach dem Sonnenuntergang und den Bieren gehen wir ins Restaurant
auf die Seeterrasse zum Abendessen. Um 20 Uhr stehen wir vor dem Restaurant und warten auf den Start des Karnevals. Aber zunächst passieren noch einige Busse mit Karnevalsgruppen unseren Standort. Bis es endlich losgeht vergeht noch einige Zeit. Der Start war ungefähr um 21:30 Uhr und Füße und Rücken schmerzten bereits vom langen
Stehen. Der Karneval war die Warterei aber letztendlich wert. Tolle stimmungsvolle und farbenprächtige Gruppen zogen langsam an uns vorbei. Genau an unserem Standort gab es immer eine extra Showeinlage. Es hatte den Anschein, als ob die Gruppen hier bewertet wurden. Während der Zug seine zweite Runde drehte, lösten sich die Zuschauermengen auf und auch wir schlenderten langsam zurück zum Dinghisteg. Ulli war erleichtert und darauf gab es an Bord noch einen Ti-Punch.












































